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Manege frei für den BLT Zirkus!

Veröffentlicht: 08.06.2019

Nachdem feststand, dass unser Projekt Bukit Lawang Trust (BLT) heißen würde, überlegten wir welche Freizeitangebote für die Kinder vor Ort spannend wären. Nach kurzem Grübeln kamen wir auf den Zirkus. Da Toni seit einiger Zeit seine Faszination für den Flowerstick entdeckt hat und seine Jonglage skills gerne weitergeben möchte und Jasmin bereits ein Zirkusprojekt in Kenia durchgeführt hat, konnten wir erahnen, dass die Schüler*Innen in BLT ein Zirkusprojekt „ganz nett“ finden würden. Was für eine riesige Untertreibung „ganz nett“ sein würde, wurde uns schnell klar…


Blieb nur noch die Frage: Wie kommen Diabolos, Jonglierbälle/-teller und Co. nach Sumatra? – Ach, drei Unterhosen reichen, dann haben wir genug Platz im Rucksack! Vollgepackt mit schönen, bunten Sachen konnten wir diese dann nach drei Wochen reisen in der Schule präsentieren und überreichen. Die Freude beim Team war groß. Doch natürlich waren wir gespannt wie ein Flitzebogen auf die Reaktionen der Kinder. So machten wir uns einen Plan wie wir sie in den folgenden Wochen an die Künste des Zirkus heranführen wollten. Keine leichte Aufgabe, wenn man kein Zirkusmensch ist, die Sprache zunächst in Bruchstücken beherrscht und die Kinder möglicherweise noch nie davon gehört haben!


Also gestalten wir die erste Woche für alle neun Gruppen als Kennenlern- und Ausprobierstunde. Jedes Kind darf in vier Stationen Jonglierteller, Diabolo, Jonglieren mit Bällen bzw. Tüchern und Hula Hoop testen und herausfinden, was am meisten Spaß bereitet. Es war eine unglaubliche Freude zu sehen, wie fasziniert und voller Glück die BLT-Kids von der ersten Sekunde für die Spiele gebrannt haben. So geht es die nächsten Wochen weiter: noch bevor sie das Dach, auf dem wir alles vorbereiteten, erreichen, schreien sie mit strahlendem Lächeln: “Circus? Circus!“ und selbst nach 10 Wochen zeigt sich bei keinem der Kinder auch nur ein Anzeichen von Langeweile! Aufgrund ihrer Kreativität und Energie entstehen immer neue Ideen die vorhandenen Geräte gekonnt in Szene zu setzen. So nehmen wir eine Seilchenspring- Performance und eine Akrobatik Nummer mit den Jüngeren ins Programm auf. Es kristallisieren sich sogar zwei Meister am Flowerstick heraus- richtig coole Jungs!
Nabil - Meister des Flowersticks


Da wir mit dem Team besprochen haben, am letzten Schultag vor den Ferien, der traditionell ein großes Fest werden würde, eine richtige Zirkusaufführung zu präsentieren, beginnen wir mit den Kindern Choreografien einzustudieren. Dies stellt uns vor eine Herausforderung, denn mit neun verschiedenen Gruppen, die nur einmal wöchentlich die Gelegenheit zum Üben haben, ist es wichtig einen guten Plan zu haben. Umso besser, dass wir vom Team unterstützt werden, indem die Kinder, die nicht am Zirkus teilnehmen, von ihnen betreut werden. Schließlich werden neben der Zirkusaufführung auch zahlreiche Tänze und Reden präsentiert. In manchen Momenten scheint eine richtige Aufführung - so wie wir sie kennen- kaum realisierbar, zu groß ist der Wille des freien Spielens und zu schwierig die Umsetzung von vorgegebenen Bewegungsabläufen. Doch mit Hilfe einiger youtube Videos und vielen Wiederholungen, verstehen die Kinder dann doch schnell was wir uns vorstellen und proben fleißig, denn auch sie wollen am Tag der Aufführung glänzen!


Dann ist es endlich soweit: die letzten beiden Schultage stehen an, am ersten werden die Kindergarten Kinder phänomenal verabschiedet (so phänomenal, dass wir dazu einen eigenen Beitrag verfasst haben), für den zweiten steht die Bühne bereit, das Soundsystem ist vielleicht bis nach Deutschland hörbar und die 100 Kinder strömen aus ihren Dörfern aufs Schulgelände. Zunächst dürfen sie sich so richtig austoben: das ganze Haus ist eine offene Oase für alles, was das Herz begehrt. Die Schüler*Innen dürfen sich aussuchen, ob sie die Zeit mit lustigen Spielen auf dem Dach, einem Quiz oder einem Malwettbewerb verbringen wollen. Alternativ können sie sich auch als Löwe, Superman oder Schmetterling schminken lassen – der Renner sag ich euch! 




