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# Tag 58 Pilger lächeln nicht

Veröffentlicht: 30.04.2022

Die Fahrt von unserem Paradies in Richtung Santander war geprägt von Begegnungen mit einigen Pilgergruppen und einzelnen Personen. Wie auch schon am Tage zuvor befinden wir uns auf der Route des Camino del Norte, einer der Jakobswege durch Spanien zum Zielort Santiago de Compostela. Ich hatte bisher geglaubt, es gäbe nur einen einzigen und wahren Jakobsweg.

Symbol für den Camino

Weit gefehlt - das ist mittlerweile scheinbar eine echte Industrie geworden. Es konzentriert sich aber schon auf Spanien und den Zielort Santiago de Compostela, wo die Routen alle zusammenlaufen. Man kann sich vorstellen, was hier dann los ist. ➤ Die wichtigsten Jakobswege in Spanien durch Spanien (jakobsweg-kuestenweg.com)

Kleiner Exkurs zum Jakobsweg:

Der wichtigste und am meisten genutzte Weg ist der Camino Frances über 800 km und quer durchs Land. Der wird von ca. 60 % aller Pilger favorisiert und hat sich entlang der Route komplett auf die Wanderer eingestellt. Es gibt jede Menge Ausschilderungen und Unterkünfte unterwegs. Man ist gut behütet wenn man sich für diesen Weg entscheidet. 

Der Camino del Norte, den wir ja auch in gegensätzlicher Richtung befahren, ist nur von ca. 6 % der Pilger frequentiert - aber die sieht man auf unserem heutigen Abschnitt zu Hauf.

Jakobsweg im Norden

Der Weg führt immer entlang der Küste und damit auch in sehr hügeligem Terrain. Der Weg ist deutlich schwerer als der Camino Frances und führt gelegentlich auch über Asphaltstraßen. 

... auf der Straße

Das ist dann der Moment, wo wir uns begegnen und die Gesichter der Menschen sehen. Und dabei wächst unsere Erkenntnis- Pilger lächeln nicht.

Pilger gen Westen

Ja, warum denn nicht. Was treibt die Menschen an, sich diesen Strapazen auszusetzen und das dann mit einem genervten bis gequälten Gesichtsausdruck zu absolvieren? Man sieht den Menschen und beginnt sich Gedanken zu machen, was ihn antreibt, welche Lebenssituation dazu geführt hat, ob danach ein neues Leben beginnt und so weiter.

Vielleicht ist es ja auch nur der Moment, dass sie auf der befahrenen Straße laufen müssen. Will ich ihnen mal zugute halten.

Aber ich glaube, auch Hape Kerkeling hat meistens gequält ausgesehen.

Auf dem Weg nach Santander entlang der Küste durchqueren wir so manchen schönen Ort im Nationalpark Oyambre, das hügelige Hinterland, die grünen Felder und Wiesen. Über die Costa verde habe ich mich ja schon gestern ausgelassen. Das ist auch heute das Bild, welches für die Gegen prägend ist.

Gelegentlich machen wir einen Abstecher an die Küste, meistens fahren wir jedoch im Hinterland auf kleinen Straßen gen Santander, der Hauptstadt von Kantabrien. Hier leben ca. ein drittel der Einwohner.  Die Stadt liegt langgezogen an einer tiefen Bucht, die auch für große Seeschiffe befahrbar ist. Damit besitzt Santander eine große Hafenpromenade mit Fähranleger für Fährschiffe durch die Biskaya bis nach England. 

Fähranleger nach England

Darüber hinaus laufen auch große Auto Car-carrier (RoRo-Schiffe) Santander an.

Car - Carrier im Anmarsch

Die Stadt selbst wird als eleganter Ort mit großzügigen Promenaden beschrieben. Santander besitzt auf der vorgelagerten Halbinsel Magdalena eine Attraktion, die viele Touristen anzieht. Hier steht die beliebteste Sommerresidenz des Königs Alfonso XIII. von Spanien und verlieh dem Ort das Image eines gefragten Ferienorts.

Halbinsel Magdalena mit Sommerresidenz

Davon zeugen die großzügig angelegten Prachtstraßen und Promenaden entlang des Strandes. 

Anders dagegen die Innenstadt. 

Santander wurde 1941 Opfer eines Großbrandes, der von der Calle Cádiz in der Nähe der Hafenmolen ausging. Starker Südwind fachte den Brand an und trieb ihn in die Stadt. Das Feuer brannte zwei Tage lang. Der Brand zerstörte den historischen Teil Santanders nahezu vollständig. Auch die gotische Kathedrale wurde zerstört und später rekonstruiert. Der Wiederaufbau der Stadt veränderte die ursprüngliche urbane Konfiguration der Stadt zum Teil stark.

Kathedrale neu

Was blieb, ist die Lage auf einem Hügel, den man auf dem Weg in die City überwinden muss. Da unser Stellplatz am Universitätscampus auf der anderen Seite des Hügels lag, hatten wir eine Bergetappe vor uns. Bereits nach kurzer Zeit begann der Schweiß zu laufen und als wir auf der anderen Seite runter kamen, war das T-Shirt durch. 

Auf dem Weg entdeckten wir dann eine Besonderheit - die Stadtväter hatten ein Einsehen mit dem beschwerlichen Weg gerade für ältere Menschen (!) und legten auf der Hauptroute über den Berg einige Rolltreppen an. Damit ließ sich der Aufstieg entspannt aber gemächlich bewerkstelligen.

Rolltreppen zur Stadtquerung

Das erste Ziel galt einem Mobilfunkladen (orange), weil mein Guthaben zu Neige ging und ich neues Gigabyte brauchte. Orange lieferte 60 GB für 20 € mit 4-wöchiger Laufzeit als Prepaid - das sollte langen. Ansonsten ließen wir uns durch die Stadt treiben und hatten kein besonderes Ziel. Die Stadt sollte auf uns wirken, um einen Eindruck zu gewinnen. Der Funke sprang aber nicht über, so dass wir Santander am nächsten Tag den Rücken kehrten.

Vielleicht zu Unrecht, was wir bei der Abfahrt am nächsten Tag durch die Stadt und die Region erkannten, aber der erste Eindruck zählt.

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