Veröffentlicht: 06.10.2017
Hallo ihr Lieben,
Wie versprochen berichte ich euch heute alles über meine Erfahrungen mit dem Abel Tasman Coastal Walk. Vorab möchte ich sagen, dass ich damit eine Sache von meiner Bucket List (Sachen die ich vor meinem Tod erreicht haben will) streichen kann. Noch vor einem Jahr hätte ich nicht gedacht, dass ich das jemals schaffen würde, aber ich habe es geschafft und bin sehr stolz auf mich.
Kommen wir zuerst zu den notwendigen Vorbereitungen die getroffen werden müssen um so einen Great Walk zu laufen. Als erstes Stand für mich ein Besuch bei der iSite, dem Tourismusbüro an. Dort habe ich eine Karte des Parks mit dem Great Walk, den Hütten und Campingplätzen und anderen nützlichen Informationen bekommen. Man muss nämlich vor betreten des Parks alle Unterkünfte und das Wassertaxi oder Bus zurück gebucht haben. Als nächstes wurde in den Wetterbericht geguckt, da dieser eher schlecht aussah wurde meine Wanderung um ein paar Tage verschoben. Da ich mich zu diesem Zeitpunkt (24.09) noch nicht festlegen wollte habe ich erstmal das ganze Informationsmaterial mitgenommen zum weiteren planen. Außerdem musste ich mich darum kümmern die richtige Begleitung zu finden, denn alleine wollte ich diese Wanderung ungern machen. In den nächsten Tagen habe ich mit einigen Leuten geschrieben und schließlich Lina kennen gelernt die ungefähr den gleichen Plan hatte wie ich und genauso ungeübt in langen Wanderungen war wie ich. Nachdem auch dies geklärt war und wir uns für ein Datum entschieden haben, am 28.09 sollte es los gehen, hieß es das Essen planen. Mit zwei Personen ist es natürlich wesentlich leichter das Gewicht auf die Rucksäcke zu verteilen und so haben wir beschlossen uns etwas vorzukochen. Beziehungsweise hatte ich diesen Plan schon unabhängig von einer möglichen Wanderbegleitung gemacht und einfach daran festgehalten. Also habe ich Tika Masala, aus dem Glas, mit Kartoffel, Süßkartoffel, Möhre und Zwiebel gekocht. Dazu gab es ein paar Portionen Reis. Damit war das Abendbrot abgedeckt. Nach dem Kochen und einem weiteren Wettercheck wurde dann alles gebucht.
Die restlichen Mahlzeiten mussten aber noch geplant werden und damit kommen wir zum nächsten Thema das ich besprechen möchte, der Inhalt meines Rucksacks. Ich habe einen 32 Liter Rucksack und diesen galt es nun mit allen Nötigen für eine 4 tägige Wanderung zu füllen. Ich habe mein Bett genutzt um alles erstmal zu sammeln und dann Unnötiges wieder auszusortieren. Sehr wichtig natürlich das Essen:
Frühstück:
- 6 gekochte Eier
- etwas Salz
- Cornflakes
Mittag:
- 4 Bananen
- 4 Äpfel
- 3 Möhren
- 16 getoastet Scheiben Toast
- 1 Glass Marmelade
- 8 Müsli Riegel
Abendbrot:
- eine große Tupperdose mit dem Abendbrot
- 3 Beutel mit Reis
Snack:
- 400g Nüsse
- ein Beutel Gummibärchen
Trinken:
- 3 Liter Wasser
Wie ihr euch nach dieser Aufzählung bestimmt schon denken könnt, platzt mein vergleichsweise kleiner Rucksack aus allen Nähten. Aber mit dem Essen ist es ja leider nicht getan. Es fehlt noch Wäsche, Zahnbürste und -pasta, Schlafanzug, Schlafsack, Taschenlampen, Ladekabel, Geschirr und so weiter. Ein weiter Grund warum es gut ist nicht alleine zu wandern, da man die Sachen aufteilen kann. Ohne Lina wäre ich da aufgeschmissen gewesen und hatte mich von für mich notwendigen Sachen trennen müssen. Aber am nächsten morgen war zum Glück alles verpackt und es konnte los gehen.
