Veröffentlicht: 27.04.2023
Mit dem Flugzeug ging es von Bali nach Perth in Westaustralien. Schon im Flieger wurden wir mehrmals gebeten bloß keine Krankheiten und verbotene Lebensmittel einzuschleppen, so ist es zum Beispiel nicht erlaubt Obst oder Milchprodukte von außerhalb nach Australien einzuführen, um die einzigartige Flora und Fauna dort zu erhalten. Wir liefen also nach der Landung wie alle anderen über Desinfektionsmatten, damit keine möglichen Keime über Erdreste an den Schuhen mitgebracht werden konnten - in Bali sei wohl gerade die Maul-Klauenseuche im Umlauf. Die Australier achten offensichtlich sehr gut auf ihre Natur, im Gegensatz zu unserem Eindruck von Südostasien. Bei der Passkontrolle - die uns gewöhnlich irgendwie stresst, man hat immer das Gefühl etwas verbrochen zu haben - wurden wir freundlich lächelnd begrüßt. „Wie war es in Bali? Gut?“, wir nickten und dann wünschte man uns nur noch ein fröhliches „Welcome to Australia!“. So wird man doch gerne empfangen 😊 Als wir den Flughafen verließen fielen uns noch andere Unterschiede zu den letzten drei Monaten der Reise auf: erstens versuchte uns niemand ein Taxi oder sonstiges Transportmittel anzudrehen, zweitens war die Luft deutlich kühler und irgendwie sauberer, drittens waren die Straßen und Gehwege riesig und viertens war gefühlt keine Menschenseele unterwegs. Wir fühlten uns sofort wohl, es tat gut etwas mehr Weite und Freiraum zu haben. Wie wir später ergoogelten gibt es wirklich wenig Einwohner auf diesem riesigen Kontinent, insgesamt nur 25 Millionen auf einer Fläche 20-mal größer als Deutschland!
Mit dem Bus und Zug ging es vom Flughafen aus weiter, raus aus Perth und Richtung Fremantle, wo wir die nächsten Tage bei der ehemaligen Gastfamilie einer guten Freundin von Jana verbringen durften. Lustigerweise waren alle bis auf den 16-jährigen Sohn (Kai) und seinen Vogel (Gerald) nicht zu Hause. Die Eltern (Kathy und Marty) waren beide auf Geschäftsreise und die Tochter (Sunni) mit Covid und dem Hund (Ziggy) bei ihrer Großmutter (im weiteren Verlauf nur „bloddy Grandma“ genannt, da sie Sunni mit Covid angesteckt hat 😄). Den Haustürschlüssel hatte Kathy im Schuh versteckt und alle Infos zum Haus auf kleine Post-it-Zettel geschrieben. Unser Zimmer war eigentlich das von Sunni, die unter anderen Umständen im Wohnzimmer übernachtet hätte, jetzt jedoch „praktischerweise“ zu Quarantänezwecken ausquartiert wurde. Wir machten uns erstmal entspannte Tage, guckten uns Fremantle an, gingen in Perth shoppen und guckten eine Mini-Version der Sonnenfinsternis, die weiter im Norden Westaustraliens besser zu sehen war. Abends machte sich Jana an Johannas berühmten Fantakuchen, der bei der Gastfamilie damals sehr gern gegessen wurde und den wir als kleines Dankeschön für die kostenlose Unterkunft backen wollten. Im Gegensatz zu Südostasien sind hier wieder europäische Preise, somit müssen wir ein bisschen sparsamer sein und waren sehr dankbar für das tolle Angebot. Freitags ging es für uns mit der Fähre zu der nahe gelegenen Insel Rottnest Island, auf der man die süßen Quokkas sehen kann. Das ist ein kleines Beuteltier, das mit dem Känguru verwandt ist und nur in Westaustralien vorkommt. Die größte Population gibt es auf Rottnest Island, was auch für uns der Hauptgrund war dorthin zu fahren. Wir liehen uns Fahrräder aus und radelten über die Insel. Das Meer und die Strände waren super schön, genauso wie die skurrile Vegetation mit vom Wind ganz krumm gewachsenen Bäumen. Wir gingen zweimal schnorcheln, aber hielten es in dem kalten Wasser nicht so lange aus. Mittags ging es dann auf Quokkasuche, wobei man relativ schnell in der Nähe von Cafés und Restaurants fündig wird, wo die kleinen Schleckermäulchen darauf hoffen ein paar Snacks abgreifen zu können, wenn sie nur süß genug in die zahlreichen Touri-Kameras lächeln. Tatsächlich ist es aber verboten die Tiere zu füttern, die Regierung möchte, dass sie wild bleiben und so natürlich wie möglich leben, was eben auch bedeutet, dass sie sich - wie schon die letzten 7000 Jahre seitdem es sie gibt - selbst Nahrung beschaffen müssen. Wir fuhren noch zu weiteren Stellen, wo wir unglaublich viele Fotos von und mit den süßen, grinsenden Quokkas machten, vor allem ab der Dämmerung