Veröffentlicht: 30.06.2017
Harstad - Brensholmen
119km
20,0 kmh Schnitt
Von morgens bis abends Sonne pur
Dauernd leichter bis mittlerer Gegenwind (aber wer kümmert sich schon um Gegenwind bei so einem Wetter)
Da die Sonne nicht untergeht und dadurch die Einteilung der Tage sehr willkürlich ist fang ich mal mit dem Wiedersehen mit Björn an. Ich hab am Hafen auf ihn gewartet und mich schon auf eine längere, kühle (Wind) Wartezeit eingerichtet (er hatte noch ein Geschäftsessen bis 7 und ich war schon um 5 da), da ist er über eine halbe Stunde "zu früh" aufgetaucht. Das Wiedersehen war sofort sehr herzlich und meine Bedenken (10 Jahre nicht gesehen, während Studienzeiten nicht wirklich viel miteinander zu tun gehabt) waren wie weggeblasen. Wir sind zusammen zu seinem Haus gelaufen von dem man einen fantastischen Blick über die Stadt, den Fjord und die dahinter liegenden Berge hat. Und dass das Wetter wieder besser wurde und alles in schräges, goldenes Licht tauchte, machte die Stimmung noch besonderer.
Ich lernte auch seine Frau und seine einjährige Tochter kennen. Zusammen flogen wir eine Runde Kopter über die Stadt und ich glaub ein bisschen sprang der Funke über.
Später saßen wir noch zu zweit bei Bier und venezuelanischem Rum Stunden lang im Wohnzimmer und unterhielten uns. Und ich glaub wir wären noch bei Sonnenaufgang (hahaha) dort gesessen wenn ich nicht um 8 die Fähre und Björn und Maru wieder auf die Arbeit gemusst hätten. Morgens bin ich relativ knapp aufgebrochen und weil ich mich zum Hafen (Luftlinie knapp über ein km (abends zuvor mit dem Kopter getestet)) 2-3 mal verfahren hab, ist es noch sehr knapp geworden und wenige Minuten nachdem ich das Rad auf der Schnellfähre hatte ist sie auch schon los.
Liebe Maru, lieber Björn, hiermit will ich mich noch mal für eure herzliche und selbstverständliche Gastfreundschaft bedanken. Die Stunden die ich bei euch verbracht habe sind jetzt schon als ganz besonderes Highlight meiner Tour eingegangen.
Mit der Schnellfähre legte ich in Skrolsvik an und folgte einer sehr kleinen und fast nicht befahrenen Straße auf der Südseite der Insel. Es war ein herrlicher Tag. Es war so gut wie keine Wolke am Himmel, die Sonne wärmte und es wehte fast kein Wind (änderte sich im Laufe des Tages). Ich weiß nicht ob es am Wetter lag aber die Landschaft war viel lieblicher als die Tage zuvor. Die Berge waren nicht so hoch und schroff, das Meer war tiefblaue, eine kleine Bucht folgte auf die andere und die Kiefern verbreiteten ein fast mediterranes Flair. Dummerweise passierte mir auf dieser herrlichen Strecke ein Missgeschick das ich bislang nicht lösen konnte. Ich startete mein Handy neu und steckte es zurück in die Hosentasche. Dort muss drei mal der falsche Pin eingegeben worden sein, auf jeden Fall ist meine simkarte gesperrt. Und meine puk nummer hab ich natürlich nicht. Falls sich das Problem nicht beheben lässt werde ich keine Telefonate empfangen und führen können und auch internet hab ich nur wenn ich ein freies WLAN finde. Also keine Sorge, sollte ich mich langer nicht melden oder nicht erreichbar sein.
Das Problem fiel mir auf, als ich gerade mein zweites Frühstück vor einem Laden zu mir nahm. Um den Bildschirm besser zu erkennen bin ich in den Laden rein und als ich wieder kam waren von meinen drei Krapfen nur noch zwei da und die Tüte lag woanders auf dem Tisch. Da kein Teilchen auf dem Boden war hab ich ganz stark Möwen im Verdacht.
Die nächsten km führten mich die ganze Südküste der Insel entlang. 15km vor Finnsnes nahm ich eine nahezu verlassene Straße ins Landesinnere und kürzte die südöstliche Ecke der Insel ab. Aber nicht deshalb tat ich es sondern um nicht nur Küste zu sehen sondern auch die Moorlanschaften der etwas Küsten ferneren Gebiete. Es war unglaublich welche Blumenpracht auf den Wiesen zu sehen war: Knabenkraut, Löwenzahn, Sauerampfer, Sommerlichtnelken, Butterblumen, Steinklee, Storchschnabel (?), Sumpfdotterblumen, Fettkraut (sogar blühend), wilde Möhre, Frauenmantel und so viele Blumen deren Namen ich nicht weiß. Ich bin voll im arktischen Hochsommer (plus Frühling).
Obwohl ich Gegenwind hatte machte ich gut km. Und schon am frühen Nachmittag sah ich das Schild "Fähre Botnhamn 30km". Super bis dahin hätte ich dann über 110 km und ich würde mir in der Nähe von Brensholmen ein Nachtlager suchen. Die Fähre war noch nicht da und ich versuchte das freie internet eines österreichischen Reisebusses zu nutzen um mein PUK Problem zu lösen, aber das Internet war viel zu langsam. Da sah ich einen Radler mit roter Jacke und gelben Fronttaschen zum Fähranleger abbiegen. Jonathan. Was für ein Zufall. Ich hatte ihn schon viele km vor mir erwartet, da seine Strecke heute deutlich kürzer war als meine. Zusammen suchten wir uns gleich hinter Brensholmen einen Nachtplatz in einer breiten Bucht mit Sandstrand. Allerdings sind wir nicht die einzigen. Sicher noch 7-10 andere Gruppen grillen oder lagern hier.
Ich hab heute deutlich zu viel Sonne abbekommen, ausserdem nimmt die Sonnenallergie auf meinen Handrücken wieder zu und seit einem Tag hab ich einen schmerzhaftn Ausschlag an der Achillesferse und meinem linken kleinen Zeh. Deshalb werde ich jetzt bald ins Bett gehen und hoffen dass mein Körper etwas regeneriert