Kommen wir zum vielleicht wichtigsten Part, der Route. Man hat zwei Möglichkeiten den Abel Tasman Coastal Walk zu laufen von Süden nach Norden oder anders herum. Diese Entscheidung hängt zum Großteil von den Gezeiten ab, da es eine Stelle im Park gibt, die man nur bei Ebbe kreuzen kann. Wir sind wie die meisten Leite von Norden nach Süden gelaufen und haben unsere Wanderung in Marahau begonnen. Dort habe ich dann Lina zum ersten Mal persönlich kennen gelernt sowie vier weitere Personen, die sie im Hostel kennen gelernt hat die den gleichen Plan hatten wie wir. Wir haben uns dann zu einer großen Gruppe zusammen geschlossen. Mit dabei waren Lina aus Deutschland, Irene aus Italien, Valentin (weiblich) und Thoma aus Belgien, und Leo aus Frankreich. Wir sechs sind also zusammen in Marahau gestartet und von dort aus zur Anchorage Hut gelaufen. Ein Hut ist eine Hütte mit Schlafmöglichkeiten, einem überdachten Raum zum kochen und essen mit Kamin und Toiletten. An diesem ersten Hut angekommen haben wir zuerst am Strand gemeinsam Mittag gegessen und sind dann, nachdem wir unser Zimmer bezogen haben, noch zu Cleopatras Pool gelaufen. An diesem Tag sind wir 19,6 km gelaufen plus ein paar kürzeren Abstechern zu Aussichtspunkten. Dieser erste Tag war ein guter Einstieg in die Wanderung mit netten Ausblicken und nicht zu viel Steigung. Abends im Hut haben wir noch Chris aus Luxemburg und Michael aus der USA kennen gelernt, die sich uns am nächsten morgen anschließen sollten. Nach einem leckeren, wenn auch kalten, Abendbrot, wir konnten den Gaskocher und Topf nirgends mehr unterbringen, hat Irene uns vor dem Kamin massiert und danach sind alle glücklich und zufrieden ziemlich früh ins Bett gegangen.
Der zweite Tag (29.09) war vom Wetter her nicht ganz so schön wie der erste, da es trotz Sonnenschein öfter mal leicht genieselt hat. Nicht genug um uns ersthaft nass zu machen, aber doch penetrant genug um unsere Rucksäcke mit den Regenschutz zu schützen. Nach einem schnellen Frühstück am frühen Morgen sind wir aufgebrochen in Richtung Awaroa Hut. Heute stand uns die längste Wanderung bevor, da wir eine Hütte überspringen würden. Glücklicherweise waren die Gezeiten auf unserer Seite, so dass wir zwei Wege etwas abkürzen konnten. Zuerst ging es in Richtung Bark Bay wo wir dank den guten Gezeiten die "kurze" Strecke mit 8,4 km laufen. Dort haben wir unseren ersten und einzigen DOC Mitarbeiter getroffen der unsere Reservierungen kontrolliert hat. Dort könnten wir auch wieder ein Stück abkürzen und mussten nur 4,6 km bis zur nächsten Bucht laufen. Dort haben wir dann eine schöne Mittagspause gemacht und einige von uns sind sogar Baden gegangen. Nach ca 9 Stunden und weiteren 7,1 km sind wir dann an unserem Hut angekommen. Diese Hütte lag direkt am Wasser und wir hatten sie ganz für uns alleine. Die Zimmer waren allerdings etwas anders eingerichtet als vorher. Sechs Betten standen direkt nebeneinander quasi wie ein großes Bett und an einem war eine Leiter nach oben angebracht wo noch einmal 4 Betten waren. Diese Hütte hatte auch kein Licht so das wir wieder ziemlich früh ins Bett gegangen sind da wir irgendwann nichts mehr sehen konnten und nach diesem anstrengenden Tag sehr müde waren.