Nach diesem fulminanten Start folgen nun zahlreiche Reden einzelner Schüler*Innen über Umweltverschmutzung und Klimaschutz, sowie neun verschiedene Tänze (, denn jedes Dorf möchte etwas präsentieren). 

Diese Gruppe zeigt traditionelle Tänze



Diese Schülerin präsentiert ihre Rede über Umweltverschmutzung


Dann heißt es endlich: Manege frei für den BLT Circus!

*Fanfarnen ertönen!*


Orangutan Toni kommt auf allen Vieren auf die Bühne, kratzt sich am Hinterkopf, zaubert drei Bananen hervor, beginnt damit zu jonglieren – gespannte Gesichter seitens des Publikums – Schüler Nabil, ein sehr begnadeter Alleskönner, präsentiert voller Stolz und mit lauter Stimme seine eigens kreierte Willkommensrede, in der er einen Ausblick auf die folgenden 30 Minuten gibt. Beide verbeugen sich und verlassen die Bühne hinter dem Vorhang.


*die hoffentlich allen Lesern bekannte Zirkusmelodie wird eingespielt (für Unwissende: düpdüp-düdüdüdü-düpdüp-dada-düpdüp-düdüdüdü-düpdüp-dada)*


Acht Jungen und Mädchen mit verschiedenfarbigen Jonglagetellern kommen im Takt und mit strahlenden Gesichtern auf die Bühne und zeigen synchron ihre Tricks an den Tellern! Die Musik begleitet sie ebenso wie der tosende Applaus der Zuschauer.


Es folgen die Diabolo- Spieler, die mit Hilfe der Stäbe ihre Diabolos gekonnt durch die Luft fliegen lassen und gezielt wieder auffangen. Auch die Einschränkung der niedrigen Bühnendecke hindert sie keineswegs daran eine Wahnsinnsshow abzuliefern!


Die Hula Hoop Mädchen heizen die Hütte so richtig ein- habt ihr schon mal gesehen, wie junge Menschen den Reifen um ihren Hals (!), ihre Hüfte, Beine, Füße und Arme kreisen lassen können, stetig schneller werden und dabei sogar noch lachen können? Schade, dass ihr nicht dabei wart – es war grandios!


Als nächstes *Mission Impossible Soundtrack* - zwei Jungen betreten die Bühne, verbeugen sich, werden eins mit der Musik und schwingen den Flowerstick abwechselnd durch die Luft. Sie sind ein gutes Team und schmeißen sich den Flowerstick sowie die beiden Handsticks rhythmisch zur Musik zu. Beide glänzen und das Publikum weiß gar nicht wo es zuerst hingucken soll, so rasant sind die Bewegungen der Beiden. Riesiger Applaus begleitet sie von der Bühne.


Die nun folgende Akrobatik Nummer ist ein Gipfel der Sweetness, denn drei wunderbare Mädchen (5 Jahre alt), die tagtäglich pausenlos wie Flummis durch die Gegend hüpfen, kreieren gemeinsam mit uns die verschiedensten menschlichen Pyramiden und akrobatische Kunststücke. Nach jeder erreichten Pose werden die Hände stolz nach oben gehoben und mit einem „Tadaaa“ gekrönt. Wir heben die Kids auf die Schulter, lassen sie einmal um sich selbst rollen und auf unseren Händen und Füßen fliegen. Das Publikum vergisst vor Begeisterung sogar Fotos zu machen (daher leider keine Fotos von der schönsten und süßesten Menschenpyramide ever- sorry!)


Als krönenden Abschluss kommen alle Künstler*Innen mit ihren Zirkusspielen noch einmal auf die Bühne, verbeugen sich, lassen sich feiern und tanzen mit strahlenden Gesichtern! Was eine Show!


Wir sind völlig nassgeschwitzt und glücklich, dass alles so gut gelaufen ist. Da der Zirkus der letzte Programmpunkt des Schultages ist, folgt nun die Zeit des Abschieds. Alle Volontäre und Lehrerinnen stellen sich in einer Reihe auf die Bühne und über 100 Kinder verabschieden sich einzeln von uns. So etwas Rührendes und Emotionales haben wir zuvor kaum erlebt: mit vielen Tränen fallen wir uns um den Hals und sind traurig, dass wir einander Ade sagen müssen. Ein Geschenk der Kinder verdeutlicht uns, was wir bereits erahnt haben: mit unserem Zirkus und der gemeinsamen Zeit haben wir viele, viele Kinder sehr beglückt: “Thank you for teaching us the Circus, so we can look like this: :-) “



An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön, an alle Helfer*Innen im Background: das gesamte BLUT Team für die tolle Unterstützung, Musicman Marcel und Photography Philipp, der zwar keine Fotos, dafür aber ein Video von der Aufführung gemacht hat!


Ps. Die Fortsetzung unserer Partyreihe, Jungle Fever 2.0, ist bereits in Planung. Hier werden wir euch die Zirkusvorführung als Film kredenzen! 

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