Veröffentlicht: 08.04.2017
Von Uyuni ging es also direkt weiter nach Potosí. Eine etwas holprige Fahrt im strömenden Regen durch die Anden. Angekommen in Potosí habe ich dann versucht, mit einem Taxi zum Hostel zu fahren. Problem: Ich kam an einem Feiertag an und durch diverse Sperrung in der Innenstadt wollte kein Taxi in die Zielstraße fahren. Mit Hilfe einer Apothekerin habe ich dann nach etwa 1,5 Stunden im -wie bereits erwähnt- strömenden Regen ein Taxi bekommen. Vor Ort habe ich dann erfahren, dass das Hostel gar nicht mehr existiert... als Entschädigung habe ich die Nacht dann in einem Hotel mit eigener warmen Dusche verbracht - schließlich fing der Tag auch schon um 4:30 Uhr in der Salzebene Uyunis an.
Potosí war zu Kolonialzeiten eine der reichsten Städte Südamerikas, da die Berge in der Umgebung Silber und andere wertvolle Mineralien enthalten. Dementsprechend schön ist der zentrale Platz von Potosí, wobei die Minen seit langem nicht mehr den hohen Ertrag von früher einbringen und die Stadt weitestgehend verarmt ist. In Potosí war ich in dem Museum "Casa de la moneda". Das Gebäude wurde vor 400-200 Jahren genutzt, um das rohe Silber zu Geldmünzen für die spanische Krone zu verarbeiten. Heute sind die Maschinen und antiken Münzen in mehreren Räumen restauriert und ausgestellt. Während der Ausbeutung durch die Spanier sind übrigens schätzungsweise 8 Millionen Indios unter schlechtesten Bedingungen in den Minen und den dazugehörigen Fabriken gestorben.
Heute kann man sich die Minen in geführten Touren anschauen und selbst unter Tage fahren, was ich jedoch nicht gemacht habe. Die durchschnittliche Lebenserwartung der Minenarbeiter liegt heute bei 50 Jahren - da kann man sich die Verhältnisse schon in etwa vorstellen.
Also ging es für mich weiter in die (offizielle) Hauptstadt Sucre. Ebenfalls eine schöne Innenstadt, allerdings aufgebaut wie so fast alle anderen südamerikanischen Städte auch. Dementsprechend nicht allzu spannend und am nächsten Abend ging es mit einer zwölfstündigen Nachtfahrt nach La Paz, der inoffiziellen Hauptstadt.
Angekommen morgens um 5 konnte ich zum Glück schon in das Hostelzimmer und noch etwas entspannt schlafen. Dann ging es in die volle, chaotische und recht verschmutzte Stadt - wie bereits erwartet. Das Highlight in allen bolivianischen Städten ist es definitiv, wenn ein Bus an einem vorbeifährt und man gefühlte 10 Sekunden durch die schwarze Abgaswolke läuft und versucht, bloß nicht zu atmen. Da kann man nur über die VW-Abgasaffäre und die westlichen Standards schmunzeln - allerdings schätzt man zweites umso mehr.
In La Paz gibt es aber einige kleinere Parks zur Erholung und die frischeste Luft gibt es bei der Fahrt mit dem Teléfonico - einer Seilbahn, mit welcher man in Gondeln auf die Berge fahren kann, welche die Stadt umgeben. Eine wahnsinnige Aussicht garantiert.
Den zweiten Tag habe ich dann eine Walking Tour gemacht, um noch etwas von der Stadt, der Kultur und den Menschen zu erfahren - bevor es am Abend zum bolivianischen Clásico ging. Die beiden Fußballvereine aus La Paz, TheStrongest und Bolivar, spielten im ausverkauften Stadion (42.000) 1:4. Stimmungstechnisch wurde definitiv einiges geboten, spielerisch eher weniger, aber mit fünf Toren war es doch ansehnlich.
Den nächsten Tag ging es zur wohl bekanntesten bolivianischen Straße, der "Death Road". Wer ab und zu Galileo schaut, wird die Bilder von dort schon einmal gesehen haben. Im Krieg zwischen Bolivien und Paraguay (ca. 1930) haben paraguayische Kriegsgefangene eine Straße in die Anden gesprengt, um den Weg von La Paz in den Norden zu verkürzen. Die einspurige Straße hat jedoch keine Sicherung und so sind bis 2006 rund 20.000 Menschen auf der Strecke verunglückt, indem sie mit ihren Fahrzeugen bis zu 600 Meter in die Tiefe gefallen sind. Seit 2007 gibt es eine moderne und sichere Strecke und die alte "Death Road" wird nur noch von Dorfbewohnern der Gegend und Mountainbike-Touristen (wie mir) benutzt.
Diverse Anbieter stellen dafür Kleidung, Ausrüstung und erfahrende Guides. Ausgangspunkt war ein See auf 4700 Metern Höhe, von dem es rund 20km bergab auf asphaltierter Straße ging. Der Bus fuhr uns dann rund 10 Minuten weiter zum Startpunkt der eigentlichen Strecke. Von nun an ging es für 35km bergab über eine Schotterpiste, zwischendurch mit kleinen Flussläufen und Wasserfällen, bis wir nach rund 2 Stunden im bolivianischen Tropenwald auf 1100 Metern ankamen. Dort fuhren wir zu einem Restaurant mit Pool und blieben dort für rund 2 Stunden. 100 Mückenstiche waren wie das Essen, die Poolnutzung und Bilder des gesamten Tages inklusive...
Auf dem Rückweg hat sich die zweistündige Schotterpistenabfahrt langsam bemerkbar gemacht, in Form von leichtem Schmerz an Händen, Unterarmen und dem Rücken, aber das Erlebnis war es definitiv wert!
Nächster Stop nach La Paz wird der Titikakasee an der Grenze zu Peru sein. Genaueres folgt natürlich in den nächsten Tagen.
Saludos,
Kai