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Isla Grande de Chiloé

Veröffentlicht: 14.01.2019

Chiloé ist nach Feuerland die zweitgrößte Insel von Chile. Sie ist rund 180km lang und 50km breit und lässt sich daher bequem in wenigen Tagen erkunden. Die Insel gehört wie Puerto Varas ebenfalls zur Region de los Lagos. Unsere Anreise nach Ancud im Norden Chiloés ist schon spektakulär. So fahren wir mit dem Bus auf eine große Fähre und setzten die rund 2km durch den Kanal von Chacao über den Pazifischen Ozean über. Von unseren Gastgebern in Puerto Varas wissen wir, dass man manchmal hier Delfine beobachten kann, die neben der Fähre schwimmen. So viel Glück haben wir leider nicht, aber wir sehen ein paar faule Robben, die auf Bojen liegen und sich sonnen, und ein paar riesige Pelikane, die elegant nur wenigige Zentimeter über der Wasseroberfläche dahin gleiten.

Unsere erste Anlaufstelle auf Chiloé ist Ancud, eine kleine Stadt im Norden. Dort machen wir uns zunächst  auf zu einem Campingplatz. Wir haben uns vorgenommen, auf Chiloé ausschließlich zu zelten, um den Geldbeutel etwas zu schonen. Anschließend geht es zur Touri-Info und bekommen den Tipp mit einem Mietwagen die Insel zu erkunden, da man damit deutlich flexibler ist als mit den Bussen und man deutlich mehr sehen kann. Glücklicherweise ist der Mietwagen sehr erschwinglich und so wird ein Auto für die nächsten vier Tage unser mobiler Begleiter sein. Mittlerweile ist schon Nachtmittag und wir suchen ein Café auf, um unsere Route für die Inseltour zu planen. Dort lernen wir eine Deutsche kennen, die in Ancud einen einjährigen Schüleraustausch macht und uns ein paar Tipps gibt. Leider haben wir die empfohlenen Krabbenempanadas während unserer vier Tage nicht gefunden. Im Anschluss gucken wir uns noch Ancud an. Wirklich viel gibt es hier nicht zu entdecken. Es gibt ein altes Fort, welches wir uns anschauen und eine Holzkirche. Für ebenjene Holzkirchen ist Chiloé übrigens bekannt! Im 17. Jahrhundert begann die Missionierung der Insel durch die Jesuiten. Diese waren sehr fleißig und bauten rund 150 Holzkirchen auf Chiloé. Trotz all diesem Fleiß schlug die dauerhafte Christianisierung der Insel fehl. Mittlerweile stehen 16 dieser Kirchen unter dem UNESCO-Weltkulturerbe und locken das ganze Jahr über Touristen auf die kleine, idyllische Insel. Ein weiterer Fun-Fact zu Chiloé: die Insel gilt neben Peru als eine mögliche Urheimat der Kartoffel (Wikipedia). Auch heute wachsen noch rund 200 unterschiedliche Kartoffelsorten auf der Insel und sie ist Bestandteil vom traditionell chiloeischem Curanto, einer Art Eintopf mit Muscheln, Fleisch und Kartoffeln.


Blick vom Fort in Ancud aufs Meer

An unserem zweiten Tag auf Chiloé wollen wir zu den Inseln Puñihuil fahren. Auf diesen drei kleinen Inseln kann man sowohl Humboldt- als auch Magellan-Pinguine in freier Wildbahn beobachten. Darüber hinaus bieten diese Inseln einer Vielzahl von anderen Tieren, wie z.B. Buntkomorane, Seelöwen und Pelikanen einen Lebensraum.Mit unserem kleinen, roten Chevy sind wir in knapp 40 min Fahrt dort und gehen an Bord eines der kleinen Boote, die Schaulustige bis dicht an die Felsformationen heran bringen.
Humboldt Pinguin auf dem Weg ins Wasser
Pinguine!

Die Felsen sind schroff und scharfkantig,...
...aber ein perfekter Brutplatz: Komorane mit Nachwuchs
Ehepaar Pelikan

Im Anschluss an die Inseln geht es für uns weiter zum Fuerte Agui, einer Festung im Norden Chiloés, welche im Jahr 1779 von den Spaniern erbaut wurde. Generell bauten die Spanier viele Festungen in Südamerika , um ihre Kolonien gegen Einheimische und Piraten zu verteidigen. Daher sieht man viel Wehrhaftes an den Küsten, aber nur wenige Lustschlösser.
Fuerte Agui - hauptsächlich zum Schutz vor niederländischen Piraten erbaut
Küste am Fort
Der Dschungel hat sich seinen Platz zurück erobert: Das schwere Erdbeben von 1960, das ganz Chile verwüstet, hat auch hier ganze Arbeit geleistet. Im Inneren des Forts blieb kaum ein Stein auf dem anderen

Inzwischen ist schon Spätnachmittag und es ist Zeit für uns weiter in den Süden nach Quemchi zu fahren, wo wir unser Zelt für die zweite Nacht aufstellen wollen. Camping ist Gott sei dank sehr einfach auf Chiloé. Gefühlt jedes dritte Haus bietet einen angeschlossenen Campingplatz für wenig Geld. Wir finden einen kleinen gemütlichen Campingplatz, wo wir unser Zelt für die zweite Nacht aufschlagen können.

