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# Tag 12 Aigues Mortes

Veröffentlicht: 12.03.2022

Der Wind hat über Nacht zugenommen und pfeift ganz gut über den Strand und den freien Platz. Den Versuch eines Spazierganges am Strand breche ich sofort ab, als ich über den Schutzwall komme und mir der feine Sand entgegen bläst. Wind von Süd-Ost kommt vom Meer zum Land und nimmt den feinen Sand mit. Der Wetterbericht verheißt für die nächsten Tage auch keine Besserung. 

Einige Kilometer landeinwärts liegt Aigues Mortes am Rande der Camargue und auf dem Weg nach Montpellier. Am Ortseingang findet sich ein Stellplatz für 60 Mobile mit Stromanschluss. Da fahr ich hin!

Der Platz liegt an einem Angel See, etwas abseits der Schnellstraße und ist nur spärlich gefüllt. Es ist noch früh und ich kann den Ort mit dem Rad erkunden. An der Rezeption lobt man meine Sprachkenntnisse (merci beaucoup) und bietet mir für den nächsten Morgen "Brötchenservice" an - ein Baguette und ein pain au chocolat bitte.

Aigues Mortes verfügt über eine der besterhaltenen mittelalterlichen Stadtmauern in Europa. Die Stadtgründung ist mit dem 13. Jahrhundert angegeben. 

Die Bastide von Aigues Mortes

Die Stadt ist umgeben von großflächigen Lagunen und ist über Kanäle mit dem Mittelmeer und dem  Canal du Rhone/Sete, einer schiffbaren Verbindung zwischen der Rhone und Sète, verbunden. 

Zum Mittelmeer sind es nur 6 km, nach Montpellier und damit ins Weinanbaugebiet Languedoc sind es 35 km. Ich glaube, es lässt sich hier ziemlich gut aushalten- wenn das Wetter mitspielen würde.

Ich nutze den trockenen Nachmittag und erkunde ausgiebig den Ort und die Umgebung. Mit dem Rad kann man abseits der Schnellstraße die "pistes cyclables" nutzen und wird so entlang der Kanäle in die Stadt geführt. Das sind vom Stellplatz aus nur 3 km. 

Im Inneren der Festung liegt eine tolle Altstadt mit kleinen Geschäften, Restaurants und Cafe`s. Ich kann mir gut vorstellen, wie hier im Sommer reger Betrieb herrscht und es sich gut in einem der vielen Plätze aushalten lässt. Bei 12 Grad Außentemperatur und Wind wäre ich der einzige Gast auf der Außenterrasse.

Zentraler Platz im Inneren der Festung
Stadtgründer Ludwig IX

Auf dem Weg hierher bin ich an vielen Weinfeldern vorbei gekommen (ja, Weinfelder, Berge sind hier ja Mangelware). Hier gedeiht im Sand der Camargue der "vin de sable", der als Rosè für diese Region bekannt ist. Muss ich ja wohl probieren.

Die Einkaufsmärkte liegen außerhalb der Stadtmauer und lassen normalerweise sich über Kanalbrücken erreichen. Wenn die wichtigste Verbindung nicht gerade renoviert wird. Mit dem Auto geht das trotzdem über die Schnellstraße - mit dem Rad ohne Schnellstraße nur über einen reizvollen Umweg entlang des Kanals und nach ca. 5 km in die eine Richtung über eine Straßenbrücke auf der anderen Kanalseite zurück. 

Hausboote auf dem Kanal
... neben den weißen Pferden auch schwarze Rinder

Hatte ich schon erwähnt, dass ich ja Zeit habe. So komme ich auch in den Genuss einer weiteren Besonderheit. Der Bahnhof von Aigues Mortes liegt auf dieser Seite des Kanals. Die eingleisige Bahnstrecke endete 1873 zunächst am Bahnhof, wurde aber 1909 bis nach Grau-du-roi, dem Badeort an der Mittelmeerküste, verlängert. Dazu bedurfte es einer Überquerung der Schienen über den Kanal, was mit einer Drehbrücke gelöst wurde.

Drehbrücke über die Kanalzufahrt zum Stadthafen

So , genug Geschichte. Der Abend ist schnell erzählt. Im Supermarkt Super U gab es den vin de sable und auf dem Heimweg hab ich mir schon mal mein Abendmenu ausgedacht.

Bei seichter Fernsehunterhaltung konnte ich gemütlich kochen, Weinprobieren und Pläne für die nächsten Tage machen.

Die Internet Probleme habe ich mit einer französischen Mobilfunkkarte gelöst. Bei free mobile gibt es eine 30-Tage PrePaid Mobilfunkkarte für 19,99 € plus 10,- € für die Karte mit einem Datenvolumen von 210 GB. Wahnsinn. Die Karte ist ihr Geld wert.

Und dann kam er - der Regen. Wie angekündigt zogen dunkle Wolken am Himmel auf und entleerten sich über Nacht und am Morgen und hörten nicht auf.

Oh Schreck ... am Morgen

Die Wetterkarte zeichnet ein trauriges Bild. Das ganze Wochenende bleibt so. Ich werde einen zweiten Tag hier bleiben und den Samstag zum Putztag, Schreibtag, Duschtag (ja, Premiere im Wohnmobil, das erste Mal die Dusche benutzt und sehr zufrieden) deklarieren.

Das nächste Ziel mache ich dann vom Wetter abhängig.

Auf jeden Fall muss ich am Mittwoch in Barcelona sein .....


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