Veröffentlicht: 05.03.2018
Nachdem wir nun im Noden Vietnams ausreichend gefroren haben, bahnen wir uns langsam den Weg in den Süden. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes, denn angeblich gibt es sehr komfortable Schlafzüge. Die Buchung ist allerdings nicht so einfach wie mit der Deutsche Bahn App. Zwar gibt es eine offizielle Homepage der vietnamesischen Bahngesellschaft, die stürzt aber während des Buchungsprozesses gerne mal ab. Wir entscheiden uns also dafür, zur Bahnstation zu gehen, um die Tickets nach Hue direkt zu kaufen. So landen wir im Manager Office mit einigen anderen Europärn, während die Dame hinter dem Schreibtisch alle gleichzeitig bedient, wodurch man ewig warten muss. Irgendwann haben wir unsere Tickets und sind auf den Nachtzug nach Lissa..äh Hue gespannt.
Unsere 4er Schlafkabine ist zur Hälfte belegt, ein junges Pärchen hat es sich hier gemütlich gemacht und beide mampfen ihr geruchsintensives Abendmal. Wundervoll. Die Klimaanlage wummert erbarmungslos direkt über meinem kleinen Bettchen - manchmal kommen wir uns hier von der Größe her vor wie in einem Puppenland - so dass ich schon wieder friere. Die besten Voraussetzungen für eine entspannte Nacht. Glücklicherweise steigen unsere Mitfahrer jedoch bald aus, so dass wir uns auf den unteren Liegen ausbreiten können, soweit möglich.
6.30 Uhr, wir sind da. Nachdem wir eine Gruppe von aufdringlichen Taxifahrern, die alle das Dreifache vom normalen Preis verlangen, hinter uns gelassen haben, fahren wir mit dem Taxi unserer Wahl zum Hotel. Die Hue Garden Villa, mit einem sehr schönen Swimmingpool, für den es hier leider noch nicht warm genug ist, ist ein nettes Hotel in einer kleinen Seitenstraße, wir bekommen Kaffee und checken ein. Die Kälte von Sapa steckt mir immer noch in den Knochen, also leihe ich mir eine Heizlampe und lasse mich beheizen.
Hue ist vor allem für zwei Dinge bekannt: die Citadelle, die alte Kaiserstadt sowie für kulinarische Köstlichkeiten. Dazu zählen Reis-Pancakes, Fleischspiesschen und Reispudding, der in kleinen Schälchen serviert wird. So folgen wir auch heute unserem traditionellen Verhaltenmuster: ankommen, einchecken, Restaurant suchen. Wir befragen die Reisebibel, die uns ein sehr leckeres, traditionelles Restaurant empfiehlt. Hier bekomme sogar ich etwas zu essen, das ist leider nicht ganz selbstverständlich, denn in Vietnam ist die Ernährung extrem fleischlastig.
Hue als Stadt gefällt uns nur bedingt, denn eigentlich gibt es hier hauptsächlich Verkehr, viel Verkehr, einige Einkaufsstraßen und Touristenlokale. So besuchen wir am nächsten Tag ausgiebig die Citadelle. Wir laufen, denn das tun wir am liebsten, um eine neue Stadt kennenzulernen, und wehren dabei unzählige Tuk-Tuk-Fahrer ab, die scheinbar völlig fassungslos sind, dass wir als Transportmittel unsere Beine benutzen.
Wir überqueren den grauen Fluss und landen in einem Blumenmeer. Kein ganz natürliches, sondern ein verkäufliches, denn hier reiht sich ein Blumenhändler an den nächsten. Neujahr steht bevor, ein Fest, bei dem Blumen eine wichtige Rolle spielen. Zum Einen als Dekoration, zum Anderen als Glücksbringer, denn viele Einheimische pflanzen ein Orangebäumchen für das neue Jahr. So ergibt sich nicht nur hier, sondern an vielen Orten in der Stadt ein seltsames Kontrastbild aus dröhnenden Mofas und Pkws, die stinkenden schwarzen Rauch ausstoßen, eingesäumt von unzähligen duftenden Orangenbäumchen, die den kompletten Bordstein für sich einnehmen.
Wir besichtigen die alte Kaiserstadt, die aus mehr oder weniger gut erhaltenen historischen Gebäuden besteht. Hinter den Toren scheint eine Party im Gange zu sein, wir werden beschallt von lauten Karaoke-Sounds. Alt trifft neu.
Am nächsten Morgen verabschieden wir uns von Hue und freuen uns auf unser nächstes Ziel: Hoi An.