Veröffentlicht: 27.04.2019
Seit dem 31. März bin ich jetzt in Sri Lanka, genauer gesagt etwas außerhalb von Tangalle. So genau ist das jetzt auch nicht, aber egal. Also hier bin ich jetzt für genau 2 Monate und "arbeite" ein bisschen in einem Kinderheim. Gemeinsam mit anderen Praktikanten, 3 Hunden und einer Katze wohne ich auf einem Gelände, wo jeder in einem schönen, großen Bungalow haust, das nur 2 Gehminuten vom Kinderheim und 5 Minuten vom Strand entfernt ist.
Es gibt immer 2 Schichten, die zu besetzten sind. Die Frühschicht von 9-12 Uhr, hier hilft man hauptsächlich in der Küche beim Schnibbeln und putzen, weil die Kinder normalerweise in der Schule sind. Und die Spätschicht von 14.30-17.30 Uhr, wo man sich dann mit den Kids beschäftigt. Also das sind so die offiziellen Zahlen...Ich sag mal so, wir brauchen fast nie die ganzen 3h. Und vor allem Nachmittags müssen die Kinder auch schon meistens gegen halb fünf duschen gehen. Achja, eine Tea-time gibt es zwischendurch auch noch...Wie ihr merkt, bin ich sehr augelastet:) Nicht zu vergessen sind die 2 freien Tage in der Woche, die uns jeweils noch zustehen...Papa, komm mir jetzt nicht mit "Lotterleben"!
Es gibt einen großen Schrank, in dem viele verschiedene Materialien sind, wie z.B. Spiele, Bastelsachen, Mandalas, Stifte usw. Wir können dementsprechend unsere Zeit eigentlich relativ frei gestalten. Ich rede die ganze Zeit von "wir" und wir sind Miriam und David aus Österreich, Julia und Kathi aus Freiburg, ich
und die drei Hunde Sia, Lanka, Enja und die Katze "Katze" (mein absoluter Socke Ersatz!). Die ersten 3 Tage war noch ein Pärchen aus der Schweiz da und für 2 Wochen war noch Mona, eine Abiturientin aus Deutschland. Meine Hoffnung etwas mehr englisch zu sprechen ist somit auch verschwunden, weil auch im Kinderheim spricht man nur sehr schlechtes, gebrochenes Englisch, weil die Erwachsenen und auch die Kinder sehr schlecht englisch können. Aber was soll, damit hab ich mich abgefunden:)
1x in der Woche müssen wir die Mädchen entlausen und das ist alles andere als spaßig! Die haben so viele Läuse und vor allem Nissen, dass es nur was bringen würde, wenn man alle Haare abrasieren würde. Es ist wirklich sehr eklig...
Wenn wir mal nicht entlausen, dann steht englisch lernen sehr weit oben auf der Liste und anfangs war es oft so, dass wir mit irgendwelchen englisch Blättern vorankommen wollten, so haben zumindest unsere Vorgänger es gemacht. Aber mit 6-7 Kinder in verschiedenen Altersgruppen kommt man mit Arbeitsblättern nicht weit und zudem sind wir alle auch keine Lehrer. Recht schnell haben wir gemerkt, dass wir eine andere Taktik brauchen, um die Sprache näher an sie heranzubringen. Tatsächlich hat es 3 Wochen gebraucht bis ich Spaß und etwas Sinn an der Sache gefunden habe, die wir tun. Englisch Blätter gibt es mit uns jetzt erstmal nicht und auch Mandalas malen haben wir mal hinten angestellt, weil dazu brauchen wir nicht daneben hocken. Die können sich schon sehr gut selber beschäftigen. Mein allerliebstes Theater Warm-up Spiel "Hey Con Cara" habe ich auch schon ausgetestet und bin begeistert. Das geht einfach mit jeder Gruppe:)
Wie schon erwähnt hat jeder Anspruch auf 2 freie Tage in der Woche und die nutzen wir, auch mal alle zusammen und so haben wir schon 2 größere Ausflüge gemacht. Der erste ging in den Regenwald, wo wir eine geführte Tour bekommen haben.
Im Vergleich zu den Regenwälder auf Borneo, war der hier echt mega cool! Wir haben super viele Tiere gesehen. Von Spinnen, einer Vogelspinne über giftige Schlangen, zu Affen und allen möglichen Geckos.
Und unser Guide konnte auch viele deutsche Wörter. Dann fielen immer solche Sätze, wie "This is Baumwolle" oder "Can you hear the Specht?". Die Tour führte zu einem schönen Wasserfall (siehe Bild weiter oben mit den anderen Praktikanten) und den ganzen Weg lang wurden wir von einer schwangeren Hündin begleitet. Wie sich herausstellte folgten viele Straßenhunde Gruppen, in der Hoffnung am Ende etwas zu essen zu bekommen.
Sehr traurig...Ja, Sri Lanka hat echt extrem viele Straßenhunde. Apropos Straßenhunde...! Vor ein paar Tagen (die Tage nach Ostern - zur Orientierung) haben Julia und Kathi ganz viele Welpen entdeckt. 2 Hündinnen haben an der selben Stelle geworfen und die eine Hündin hat der anderen alle Welpen genommen. Fast täglich besuchen wir die kleinen Racker.
Da schmelzt einem so das Herz davon.
Der zweite Ausflug ging in den Udawalawe Nationalpark. Dort haben wir eine Safari gemacht und viele Elefanten gesehen.
Büffel gab's auch viele, sogar Krokodile, bunte Vögel, Warane, Pfaue usw.
