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Den Griechen auf der Spur...

Veröffentlicht: 16.11.2018

Pläne sind bekanntlich dafür da, dass man sie hin und wieder anpasst. Ursprünglich wollte ich mir Zeit nehmen, um mir ein paar Inseln im Ägäischen Meer anzusehen. Da ich aber etwas mehr Zeit für Jordanien und Israel gebraucht und zwischenzeitlich herausgefunden habe, dass in Griechenland schon die Nebensaison begonnen hat, somit vieles geschlossen ist und das Wetter auch nicht mehr zum baden einlädt, ist es dann "nur" eine gute Woche in Athen. Eine Woche, in der ich aber ausgiebig die Hauptstadt erkundet habe.

Die ersten Nächte war ich wie gewohnt in Hostels untergebracht, für den zweiten Teil habe ich mir dann allerdings eine Ferienwohnung gegönnt, in der ich die Privatsphäre sowie die luxoriöse Dusche und das bequemste Bett, in dem ich je geschlafen habe, voll ausgekostet habe. 

Die vielen alten Gebäude, Gemäuer, Säulen und was es sonst noch alles so an jeder Ecke gibt und wie selbstverständlich in das Stadtbild einfließt, erinnert mich stark an meine Lieblingsstadt Rom. Überflüssig zu sagen, dass ich mich wohl fühle. Das wird auch von vielen Köstlichkeiten, wie Oliven, Käse oder Rotwein begünstigt.

Dass die Athener Feinschmecker sind, wird auch auf dem großen Markt deutlich, auf dem es so ziemlich alles Essbare zu kaufen gibt. Unfreiwillig bin ich in der riesigen Fleisch- und Fischabteilung gelandet. Die Waren wirkten sehr frisch, was ich von einem schnellen Blick so sagen konnte. Beim Anblick eines ganzen Kaninchens, dem bis auf das Schwänzchen das weiße Fell entfernt wurde, einer Tonne voll Schweinefüßen oder einem Metzgermitarbeiter, der mit einem Messer das Auge aus einem Kuhkopf gepuhlte, habe ich mir allerdings schon die Frage gestellt, wie diese tierischen Teile in der griechischen Küche Anwendung finden. Es tut gut, als Vegetarier hier weniger in der Verantwortung zu stehen, den Anblick und das schlechte Gefühl macht es dadurch aber auch nicht leichter.

An einem der ersten Tage hat in Athen ein Marathon stattgefunden. Die komplette Stadt war voll von sportlichen Menschen aus aller Welt, die entweder die volle Distanz oder eine kürzere Strecke absolviert haben. Ich habe einige Zeit im antiken Stadion, das aufgrund seiner eigenartigen Form heute kaum noch verwendet wird, zuschauend verbracht, in das die Athleten zum Schluss eingelaufen sind. Es war herrlich die überraschten Gesichter zu sehen, als sie die jubelnde Menge beim Einlaufen erblickten. Und wie stolz und emotional sie die letzten Meter hinter sich gebracht haben. Manche haben Flaggen ihres Heimatlandes geschwungen, andere haben sich verkleidet und trugen Tracht. Wieder andere haben ihre kleinen Kinder die letzten 100 m im Arm getragen, damit sie das Gefühl miterleben können. Es wurde auch ein Sportbegeisterer im Rollstuhl mitgeschoben. Wenig später wurde ein bestimmtes Lied gespielt und der Stadionsprecher kommentierte, dass sich ein Läufer damit bei all seinen Freunden und Familie für die jahrelange Unterstützung bedanken will. Er ist an diesem Tag seinen 35. Marathon gelaufen. Es war ein sehr emotionaler Nachmittag und ich hab mich für alle so gefreut und mich gefühlt, als wäre ich selbst mitgelaufen.

Auch wenn die touristisch hoch frequentierten Viertel sehr sauber sind, so sind andere Ecken schon sehr durch Müll auf den Straßen und herumstreunenden Katzen geprägt. Die allgemeine Arbeitssituation ist sehr angespannt. Offiziell liegt die Arbeitslosenquote bei über 20 %, eine weit höhere Dunkelziffer wird vermutet. Dabei trifft es leider oft auch junge Menschen, die vermehrt eine Existenz im europäischen Ausland aufbauen möchten. Die Meinungen scheinen geteilt zu sein. Zum einen versteht man, dass die ältere Generation durch Missmanagement die Gegenwart verbaut hat und man nun umstrukturieren muss. Zum anderen herrscht Unverständnis bis hin zur Beschuldigung der Deutschen, die in die gewohnten Gegebenheiten eingriffen und für die Einschnitte verantwortlich zu machen sind. Dementsprechend sind deutsche Staatsangehörige nicht überall willkommen. Ich persönlich habe aber keine negativen Erfahrungen gemacht.

Wenn man durch die Straßen wandelt und die Augen offen hält, findet man im Vergleich zu anderen Städten sehr viel Streetart. Okay, mag sein, dass ich seit der geführten Streetart-Tour in Tel Aviv die Augen auch ein wenig offener halte als früher. Nichts desto trotz gefällt es mir und zeigt, mit welchen Themen sich die Menschen beschäftigen. 

Am herzlichsten habe ich in der Zeit gelacht, als ich die Wachen des Palastes (kein Königshaus!), deren Uniform inkl. des Wachablöserituals gesehen habe. Urkomisch wie sie mit ihren Bommeln an den Füßen, die als Affront gegenüber den Türken, die ähnliche Bommel am Kopf tragen, dienen, und den mit über 100 Nägeln bespickten Schuhen versuchen Pferdehufe zu imitieren.

 Am Ende bin ein wenig traurig, dass ich nicht mehr Zeit für die Inseln hatte, habe mir aber versprochen, dass in Zukunft nachzuholen.

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