Stockholm - Nordkap
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vakantio.de/klaus

Zweiundzwanzigster Tag

Veröffentlicht: 03.07.2017

Svensby - Badderen

125km

19.8 kmh Schnitt

Erst wolkig, dann überraschenderweise immer sonniger, der wärmste Tag seit ich in Norwegen bin

Ach der Wind. Mal von vorne dann schiebt er wieder, heute hatten wir lange keinen. Ich würde sagen ausgeglichen

Es war vielleicht mein letzter Tag mit Jonathan, wobei ich mir eigentlich sicher bin, dass wir uns noch mal über den Weg laufen (fahren)

Der Tag fing sehr mückig an. Es war eine bleierne Stimmung und fast windstill. Und alles war voll von den kleinen Griebelmücken. Uli und Diana werden sich noch an unsere Paddeltour in Schweden erinnern als wir fast aufgefressen wurden. So schlimm war es nicht aber sobald du irgendeine freie Stelle gezeigt hast saßen die kleinen Biester auf der Haut und haben schon zugebissen. Zum Glück hatte ich meinen Mückenhut dabei und Authan hat sie auch ein bisschen abgehalten. Trotzdem war es ein hektisches und ungemütliches Frühstück (versucht mal mit Mückenhut zu frühstücken).

Wieder einmal waren die ersten Kilometer bis zur nächsten Fähre besonders schön. Jetzt konnten wir die Windstille genießen. Wir fuhren in einen kleinen Fjord der von hohen und schroffen Bergen gesäumt war. Wir schätzten die Höhe. Ich: 800m Jonathan: 1000m. Sie waren über 1400m hoch!

An der Fähre (die erste am Sonntag morgen (9:10)) waren drei Reisebusse. Einer war der von den Österreichern, die wir seit den Lofoten an fast jeder Fähre wieder treffen. Ein anderer war aus Frankreich und die halbe Gruppe hatte uns umkreist und stellte Fragen. Wir erregten ihre Aufmerksamkeit va durch meine Satteltaschen, wo groß der Schriftzug "Globetrotter" drauf steht. Das war auch der Name ihres Veranstaltern.

Die Fähre setzte uns über den Lyngenfjord, ein breiter, gerader, sich nach Norden öffnender Fjord. Auf der Ostseite hatten wir einen tollen Blick auf die hohen, teils vergletscherten Berge auf der anderen Seite.

Ich merkte dass ich heute nicht so fit war und Jonathan an jedem Berg auf mich wartete. Als ich Pause machen wollte trennten wir uns. Da wir uns ja schon mal verabschiedet hatten war es ein schnelles "good bye". Ich blieb etxra etwas länger an dem schönen Rastplatz, aber Jonathan war eh schneller. Alleine zu fahren ist natürlich anders, niemand zum austauschen, sich auf schöne Motive aufmerksam machen oder Windschatten fahren ;-), aber es hat durchaus auch seinen Reiz. Ich hab ein bisschen gesungen und bin genau mein Tempo gefahren.

Mein erstes größeres Etappenziel heute war Storslett, eigentlich das einzige größere Dorf heute auf der Strecke und vmtl die einzige Chance einen offenen Laden zu finden (Sonntag). Jonathan hatte mich schon vorgewarnt, dass vor Alta ein besonders hoher Anstieg (400m) zu bewältigen ist. Was er aber nicht gesagt hat, war dass vor Storslett auch noch mal ein 250m Hügel zu überwinden ist. Und ich hab ihn nicht auf der Karte gesehen. Ihr werdet vielleicht denken: 250m, 400m das ist doch Kinderkram. Im Prinzip stimm ich da zu, aber mit so einem schweren Rad fühlen sich 200 wie 500m an. Naja, ich hab ihn geschafft und durfte auf der anderen Seite einige km genüsslich runter rollen. Storslett hatte auch einen offenen Laden und obwohl ich noch gut ausgestattet war hab ich mir aus Prinzip Bananen und Teilchen gekauft.

Jetzt nahm der Wind wieder zu und blies mir leider entgegen. Mental bereitete ich mich schon auf den 400m Anstieg vor, aber die Strecke zog und zog sich (auf einer 1:400 000er Karte sieht alles so nah aus). Aber dann kam ich nach Oksfjordhamn und erst ging es an einen großen, wunderschön gelegenen See. Und da war auch schon die Abzweigung über den Pass. Hatte ich erwähnt, dass heute ein fast heißer Tag war. 17 Grad Celsius im Schatten. Und die Straße lag in der Sonne. Angenehm war, dass sie zwar steil aber konstant steil war (und ejn paar von euch wissen ja, dass ich eh gern bergauf fahre). Leider waren wir/ich seit der Fähre auf der E6, die Hauptstraße Richtung Kap, dementsprechend stark befahren war sie auch. Die Landschaft war sehr schön, zunächst ging es durch lichte Birkenwälder, diese wurden immer lichter und immer mehr Rentiere waren zu beobachten. Va links ragte ein hoher 1000m Berg neben der Straße auf und genau als ich vorbei fuhr brach in ein paar hundert Metern Entfernung ein ca 20x20m großes Schneebrett ab und donnerte ins Tal. Auf ca 350m kam ich über die Baumgrenze und auf 401m erreichte ich die Passhöhe. Die Aussicht war überwältigend. Vor mir lag ein langer Fjord, umrahmt von teils schneebedeckten Bergen und in der Ferne waren sogar Gletscher auszumachen. Ich war voller Euphorie und auch ein bisschen Stolz, dass ich den Berg geschafft hatte. An einem Rastplatz hielt ich noch mal für ein paar Fotos und sah einen deutschen Campingbus mit Kf Kennzeichen. Der ältere Herr sprach mich an, ob ich einen Kaffee haben wollte. Wenn ich eines auf der Tour gelernt hab, dann nie was ablehnen. Wir kamen kurz ins Gespräch und ich erzählte ihm, dass wir fast Nachbarn seien, da ich aus Kempten bin.

Die Abfahrt war schnell, genussvoll und viel zu kurz. Ich war immer noch voll Euphorie und fühlte mich als ob ich ewig weiter radeln könnte. Dieses Gefühl legte sich etwas als ich wieder nach Nordosten fuhr und mir der Wind entgegen kam. Ausserdem sah ich schon den nächsten 250m Anstieg. Den wollte ich mir für morgen aufheben. Ich fand einen schönen, etwas steilen Strand. Der Platz ist eigentlich genial, liegt nur ein bisschen nah an der Straße. Da ich 2 Tage nicht geduscht und viel geschwitzt habe, bin ich noch erhitzt ins Meer gehüpft. Tat das gut. Jetzt muss ich bald mal was gescheites essen und dann noch was mit den vielen flachen Steinen anstellen die hier überall rumliegen.

Nachtrag: ist ein 2,5m höher Steinturm geworden. Bilder folgen. Meine simkarte funktioniert immer noch nicht 

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