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Update #2

Veröffentlicht: 30.10.2016

Es gibt hier keine Straßennamen oder Ähnliches, daher ist dies die genauste Beschreibung meiner tansanischen Heimat: Tansania, West Kilimanjaro, Siha District, Sanya Juu, Koboko Village.

Die erste Woche ist um! Und es hat immer noch nicht geregnet. Jeden Tag sieht es mehr danach aus, aber die Wolken scheinen nicht über den Kili hinauszukommen.

Im Heim sind sie weiter sehr lieb. Die beiden neuen Kinder hatten keinerlei Kleidung bei sich, und Unterhosen gab es keine passenden. Da passte es perfekt, dass ich zwei dabei hatte. Und sie haben sich riesig gefreut!

Am Donnerstag auf dem Heimweg habe ich Emma getroffen. Wir haben uns begrüßt und plötzlich hat sie angefangen, Deutsch zu reden! Sie war schon viele Male in Flensburg und besucht regelmäßig Freunde in Deutschland. Sie hat mich gleich an Weihnachten zu sich eingeladen und kannte natürlich auch Dr. Mosi, wie anscheinend alle im Dorf, und schaut vorbei, sobald sie aus Dar es Salaam zurück ist. Wie verrückt es ist, mitten im Nichts so jemanden zu treffen!

Ansonsten wird man als weiße oft mit Mzungu angesprochen, das bedeutet "Weißer oder Europäer". Es ist nie böse gemeint, nervt aber trotzdem. Man gewöhnt sich allerdings recht schnell dran.

Das einzige, was richtig krass ist, ist der viele Müll. Überall liegt Plastik. Wirklich überall. Ein echtes Problem also.

Im Heim habe ich mittlerweile auch Malema kennengelernt, die Besitzerin. Sie hat bereits mit einigen Arbeitern vorverhandelt, die Fertigstellung des Anbaus würde knapp 2.000.000 Tanzanian Shilling kosten. Das sind etwa 1000€. Ich versuche, sobald ich Wi-Fi habe, eine Spenden-Aktion im Internet zu starten. Der Link wird folgen und alles ist willkommen! 🙃

Das ganze Leben im Heim wird durch Spenden finanziert. Und durch den unregelmäßigen Ertrag der Tiere. Aber die Hühner werden auch selbst gegessen, bald wollen sie eins in meiner Anwesenheit Schlachten...

Das Essen ist im Allgemeinen sehr einfach. Es gibt frittierte Bananen, Reis, Ugali oder Chapati. Dazu dann oft "Grünzeug" mit einer kleinen Zwiebeln und sehr wenigen Tomaten und Karotten. Oder es gibt weiße Bohnen.

Bei mir zu Hause gibt es außerdem noch relativ oft Fleisch, das ich aber versuche zu vermeiden, nachdem ich gesehen habe, wo es herkommt. Früchte und Salat (Tomate, Gurke, Paprika) essen wir, wie auch Erbsen, sehr regelmäßig. Oft in einer Curry oder Kokossoße. Alles super fett oder gleich frittiert. Das ist echt Wahnsinn. Gleich zum Frühstück gibt es frittierte Kartoffeln, oder zumindest sowas ähnliches.

Mittlerweile durfte ich auch in die Küche. Die eigentliche Küche ist direkt neben dem Wohn- und Esszimmer. Dort gibt es einen Gaskocher, auf dem alles Kleinere zubereitet wird. Einen Kühlschrank gibt es nicht. Dafür Kakerlaken. 😁 Die andere Küche ist traditionell, das heißt es wird über dem Feuer gekocht. Dort werden alle Sättigungsbeilagen zubereitetEs schmeckt auf jeden Fall fast alles ganz lecker. Ich verhungere nicht. 😉

Freitag gab es den ersten kleinen Konflikt. Ich sollte auch am Samstag ins Heim kommen und hatte das Gefühl, nicht verstanden zu werden. Wir konnten es zwar relativ schnell klären, aber ich war natürlich trotzdem da. Es war dann auch ganz gut. Die Kinder haben sich ihre Spielkleidung angezogen, einen alten Fußballtrikotsatz aus Deutschland. Die 3jährigen tragen das gleiche Trikot wie die 12jährigen, dementsprechend cool sieht das ganze aus! Nächstes mal mache ich auf jeden Fall Fotos. Wir sind dann zum Fußballplatz gegangen und haben ein bisschen gekickt und "der plumpsack geht um" gespielt. Für die Kinder ist diese Zeit immer ein Highlight, rauszukommen und einfach Spaß zu haben.

Morgens war ich mit Mama Hope auf dem Markt in Sanya Juu Town. Wir sind mit dem Daladala hin und waren zuerst im kleine Supermarkt. Neben Nivea und Nutella (4€) gibt es eigentlich alles, was man braucht. Direkt gegenüber, ein bisschen versteckt in kleinen Gassen mit kleinen Läden befindet sich der Markt. Die Preislage ist in etwa so: 1 große, reife Avocado für 35ct. 10 große, unreife Avos für 50ct. Nur Fleisch ist verhältnismäßig teuer. Das hängt dann ungekühlt, mit ganz vielen Fliegen in einem kleinen Kiosk. Auf dem Boden noch die Reste. Mhm!

