Veröffentlicht: 23.04.2023
Am nächsten Morgen leerte sich der Platz zusehends. Der erste, der wegfuhr, war das Womo aus der Slowakai, das direkt hinter uns stand - um 05.30 Uhr!
Unsere Reise ging nach Frühstück und Kartenstudium gegen 10.30 Uhr weiter. Wir wollen entlang der Küste fahren und dabei die Inseln auf Zeeland überqueren.
Dafür müssen wir aber zunächst das Autobahn - Wirrwarr südlich von Rotterdam und die vielen Abzweigungen in den Hafen durchqueren. Hier zeigt sich nochmals die riesige Dimension dieser Industrieanlage.
Irgendwann zwischen den ganzen Hafenanlagen und Kanälen findet sich der Abzweig zur N 57, die uns hinüber nach Zeeland führt. Diese holländische Region besteht aus einer Reihe von Inseln, Halbinseln und einem Stück Festland, welches vor dem Bau des einzigen mautpflichtigen Tunnels (2003, Westerschelde-Tunnel, 7,50 € fürs Wohnmobil) nur über Belgien zu erreichen war.
Zeeland ist genauso flach wie die restliche Landschaft, die wir bisher durchquert haben. Allerdings mit viel wohltuend viel Landschaft nach der industriell geprägten Rotterdamer Region.
Zeeland ist ein Ziel vieler Urlauber, die schönes Wasser, saubere Küsten und nette Badeorte schätzen. Das lassen sich die Holländer auch gut bezahlen. Unsere Recherche über Preise von Campingplätzen und Stellplätzen hinterließ großes Staunen.
Mit nur einem kurzen Einkaufs-Stopp beim ALDI in Middelburg und einer kleinen Ortsrunde in Renesse (wird als junger Ort mit vielen Aktivitäten beschrieben) gings ab durch den Tunnel zurück aufs Festland und damit in Richtung belgische Küste. Das nennt sich hier alles Flandern und da schweiften meine Gedanken ab und landeten bei der Flandern - Rundfahrt, einem Frühjahrsklassiker im Radsport. Dieses 1-Tages-Rennen fand leider schon am 2. April statt und verlief eher im Landesinneren ohne Küstenberührung.
Die belgische Küste erstreckt sich von Knokke-Heist im Osten bis de Panne im Westen und beträgt 65 km. Wir entscheiden uns für die Küstenstraße und erleben eine einzige zugebaute Fläche ohne Unterbrechung. Hier verkehrt auch eine Überlandstraßenbahn (die Kusttram) auf der gesamten Küstenstrecke und die Straße ist identisch mit der Schienentrasse, so dass wir immer wieder hinter einem Zug warten müssen, wenn er an den Haltestellen Leute ein- und aussteigen lässt.
Etwa auf der Hälfte liegt das bekannte Seebad Ostende. Hier hat Simone einen Stellplatz bei Park4night direkt an der Promenade gefunden. Tatsächlich, super Standort direkt an der Promenade.
Aber dann bekamen wir Skrupel:
Freistehen irgendwo in der Landschaft kann man mal machen, aber mitten in der Stadt unter einem Verbotsschild - schon gewagt.
Wir fahren weiter und wollen bis hinter die Grenze nach Dunquerque (Dünkirchen) fahren. Dort hatte ich einen Campingplatz am Strand und in der Nähe zur Stadt ausgemacht - der Camping La Licorne.
Und dann die Ernüchterung (siehe Titel oben):
Direkt vor dem Camping ist ein Parkplatz, auf dem auch schon einige Wohnmobile stehen und der Mann an der Rezeption bestätigt, das man dort über Nacht stehen kann.
Dort bleiben wir stehen und hören dem Regen beim Abendessen zu.
Samstag, 22.04.:
Am nächsten Morgen ist es zwar trocken, aber düster. Es gibt in Dünkirchen nur noch zwei Dinge zu tun:
Zu Nr. 1, es soll einen Stellplatz mit Entsorgung an der Strandpromenade in der Nähe des Hafens geben. Da fahren wir mal als erstes hin und finden - keinen Stellplatz. Aber einen großen Parkplatz mit einem einzelnen Toilettenhäuschen. Kann man dort wohl .... - man kann. Die Bordtoilette ist wieder einsatzfähig.
Weil es mal wieder zu regnen beginnt, wollen wir zur Erledigung von Aufgabe Nr.2 dichter an die free - Boutique ranfahren, um die ersehnte Datenkarte zu erstehen - 210 GB Datenvolumen für 20,- €. Die hat mir im letzten Jahr schon gut gefallen.
Und der Kauf funktioniert noch genauso:
Das war´s. Alles erledigt in Dünkirchen und tschüss.
Weiter geht`s über die Küstenstraße zum Abschnitt mit dem schönen Namen Opalküste (cote d`opale). Die erstreckt sich ab Calais bis zur Mündung des Flusses Somme und soll mit schönem Licht und satten Farben ihrem Namen Ehre machen.
Tatsächlich ist der Abschnitt zwischen Dünkirchen und Calais noch industriell von Hafenanlagen und Zulieferbetrieben geprägt. Außerdem sind hier ja auch der Eurotunnel und die Autofähren zwischen Frankreich und England zuhause.
Das Wetter bessert sich am Nachmittag und die Sonne lässt die Gegend viel freundlicher erscheinen.
Dann wird die Landschaft plötzlich komplett anders. Leichte Hügel und eine kurvenreiche Straße lassen so etwas wie Berglandschaft aufkommen. Die grünen Hügel und das blaue Meer lassen erahnen, warum die Küste den schmucken Namen trägt - jedenfalls bei Sonnenschein (ihr ahnt schon, was kommt).
Entlang der Steilküste und durch die schönen Orte stellt sich bei Sonnenschein endlich ein Urlaubsgefühl ein.
In Boulogne - sur - mer steuern wir den Camping Le phare d`opale direkt an der Promenade in La Porteil an. Tatsächlich bekommen wir sogar ohne Reservierung noch einen Platz auf der Anhöhe mit tollem Blick auf die Promenade.
Der Platz besteht überwiegend aus Mobil - homes, die bei den Franzosen am Wochenende sehr beliebt sind. Freie Plätze für Wohnwagen oder Wohnmobile sind die Ausnahme und wir werden am äußersten Ende des Platzes platziert. Aber bei schöner Aussicht ist das kein Nachteil. Die Sonne tut ihr übriges und wir können die Camping Stühle mal raus holen und das 5 - Uhr Bier am Platz trinken.
Das müssen wir auch genießen, morgen sieht es bescheiden aus.
Ach ja, und dann spielte ja zuhause die Handball Oberliga und mein HC Bremen versüßt uns den Abend mit einem Auswärtssieg in der alten Heimat beim TuS Rotenburg.
Danke Jungs.