Die asiatischen Elefanten sind deutlich kleiner als die afrikanischen.
Leider waren viel zu viele Jeeps unterwegs, das lag vor allem daran, dass die meisten nur mit 1 oder 2 Personen besetzt waren. Total dämlich! Dann sah das ab und zu so aus:
Zum Glück hat sich das immer wieder verlaufen.
Wenn man Glück hat und Saison ist kann man an unserem Strand abends Schildkröten beobachten, wie sie aus dem Meer kommen, um ihre Eier zu legen. Und tatsächlich habe ich mit Miriam und David an einem Abend eine gesehen!
Das war so ein einmaliger Moment und total spannend! Langsam hat sie sich aus dem Meer gezogen und ist den breiten Strand mit Mühe hochgerobt. Sie hat viele Löcher gegraben und als wir dachten es wäre so weit, hat sie leider abgebrochen. Sobald Schildkröten Angst bekommen (z.B. Licht, Hunde oder andere Tiere, Menschen die zu Nahe kommen etc..), brechen sie ab und gehen wieder zurück ins Meer. Außer sie haben mit dem Eier legen begonnen, dann ziehen sie es durch. Diese Schildkröte war echt riesig!
Für 2-3 Tage bin ich nach Hikkaduwa gefahren, eine kleinere Küstenstadt, die etwas nördlicher liegt. Es war nicht so besonders, weil es ziemlich voll war aufgrund der Feiertage rund um Neujahr. Und sonst hatte, wie ich fand, es nicht so viel zu bieten. Dennoch habe ich mir eine kleine Schildkrötenauffangstation angeschaut und ein kleines Tsunamiemuseum. In meiner Unterkunft habe ich Sarah aus Deutschland kennengelernt, die auch Volontär in einem Kindergarten dort ist. Sie habe ich dort auch besucht und ihr ein bisschen geholfen zu streichen, denn es waren Ferien und sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Räume etwas freundlicher zu gestalten.
Dann möchte ich noch kurz vom Ostersonntag erzählen, zu den Anschlägen. Wie das so war hier und wie es seitdem ist. Vorab, ich bin schon recht weit weg von den Orten, wo Explosionen stattfanden und wir sind hier nochmal weiter abgeschottet von der nächsten Stadt Tangalle. Wir waren also zu keinem Zeitpunkt in Gefahr. Nichtsahnend habe ich meinen Morgen verbracht, in Ruhe gefrühstückt und etwas gelesen. Dazu muss ich sagen, dass wir in unseren Bungalows super schlechten Empfang haben, dass man echt nicht viel damit anfangen kann, schon gar nicht irgendwelche Nachrichten zu lesen. Gegen kurz nach zwölf habe ich dann auf mein Handy geschaut und eine Nachricht gelesen von meiner Freundin Leslie, ob alles okay sei. In Großbuchstaben. Immernoch nichts ahnend wollte ich etwas witziges zurück schreiben doch in der Sekunde ruft mich ein Freund an. Total erleichtert sagte er, er sei so froh meine Stimme zu hören und ich hab noch halb gewitzelt geantwortet, dass ich mich auch sehr freue seiner Stimme zu lauschen, bis er mir dann erzählte was vor ein paar Stunden in Sri Lanka passiert ist. Ich hatte mit nichts gerechnet und noch weniger mit so etwas und der Schock saß ordentlich tief. Obwohl jetzt echt schon oft schlimme Dinge passiert sind, hat es mich diesesmal ziemlich getroffen. Es fühlte sich aber auch so nah an. Die Stimmung war den ganzen Tag lang über sehr gedrückt und im Kinderheim natürlich nochmal mehr. Dort liefen die ganze Zeit Nachrichten und die Heimmutter Wasanthi erzählte uns erschreckende Dinge über den Hass der zwischen den Moslems gegenüber den Buddhisten und Christen im Land herrscht. Irgendwann Nachmittags wurden alle sozialen Medien von der Regierung gesperrt und wir waren somit erstmal nicht erreichbar. Allerdings dauerte das nicht nur 24h an, sondern war bis zum 30. April gesperrt. Nach 3 Tagen haben wir herausgefunden, dass man mit einer App die sozialen Medien wieder aktivieren kann. Aber es war schon komisch ein paar Tage nicht erreichbar zu sein und Anderen mitzuteilen, dass alles ok ist. Abends war auch eine Zeit lang Ausgangssperre und da viele Besucher frühzeitig abgereist sind, herrscht eine fast zu ruhige Atmosphäre. Mittlerweile hat sich die Lage aber meines Erachtens beruhigt und es ist alles wieder ziemlich normal.
Ich hatte ja schon erwähnt, dass wir sehr nah am Strand sind und fast täglich gehen wir auch dorthin. Allerdings kann man im Meer bei uns nicht baden gehen, weil die Strömung zu stark ist und die Wellen zu groß. Vor ein Paar Tagen hat sich die Regenzeit auch bemerkbar gemacht und seitdem ist das Meer noch gewaltiger! Teilweise sind die Wellen 2-3 Meter hoch. Uns wurde aber auch gesagt, dass im Mai, wenn die Regenzeit richtig startet, die Wellen noch krasser werden. Ich bin mal gespannt...
Das war mein erster Monat hier in Sri Lanka und somit ist auch schon die Hälfte meines Praktikums vorbei. Die Zeit rast so unfassbar! Ich entschuldige mich für diesen elendlangen Beitrag und die vielen Fotos, aber es passiert einfach dann doch sehr viel;)
Bis in einem Monat, dann folgt Teil 2:)