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In the middle of nowhere: Fox Glacier oder Kiwis und Glühwürmchen

Veröffentlicht: 12.02.2018

Die Städte in Neuseeland sind, bis auf sehr wenige Ausnahmen, recht klein. Doch selbst das ist noch zu viel gesagt, wenn es um Fox Glacier geht. Dieser Ort besteht eigentlich nur aus einer Straße. Auf dieser Straße befinden sich einige Hostels sowie Motels, 2-3 Cafés und ein "General Store", der eben alles verkauft. Zu horrenden Preisen, selbstverständlich. Die Landschaft hier in der Gegend ist allerdings sehr schön. Grün, viele Kühe und Schafe. Seen, Wälder

Auf unserem Hostelzimmer wohnen drei deutsche Mädels, die jedes Mal, wenn wir das Zimmer betreten, auf ihren Betten liegen und in ihre Handys starren. Die scheinen wahnsinnigen Spaß zu haben. Sie scheinen außerdem extrem scheue Wesen zu sein, denn sobald wir im Raum sind, sprechen sie nicht mehr. Oder sie sprechen generell nicht, sondern begrenzen ihre Kommunikation aufs Chatten? Wie dem auch sei, wir sind nicht nur umzingelt von stummen Deutschen, sondern auch von riesigen Moskitos.

Abends wartet ein besonderes Highlight auf uns: der Glühwürmchenpfad. Wir laufen alle gemeinsam zum letzten Hotel der Ortsstraße , hinter dem ein kleiner Weg in ein Wäldchen führt. Wie biegen ab und sind gespannt, ob sich ein paar Glühwürmchen blicken lassen. Aber erstmal ärgern wir uns über idiotische Touristen, die mit Taschenlampen nach den Glühwürmchen leuchten. Bei denen leuchtet wohl so garnichts in der Birne...Endlich allein in der Dunkelheit blitzen dann die ersten kleinen Lichter auf...und werden immer mehr! Wie Miniaturlichterketten leuchten die Tierchen im Inneren hohler Bäume, über den Steinen am Bach und bilden ganze Lichternetze über den moosigen Baumstämmen, die wie Wände in der Dunkelheit glitzern. Staunend schleichen wir durch die Nacht und fühlen uns wie im Märchenwald.

Am nächsten Morgen frühstücken wir gemeinsam bei Wolfgang und Marlene, bevor wir uns zum Lake Matheson aufmachen, einem weiteren berühmten Spiegelsee. Wir wandern durch grüne Farnwälder, die mich immer ein bisschen in die Urzeit zurück versetzt. Auch heute spielt uns der Wind einen Streich und lässt die Wasseroberfläche zittern, so dass der dunkle See kein klares Spiegelbild für uns zaubert.

Für heute Abend steht ein ganz besonderes Reisehighlight auf dem Programm: Kiwiwatching. Darauf freut sich Lisa schon seit Tagen! Mit viel Glück werden wir heute einen Kiwi in seinem natürlichen Lebensraum sehen, unser Tourguide hat allerdings bereits angekündigt, dass wir vor allem viel Geduld mitbringen müssen. Laute Kleidung ist tabu, die Regenjacken müssen im Hostel bleiben.

Wir fahren nach Okarito, wo ca. 400 Brown Kiwis leben, die seltenste Kiwiart. Unser Guide Ian, der sogar recht gut Deutsch spricht, macht zunächst ein ausführliches Briefing, denn um das scheuste Lebewesen der Insel in der freien Natur zu sehen, sind Teamwork, Geduld und absolute Stille gefragt. Ians Kiwis haben ihre Territorien und leben monogam, um sie zu orten und natürlich vor allem des Artenschutzes wegen, sind sie mit kleinen Peilsendern an den Füßen versehen. Ian kann also mit seinem Ortungsgerät ungefähr feststellen, wo sich die Tiere aufhalten. Dann geht's los. Wir fahren mit unserer 10-Mann-Gruppe ins Kiwiterrotorium und werden mit Moskitohut und Taschenlampen ausgestattet. Lange Kleidung haben wir zum Glück alle an.

So laufen wir zunächst durchs Dickicht, bis wir eines der Territorien erreicht haben...und die beiden Kiwis sind garnicht mal weit weg vom Pfad. Der Wald ist allerdings so wahnsinnig dicht, dass unserer einzige Chance, die Vögel zu sehen, vom Pfad aus ist. So stehen wir alle aufgereiht, damit, falls einer der Kiwis sich zeigt, alle gute Sicht haben. Wir stehen. Unbeweglich. Lauschen. Ian ortet. Wir laufen ein paar Meter weiter, reihen uns auf. Stehen. Warten. Lauschen. Immer wieder hören wir die beiden Vögel durchs Unterholz laufen, denn ihre riesigen Füße verursachen ein lautes Rascheln. Und dann plötzlich: eine Mischung aus Schnüffeln, Schnurren und Grunzen - ein Geräusche, die nur ein Kiwipärchen von sich gibt. Ganz nah sind die beiden. Wir harren brav aus und ertragen das Gepieke der kleinen Dornenbüsche auf dem Pfad an den Beinen. Um uns herum das laute Surren der gierigen Moskitos. Rabenschwarze Nacht.

Leider schaffen es nicht alle Gruppenteilnehmer, ganz still zu stehen, so dass sich das Kiwipärchen nicht blicken lässt. Planänderung. Wir gehen zurück zur Straße, wo BZ (ein Kiwimann) sein Territorium hat. Es ist schon sehr spät, einige Tourteilnehmer resignieren und verlassen die Gruppe. Wir bleiben eisern. Und werden dafür belohnt: Ganz nah im Wald direkt an der Straße ertönt ein Rascheln...Ian richtet sein Rotlicht hinein ins Dickicht und Volltreffer!!! Da steht BZ, ein großer brauner Kiwi, so groß wie ein Hahn, mit seinem langen Kiwischnabel. Wahnsinn!! Wir folgen ihm noch ein kleines Stück durchs Gebüsch und direkt vor Lisa reckt er seinen Schnabel noch einmal unter den Farnblättern empor, als ob er uns beschnuppern möchte. Dann stapft er zurück Richtung Wald und plötzlich, in die absolute Stille hinein, beginnt er mit seinem Kiwiruf. Kurz darauf ertönt aus einiger Entfernung ein Gegenruf, sein Küken antwortet. Und so kamen wir doch noch in den Genuss, einen Kiwi in der Wildnis zu sehen. Die Wildniss ging allerdings nicht ganz spurlos an uns vorüber, denn Lisas Leggings war leider kein Hindernis für die Moskitos. So zieren am nächsten Morgen 65 Mückenstiche ihre Beine. Aber das wars wert! 

Mit Glühwürmchen und Kiwis geht nun also unsere Neuseelandreise zu Ende, denn morgen fahren wir zurück nach Christchurch, um von dort weiter auf die Fijis zu fliegen. Neuseeland, du malerisches, grünes, bergiges, sonniges, verregnetes, nebliges, manchmal etwas eintöniges Land! Gerne haben wir dich bereist, auch wenn wir nach den Erfahrungen während unserer Südamerikareise den Hype um dich nicht zu hundert Prozent teilen können.

Antworten (2)

Marlene
Wie wahr! Mal wieder ein sehr lebhafter Bericht, der die schönen Erinnerungen wieder wach werden lässt!!!

Marlene
Kiwiwatching - ein ganz bes. Highlight unserer Reise

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