Der nächste Morgen (30.09) war etwas entspannter als der vorherige, da wir diesmal auf die Ebbe warten mussten da es keinen Track für die Flut gab. Daher konnten wir erst um 10 Uhr aufbrechen. Und selbst dann hatten wir keine Chance trockenen Fußes über diese Bucht zu kommen. Allerdings haben wir auch nicht damit gerechnet, das wir die Hosen bis zum Hintern hoch rollen mussten, damit sie nicht nass wird. Und natürlich war das Wasser furchtbar kalt. Aber nach ein paar Minuten hat man sich zum Glück dran gewöhnt. Das nächste fiese waren dann die Muscheln über die man Barfuß drüber musste. Ich habe drei Kreuze gemacht, als wir endlich wieder am Wanderweg angekommen waren und die Schuhe anziehen konnten. Aber immerhin hatten wir unglaubliches Glück mit dem Wetter. Den ganzen restlichen Tag konnten wir in kurzer Hose und T-Shirt herum laufen. An diesem Tag haben wir auch gefühlt die meisten Höhenmeter zurück gelegt. Leider haben meine Füße vom Vortag ziemlich gelitten und so hatte ich einige Blasen die mich bei jedem Schritt begleitet haben. Aber zum Glück mussten wir an diesem Tag nur 16,9 km zurücklegen. Zwei mal mussten wir auch direkt am Strand entlang und diese Gelegenheiten haben wir natürlich genutzt und die Sonne genossen. So macht wandern gleich viel mehr Spaß. In Totaranui haben wir dann unsere Mittagspause gemacht und uns von Chris und Michael verabschiedet die von dort aus direkt mit dem Wassertaxi zurück zum Ausgangspunkt gefahren sind. Der Rest von uns ist noch bis in den nördlichen Teil des Parks gelaufen. Im Whariwharangi Hut angekommen sind wir noch kurz an den Strand, so lange die Sonne noch da war, und haben dann den Abend wieder einmal gemütlich ausklingen lassen. Beim Essen haben wir noch Martin und Tobi kennen gelernt, zwei deutsche Jungs, die mit uns Kniffel gespielt haben.
Am vierten Tag (01.10) haben sich dann auch die Wege von unsere anfänglichen Wandergruppe getrennt. Lina und ich haben uns dazu entschieden am Strand zurück zum Wassertaxi zu laufen, während der Rest die Route durch den Wald nehmen wollte. Außerdem hatten die ein früheres Wassertaxi gebucht als wir, da Lina und ich es aufgrund meiner Blasen und der allgemeinen Erschöpfung nach so vielen Tagen wandern lieber gemütlich angehen lassen wollten. Wir haben dann auch richtig Glück mit dem Wetter gehabt, so das es erst angefangen hat zu regnen als wir bei der Haltestelle vom Wassertaxi angekommen waren und uns zu Martin und Tobi, die wir da zufällig wieder getroffen haben, an den einzigen überdachten Tisch gesetzt haben. Nach einem gemütlichen Mittagessen und einer weiteren Runde Kniffel wurden Lina und ich dann abgeholt. Die Fahrt war auch sehr schön, aber leider hat man aufgrund des Regens nicht so viel gesehen. Aber es war schön noch einmal zu sehen wo wir lang gelaufen sind, diesmal aus einer ganz neuen Perspektive. An unseren Ausgangspunkt angekommen haben wir Linas Sachen noch in meinem Auto verstaut und sind dann nach Nelson in ein Hostel gefahren.
Das war es vom Abel Tasman Coastal Walk. Ich kann diese Wanderung jedem nur empfehlen. Sie ist nicht nur wunderschön sondern auch für relativ ungeübte Wanderer gut machbar, mit der richtigen Ausrüstung. Ich bin auf jeden Fall froh das ich mich getraut habe diese Wanderung zu machen.
Bis bald mal wieder,
Eure Jessi