Am nächsten Morgen gucken wir uns zunächst Quemchi an. Hier steht die erste UNESCO Holzkirche. Holzkirche in Quemchi


Für uns geht es weiter an der Küste entlang in den Süden Richtung Castro, der Hauptstadt Chiloés und unser Tagesziel für heute. Wir sehen noch diverse Holzkirchen in Colo, Tanaun und San Juan und machen einen Halt bei einem knapp 20m hohen Wasserfall. Dort passiert dann auch etwas mit dem wir beide nicht gerechnet haben: Auf dem Weg zurück zum Auto läuft uns eine Pudu-Kuh mit ihrem Kalb über den Weg. Die Pudus gehören zu der Gattung der Hirsche und sind die kleinsten Hirsche der Welt! Sie sind kaum größer als ein Hase und leben noch wild auf Chiloé. Wir hatten nicht damit gerechnet ein Pudu zu sehen, da diese mittlerweile als gefährdete Spezies gelten und hauptsächlich nachtaktiv sind.
Das Südpudu-Kalb ist nur knapp 30cm hoch

Der nächste Stopp ist Dalcahue. Auch dort gibt es eine Holzkirche. Und auch eine schöne Uferpromenade am Hafen. Ebenfalls am Hafen gibt es eine kleine Halle mit verschiedenen Cocinerias - Garküchen -, wo man günstig essen kann. Wir entscheiden uns für einen kleinen Snack, bestehend aus sechs Empanadas mit unterschiedlicher Füllung. Die Empanadas werden hier frisch frittiert und besonders die Muschelempanadas schmecken hervorragend. Frisch gestärkt geht es weiter in die Hauptstadt Chiloés, Castro. Dort finden wir einen idyllischen Zeltplatz ein kleines Stückchen außerhalb von Castro. Neben unseren Zelten grasen Schafe und Hühner und Truthähne picken ihre Körner.
Truthahn und Truthenne auf dem Zeltplatz

Der Vormittag des Folgetages wird genutzt, um Castro zu erkunden und im Anschluss in einer der hiesigen Cocinerias essen zu gehen. Probiert werden ein frischer Lachs und der traditionelle Eintopf Curanto. Beides schmeckt vorzüglich! Im Curanto befinden sich Muscheln, Kartoffeln, eine herzhafte Bratwurst, ein Stück herzhafter Kassler und Milcao, einer Art flacher Kartoffelkloß. Ursprünglich wurde Curanto im Erdboden gegart. Dazu aber später mehr.
Curanto in Castro - Köstlich!
Die Castro-typischen Stelzenhäuser


Am Nachtmittag brechen wir in den Westen der Insel auf, da wir am darauffolgenden Tag den dort ansäßigen Nationalpark besuchen wollen.


Die Steg-Wege im Nationalpark

Holzweg im Nationalpark

Der Nationalpark stellt sich als sehr klein und eher unspektakulär heraus. Nach gut anderthalb Stunden sind wir durch den Großteil des Parks durch. Lediglich eine Tageswanderung bis zur Küste ins noch möglich zu begehen, aber dafür fehlt uns die Zeit. Von der Touristeninformation in Castro haben wir am Vortag nämlich erfahren, dass auf der kleinen Insel Lemuy ein Kartoffelfest ist, welches wir uns nicht entgehen lassen möchten. Nach einer halben Stunde Wartezeit - generell ticken die Uhren auf Chiloé etwas langsamer als im Rest der Welt - an der Fähre setzen wir von der großen auf die kleine Insel über. Das Festchen besteht zum Großteil aus Essens- und Getränkeständen sowie einer großen Bühne. Ein bisschen wie ein kleines Weinfest. Die Einheimischen trinken hier auch die ein oder andere Flasche Rotwein. Es ist eine Menge los für so ein kleines Örtchen. Es scheint als wären die kleinen Feste, die es übers Jahr verteilt auf ganz Chiloé gibt, das Highlight der Einheimischen. Auf der Bühne wird Folklore gespielt, allerdings in einer Lautstärke, dass wir uns im Umkreis von rund 150m nicht in der Nähe der Bühne aufhalten können. Die Chilenen scheint dies jedoch nicht allzu sehr zu beeindrucken und sie tanzen und feiern trotz der hohen Lautstärke direkt vor der Bühne. Wir haben hier die Möglichkeit zu sehen, wie Curanto traditionell im Boden zubereitet wird. Da die Schlange viel zu lang ist für Curanto entscheiden wir uns für Chuchoca, einer Art Kloßteig, welcher an einem riesigen Stock über offener Flamme gebacken wird und mit ein bisschen Hähnchen und krosser, frittierter Hähnchenhaut gefüllt ist.  Gesund ist vielleicht anderes, aber es war herrlich fettig und sehr lecker!

Curanto im Erdboden zubereitet
Chuchoca, das "Kloßstockbrot"
Das ganze wird über offener Flamme knusprig gebacken

Für uns geht es jetzt wieder zurück nach Ancud, wo wir die letzte Nacht auf Chiloé verbringen. Morgen müssen wir den Mietwagen zurückbringen und dann brechen wir nach Valparaiso und Santiago auf, unseren letzten beiden Stationen hier in Chile!
 



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