Wir wurden schließlich mit einem Tuktuk nach Hause gebracht, weil wir sooo viel gekauft haben. Avos, Bananen, Ananas, Kokosnuss, Orange, Passionsfrucht, Aubergine, Tomaten, Erbsen, Gurken, Karotten, eine Art Kartoffel und Fleisch. Ich gehe jetzt jedes Mal mit zum Markt. 🙃😍

Heute war ein aufregender Tag! Eigentlich stand nur Kirche auf dem Plan, aber dann war ich den ganzen Tag unterwegs.

Alles begann so:

Wie jeden Morgen wache ich auf, wenn es hell und laut wird. Heute war das irgendwie schon um fünf, habe mich kurz gewundert und dann wieder versucht einzuschlafen. Gegen acht bin ich dann aufgestanden und habe gefrühstückt, Kirche ist erst um zehn, war also noch eine Menge Zeit. Pustekuchen! Um 10 nach 9 meiner Uhr sind wir quasi zur Kirche gerannt, um dort schon vor verschlossenen Türen zu stehen. Baba Hope war zum Glück auch so spät dran, sodass ich nicht allein Schuld war. 🙈 Meine Uhr hat sich irgendwie verstellt, und ich habe es erst so spät richtig gemerkt... 😂 Vor der Kirche mussten wir 10 Minuten warten bis alle mit der Confession fertig waren, dann durften wir noch rein. Der Gottesdienst ist dem unseren sehr ähnlich. Allerdings sitzen Männer und Frauen getrennt, außer, die Kirche ist voll. Es wurde viel gesungen und die Predigt war ziemlich lang. Alles was ich verstanden habe war: Martin Luther, Jesus Christus und Amen.

Der größte Unterschied besteht darin, dass es während des Gottesdienstes drei Runden gibt, in denen alle aufstehen und Geld in den Klingelbeutel werfen. Wer kann, wirft also drei Mal Geld rein. Am Ende gehen alle gemeinsam raus und stellen sich in einen Kreis. Dann werden Dinge (meist Lebensmittel), die von Leuten, die kein Geld für den Klingelbeutel haben, mitgebracht werden, versteigert. Das Geld ist dann quasi der Ersatz.

Zu Hause gab es direkt Mittagessen und im Anschluss hat Baba Hope mich der Nachbarschaft vorgestellt, die gerade nicht in Dar es Salaam waren. Die Häuser sind schon deutlich rustikaler: Verschläge für die Tiere, keine Fenster im eigenen Haus, kaum Möbel, kein richtiger Boden. Ich saß eigentlich nur daneben und habe nichts verstanden. 😅 Zuletzt sind wir dann zu Großvaters Haus gegangen, dort waren aber auch nur die beiden Housekeeper anzutreffen. Wir saßen dann fast eine Stunde auf dem Sofa und haben mit denen Fernsehen geguckt und was getrunken... So ganz verstanden habe ich das nicht. 🙈

Wieder zu Hause habe ich mich umgezogen und wir sind zu einer Hochzeitsverhandlung gegangen. Sehr langsam gegangen. Langsamer, als ich sonst gehe, und das mag schon was heißen..

Dort angekommen, war die Verhandlung schon in vollem Gange. Etwa 10-15 Leute saßen in einer kleinen, dunkeln Holzhütte und haben darüber verhandelt, was und wie viel der Bräutigam der Brautfamilie zahlen muss. Das ist immer unterschiedlich, je nach dem über welche Mittel dieser verfügt. Es können Essen und Trinken und Kleidung sein, oder auch mehrere Millionen Tanzanian Shilling. Der Bräutigam kann außerdem auch Hilfe von Freunden und Verwandten erbitten, in dem er besondere Karten schreibt.

Der Rest der Anwesenden saß draußen in 3 Reihen hintereinander und hat auf die Hütte geschaut und nicht, oder sehr leise, geredet.

Nachdem die Verhandlung durch war, gab es eine Rede und so gut wie jeder musste sich kurz vorstellen. Dann wurde gegessen, und obwohl es insgesamt Ca. 30-40 Leute waren, wurde immer noch sehr wenig geredet. Es gab Cola, Fanta, Sprite, Reis mit Fleisch, Krautsalat und Gurke und Tomate. Das alles steuert die Bräutigamfamilie bei, obwohl weder er, noch die Braut vor Ort sind. Auch das ist eine Tradition. Es hatten nur ungefähr die Hälfte der Leute einen Löffel, also isst der Rest einfach mit den Fingern. "You have to become African" hat Baba Hope gesagt. 😁 Nach dem Essen lockerte sich alles ein bisschen mehr, aber die Runde löste sich auch relativ schnell auf. Wir waren insgesamt fast zwei Stunden da.

Nächsten Freitag gibt es eine Feier bei uns, weil Baba Hope's Schwester zu Besuch kommt. Das wird auch spannend.

Baadaye!

Antworten (1)

Dorit
Anni, ich bewundere dich. Vielen Dank für deine tollen Berichte, es ist wirklich sehr interessant sie zu lesen und zu erfahren, was du so machst. Liebe Grüße Dorit

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