Veröffentlicht: 27.05.2023
Der nächste Abschnitt der Ostküste nennt sich Sunshine Coast und hält bisher was er verspricht 🌞 Zur Abwechslung fuhren wir mal wieder eine längere Strecke, nach ca. 7 Stunden kamen wir mit einem Zwischenstop in dem kleinen Örtchen Agnes Water an. Wir gingen erst einmal in die Touristeninformation, da wir noch gar nicht so genau wussten was wir hier machen sollten. Uns wurde ein kleiner Pfad empfohlen und außerdem erfuhren wir, dass in dem angrenzenden - noch kleineren - Örtchen Seventeen Seventy (wie die Jahreszahl) das jährliche Fest zum Gedenken an die Entdeckung durch James Cook im Mai 1770 stattfindet. Der Pfad war zwar nur ein paar hundert Meter lang, aber wunderschön. Er führte durch unberührtes Buschland und sah aus wie ein Zauberwald. Danach fuhren wir nach Seventeen Seventy und schlenderten über das süße Dorffest, wo es Karusselle und eine Live-Band gab. Anschließend spazierten wir noch ein bisschen durch die Natur und an einem menschenleeren Strand entlang, verliefen uns fast, versuchten uns eine Abkürzung durch den Busch zu schlagen (was uns im Gegensatz zu James Cook damals nicht gelang) und aus dem kleinen Spaziergang wurde eine etwas längere Wanderung. So kamen wir mal wieder erst in der Dämmerung an unserem Campingplatz an, kochten schnell etwas und kuschelten uns dann im Camper ein.
Am nächsten Tag fuhren wir nach Bundaberg, wo das recht bekannte Bundaberg Gingerbeer herkommt. Genau in dieser Brauerei machten wir ein Tasting mit - natürlich ist dort alles alkoholfrei, immerhin war es noch vormittags 😁 - bei dem wir alle 13 Sorten probierten und uns am Ende pro Person 6 Flaschen mitnehmen durften. Vom originalen Ingwerbier über Mango und Blutorange bis hin zu einer weihnachtlichen Variante, die nach Glühwein schmeckte, war alles dabei. Da in Australien alles an Obst angebaut werden kann, werden nur natürliche Zutaten verwendet und es schmeckte richtig lecker.
Für die kommende Nacht hatten wir uns einen wunderschönen weitläufigen Campingplatz etwas außerhalb rausgesucht. Und ratet mal, wer uns dort auf der Wiese erwartete: KÄNGURUS! Wir positionierten Lotte mit direkter Blickrichtung auf die Känguruwiese und hatten so den besten Ausblick während unserer Sporteinheit. Als es dunkel wurde hüpften die „Roos“, wie sie der Campingplatzbesitzer nannte, in ein nahe gelegenes Feld und wir genossen den wunderschönen Sternenhimmel. Danach ging es für uns jedoch flott in den Camper, denn mittlerweile werden die Nächte hier im Süden Queenslands bitterkalt.
Am folgenden Morgen klingelte früh der Wecker, denn wir hatten etwas ganz besonderes vor. Nach langer Recherche im Googlemobil hatten wir uns dafür entschieden in Tin Can Bay bei einer Delfinfütterung mitzumachen. Eine Gruppe von Freiwilligen hat sich dort organisiert und lädt jeden Morgen dazu ein, mehr über die seltenen australischen Buckeldelfine zu erfahren und wenn man möchte, darf man beim Füttern helfen. Es handelt sich dabei um wildlebende Delfine, die seit Jahrzehnten in die Bucht kommen. In den 1950er Jahren begann alles damit, dass ein schwer verletzter Delfin nach Tin Can Bay geschwommen kam und von den Fischern aufgepeppelt wurde, indem sie ihn fütterten. Nachdem er sich erholt hatte, schwamm er zurück in den Ozean. Nach einiger Zeit kam er zusammen mit seiner Familie wieder und so entwickelte sich eine Freundschaft zwischen Tier und Mensch, die auf gegenseitigem Vertrauen und Fischsnacks basiert. Die Freiwilligenorganisation unterliegt strengen Auflagen, so darf zum Beispiel nur morgens gefüttert werden und auch nur eine kleine Menge, die Delfine dürfen nicht absichtlich angefasst werden und es wird immer nachgeschaut, ob ein Tier Verletzungen aufweist. Im Zweifelsfall wird ab und zu auch ein Tierarzt zu Rate gezogen, wobei die meisten Verletzungen - wie in der Natur auch - von selbst heilen. Die Tiere leben ca. 18km entfernt im Ozean und entscheiden sich fast jeden Tag ganz freiwillig bei ihren menschlichen Freunden vorbeizuschauen. Würden sie nicht gefüttert, würde sich für die Delfine nichts ändern, aber das jahrelange Vertrauensverhältnis und die Aufklärung der Besucher über diese gefährdete Delfinart wäre dahin. Es kommen immer andere Angehörige der Familie, teilweise bringen die Weibchen sogar ihre frisch geborenen Babies mit, an manchen Tagen kommt