Veröffentlicht: 27.05.2019
Ein Abenteuer das man braucht?!
Eigentlich hätten wir schon stutzig werden können als der erste russische Zöllner, nachdem er uns gefragt hatte wohin wir wollen, uns mit einem Lächeln ein "Good Luck" wünschte.
Wir hatten uns vorgenommen zügig die ersten 600 km durch zu brettern um nicht in Tchechenien oder Dagistan übernachten zu müssen. Als wir ca. 40 km nach der Grenze nach Tchechenien einführen bekamen wir von der russischen Militärkontrolle ein weiteres "Good Luck"... Na super dachten wir... Und so ging es dann auch weiter...
Über die vielen Kontrollen freuten wir uns da sie doch eine gewisse Sicherheit gaben nicht allein bei den Tchechenien zu sein. Und prompt hielt uns dann ein Tchechenischer Popelpolizist bei Grozny an und wir durften 2000 Rubel Backschisch für nichts bezahlen.
Gegen später hielt dann bei einer Pinkelpause ein Wagen mit vier traditionell gekleideten Männern an, und wir dachten schon jetzt gibt's Probleme. Allerdings waren die sehr nett und wollten uns gleich zum Übernachten einladen. Diese positive Erfahrung tat uns gut aber wir wollten trotzdem diese zwei instabilen und korrupten Länder hinter uns lassen.
Das gelang uns auch und wir kamen in der späten Nacht bei den friedlichen Kalmücken an die überwiegend Buddhisten sind.
Noch in der Nacht hatten wir dann das Erlebnis unserer ersten Sandpiste und die Landschaft wurde flach und sandig.
Das wir jetzt in der ersten Wüste auf dem-noch-europäischen Kontinent angekommen waren realisierten wir erst am nächsten Morgen.
Wir hatten noch ein paar Kilometer bis zur kasachischen Grenze und legten einen Stop ein in Astrachan. Dort genossen wir die russische Herzlichkeit und das Interesse das uns entgegen gebracht wurde.
In Kalmücken beginnt das Wolgadelta das sich dann über ca. 100 km an der Küste entlang bis nach Kasachstan erstreckt. Da es dort aber überall schon sehr versandtet ist gibt es nicht die beeindruckende Pflanzenwelt des Donaudeltas, aber grüne Schilf- und Seenlanschaften mit vielen Wasservögeln. Kaviarfreunde können hier aber auf ihre Kosten kommen.
Am 21.05 passierten wir dann problemlos die kasachische Grenze. Es war schon später Nachmittag und wir sahen unsere ersten Kamele am Straßenrand-wir waren bei bester Stimmung.
Schön die ersten Straßen waren eine Katastrophe die unsere Laune aber am ersten Abend nicht trügen konnte. Promt leitete uns Google Maps in die Sanddünenund wir wussten nicht mehr wo wir waren. Ein paar Einheimische brachten uns kurz vor der Dunkelheit wieder zur Straße - wenn man das so nennen kann-und wir hoppelten noch ein paar Meter weiter. Da sahen wir zwei Busse am Wegrand stehen und wir Bogen ab. Die Nacht verbrachten wir hier mit anderen deutschen Reisenden. Diese hatten in Tchechenien weniger Glück als wir. Das Auto sollte festgesetzt werden und sie mussten 15000 Rubel bezahlen.
Von den Deutschen bekamen wir dann die schlechte Nachricht dass unsere geplante Route nicht wirklich befahrbar ist und wir einen Umweg von 600km machen sollten. Nachdem wir am nächsten Tag weiter gefahren sind, mit ca. 20kmh, und wir uns noch bei LKW-Fahrern erkundigt hatten, beschlossen wir diesen Umweg auf uns zu nehmen.
Ab jetzt begann der eigentliche Höllentrip. Am ersten Tag schafften wir bei 10 h Fahrt gerade einmal knapp 200km. Am nächsten Tag bei gleicher Fahrtzeit immerhin an die 500km. Wir passierten die ersten kasachischen Städte Athyrau und Aktöbe. Die Städte sind schön und gepflegt, mit vielen Grünanlagen und die Hochhäuser bunt mit Mustern bemalt.
Von Aktöbe bis zu unserem ersten Ziel an der unsbekischen Grenze hatten wir nun 1200km vor uns. Der Umweg hatte sich gelohnt da wir nun auf einer guten Straße unterwegs waren. Die Rüttelpisten der letzten Tage verliefen nicht spurlos an unserem Wagen. Die Treppe war verbogen, das Motorschutzblech war abgefahren, sämtliches Chaos im Innenraum samt ausströmender Gasflasche, die Lautsprecher hingen nur noch an den Kabeln... Das seltsamsten jedoch ist die fehlende Anhängerkupplung....
Die ersten 500km waren nun wirklich Wüstensteppe und wir verdammten uns dass wir nur einen Ersatzreifen dabei haben. Aber die Straße war gut und wir konnten Km machen!!! Ausserdem war die endlose Weite und der Sternenhimmel in der Nacht ein Erlebnis für sich. Die vielen Kamele, Schafe, Ziegen und auch Kühe wundern einen manchmal in dieser lebensfeindlichen Umgebung. Einen Adler könnten wir auch sehen und zudem Schildkröten.
Zum ersten Mal angehalten haben wir in Aral von wo aus man den leider ausgetrockneten Teil des ehemals Riesengroßen Aralsees sehen kann. Es ist ein bedrückende Gefühl diese Katastrophe die ja menschengemacht ist zu sehen. Die ganze Region ist zur salzigen Steppenwüste geworden und das regionale Klima hat sich verändert.
Vorbei an Baikonur, von wo aus Juri Gagarin den ersten bemannten Weltraumflug startete, führen wir bis Turkistan. Kurz vor der Stadt mussten wir in einer Kontrolle 100 Euro bezahlen weil wir anscheinend nicht die richtige Autoversicherung haben. Das müssen wir zwar noch klären aber die korrupte Polizei kotzt einen schon wirklich an. Es ist jedenfalls immer wichtig kleine Scheine zu haben da wir bestimmt günstiger davon gekommen wären.
In Turkistan besuchten wir ein Grabdenkmal eines wichtigen Sufis das in seiner Pracht ein kleiner Vorgeschmack auf Usbekistan war. Angenehm in Kasachstan ist auch dass die Muslime hier ihren Glauben eher traditionell und nicht streng religiös leben. In den Gaststätten wird auch trotz Ramadan gut gegessen und man sieht auch nicht sehr viele verschleierte Frauen.
Von Turkistan aus sind wir dann noch bis zur unsbekischen Grenze gefahren und machen heute unseren ersten fahrfreien Tag seit dem 16. 05 an einem Stausee. Das tut uns gerade unheimlich gut und die Erholung haben wir auch bitter nötig!