wurden sie richtig aktiv und hopsten überall herum. Das war ein tolles Erlebnis und schon der erste große Punkt auf Janas To-Do-Liste in Australien. Abends kam dann Marty nach Hause und wir verbrachten einen lustigen Abend mit viel Reden und dem ein oder anderen Bierchen. Marty hatte schon ein paar Sachen geplant, die er mit uns unternehmen wollte. Am nächsten Tag war wunderschönes Wetter und wir machten uns morgens auf zum schwimmen, da leider nicht genug Wellen zum Surfen da waren - Marty wäre sicherlich ein guter Surflehrer für Philip gewesen, denn er surft schon seit fast 40 Jahren. Das Wasser war erfrischend kalt und man war danach richtig wach. Anschließend schnallten wir das Boot an den Allrad-Toyota und fuhren damit zu einem Fluss, auf dem wir ein paar Stunden rummschipperten. Außerdem wurde Philip, der sich todesmutig in das quallenreiche, kalte Wasser wagte, auf einem Surfbrett hinter dem Boot hergezogen und versuchte sich am sogenannten Skurfen. Das gestaltete sich komplizierter als gedacht und so blieb es dabei, dass er auf dem Surfbrett kniend hinter dem Boot her „skurfte“. Das war ein toller Nachmittag, bei dem wir viel gelacht haben. Doch das nächste Highlight ließ nicht lange auf sich warten, denn abends hatten wir kurzfristig noch Karten für ein Konzert der Band „Cat Empire“ ergattert, eine der berühmtesten Bands Australiens. Kathy und Marty hatten ihre Karten schon länger und uns gefragt, ob wir mitkommen wollten. Das Konzert fand im alten Gefängnis von Fremantle statt, was eine coole Kulisse war. Die Musik war mega gut, wir tanzten und hüpften alle zusammen mit dem Takt und hatten einen tollen Abend. Am nächsten Tag musste Kathy wieder arbeiten, sie ist Krankenschwester in einem großen Krankenhaus in Fremantle. Marty scheuchte uns wieder früh morgens aus den Federn, denn es ging erneut zu einem Erfrischungs-Schwimmchen ins Meer. Danach machten wir einen Spaziergang zu den Fremantle Markets, wo man alles Mögliche kaufen und sich durch verschiedene Essensstände mampfen kann. Nachmittags führten uns Marty und Kai auf Philips Wunsch hin in die große Welt des Golfspielens ein, in Australien gibt es nämlich auch öffentliche Golfplätze, auf denen man gegen eine Gebühr auch als Nicht-Mitglied und ohne Platzreife spielen darf. Wir schlugen uns mehr oder weniger gut, hatten aber viel Spaß. Nicht zuletzt wegen der dämlichen Mütze, die Marty Jana geliehen hatte, vorne prangte nämlich groß ein sarkastisch gemeintes „Make America Great again“. Bei der Heimfahrt sahen wir dann aus der Ferne unsere ersten Kängurus, die hier so normal sind wie bei uns Rehe. Der Abend ging mal wieder super schnell vorüber, während wir uns ewig mit Marty unterhielten und coole Musik hörten, während er uns lustige Geschichten erzählte.
Am nächsten Tag holten wir unseren Campervan ab und kauften alles ein, was wir für die Zeit als Selbstversorger so brauchen. Abends kochten Kathy und Marty und wir verbrachten den Abend damit, den von den beiden ausgefeilten Plan für die nächsten zwei Wochen zu besprechen. Praktischerweise haben sie nämlich bis vor 9 Monaten in Exmouth gewohnt, was unser nördlichstes Ziel in Westaustralien sein soll. So bekamen wir viele Tips und Routenvorschläge, wie wir die Zeit am besten nutzen können. Wir bereuten es schon fast, nur so wenig Zeit in Westaustralien eingeplant zu haben. Diesmal ging es etwas früher als sonst ins Bett, denn wir wollten am nächsten Morgen zum Sonnenaufgang zu den Feierlichkeiten des größten Nationalfeiertages Australiens: der ANZAC-Day. An diesem Tag wird jedes Jahr allen im Krieg, insbesondere denen des 1. Weltkrieges, gefallenen australischen und neuseeländischen Soldaten gedacht. Passenderweise war das Wetter jetzt kühler und es nieselte während die Nationalhymnen spielten. Nach dem Frühstück und ausgestattet mit sämtlichen Camping- und Schnorchelutensilien aus Martys Garage verabschiedeten wir uns schweren Herzens von Kathy und Marty, die wirklich herzensgute Menschen sind und bei denen wir uns so willkommen und wohl gefühlt haben. Mit ihnen hatten wir einen bombastischen Start in Australien und freuen uns jetzt schon darauf, sie bei ihrem Besuch in Deutschland wiederzusehen. Für uns geht es mit dem Campervan jetzt Richtung Norden!