auch mal keiner - je nachdem was draußen im Ozean so los ist. Wir hatten Glück, denn es kamen drei Delfine und sogar ein Pelikan, der vergeblich versuchte einen Fisch abzustauben. Zuerst kam Patch, ein älteres Männchen, der immer kleine Geschenke mitbringt und hofft dadurch zusätzlichen Fisch abzubekommen - er bekommt aber nur etwas früher ein paar Fische von seinem Anteil - diesmal brachte er Steine und einen Stock. Dieses Verhalten zeigen die Männchen sonst um Weibchen zu beeindrucken, dann eher mit Seegras oder sonstigen nützlichen Dingen. Anschließend kam Luna, mit 5 Jahren noch ein Jugendlicher, der bei Vollmond geboren wurde und daher seinen Namen hat. Am Ende gesellte sich noch Harmony dazu, ebenfalls ein Männchen und das Familienoberhaupt, der beeindruckende Bissspuren von einem Hai auf dem Rücken hatte. Der Pelikan Alwin versuchte auch einen Fisch zu stibitzen, blieb aber erfolglos und kackte den Zuschauern heroisch vor die Füße. Wir hatten eigentlich nur für eine Fütterung bezahlt, bekamen dann aber von einem älteren Ehepaar ihre Tickets geschenkt und anschließend fragte uns der Teamleiter, ob wir noch einmal runter an den Strand wollen. So durften wir insgesamt sogar 4 Fische an Patch und Harmony verfüttern. Einmal berührte Patchs Schnauze versehentlich unsere Finger und verursachte bei Jana ein Kribbeln im ganzen Arm. Das war eine so wundervolle Erfahrung und wie wir finden ein tolles Beispiel wie man mit Wildtieren interagieren kann, ohne sie einzusperren oder einzuschränken.
Mit eiskalten Füßen und einem wohligen Gefühl im Herzen machten wir uns Frühstück und dann auf den Weg nach Rainbow Beach. Hier spazierten wir über eine große Sanddüne, die auf der einen Seite in einem Wald endet und auf der anderen Seite an steilen Klippen, von denen aus man einen tollen Blick auf den Strand darunter hat. Außerdem erhielten wir noch einen Anruf von der Campervermietung, die uns aufgrund der Reparaturen am Anfang zwei Tage erstatten!
Nach einem kleinen Nickerchen am Strand fuhren wir zu unserem nächsten Campingplatz, der im Noosa Ecoresort lag. Und kaum angekommen, erwartete uns die nächste Schar Kängurus und diesmal waren sie wirklich überall! Wie wir feststellten, besteht der Tag eines Kängurus größtenteils aus grasen und herumliegen. Kein Wunder, dass die Wiese hier so akkurat gestutzt war, die sind die perfekten Rasenmäher! Wir liefen herum und freuten uns über die lang ersehnten Kängurus. Manche Weibchen hatten auch Junge im Beutel, die teilweise den Kopf herausstreckten und von dort aus mitfutterten. Am nächsten Morgen konnten wir sie sogar aus unserem Bett heraus beobachten. Wir konnten uns gar nicht satt sehen! Für den Vormittag hatten wir uns im Resort ein Kanu gemietet, mit dem wir durch die sogenannten Everglades schipperten. Weltweit gibt es wohl nur zwei Everglades und hier in Noosa sind die einzigen ohne Aligatoren - sympathisch! Zuerst paddelten wir über einen großen See und dann ging es durch die etwas engeren Flussarme durch die schöne grüne Natur. Auch wenn man aufgrund der Abwesenheit von Aligatoren hier ins Wasser hätte springen können, reichte es uns die Füße reinzuhalten, der Fluss war nämlich eiskalt. Auf dem Rückweg hatten wir etwas Gegenwind und so wurde die ganze Tour zu einer kleinen Sporteinheit. Nach einer ausgiebigen Dusche packten wir unsere sieben Sachen und fuhren weiter nach Noosa Heads, ein kleines zwar sehr touristisches aber süßes Städtchen an der Küste. Hier spazierten wir einen Teil des sogenannte Coastal Walks, auf dem man durch den Regenwald und vorbei an der Küste geführt wird. Insgesamt gefiel uns das Gebiet Noosa super gut! Abends fanden wir nach langer Recherche einen ruhigen kleinen Campingplatz, hier war es nachts ein kleines bisschen wärmer als vorher und der Himmel färbte sich nach dem Sonnenuntergang lila.
Am nächsten Tag fuhren wir an einen Strand, wo wir die im September anstehende USA-Reise planten und es war auch gut, dass wir nicht viel vorhatten, denn Philip fühlte sich den ganzen Tag über krank. Nachmittags machten wir einen Coronatest und voilà: positiv. Gott sei dank hatten wir vorher noch eine Wärmflasche gekauft, um die frostigen Nächte besser durchzustehen und können uns im Camper ja ganz gut von anderen Menschen fern halten. Hoffentlich geht es schnell vorüber und Jana steckt sich nicht an 🙈