Im Kojteich
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Osaka - Das ist ja wohl die Höhe - Tag 2

Veröffentlicht: 04.04.2023

Dein Freund und Helfer

Rob, Friederike und ich ziehen haben uns für einen Spaziergang durch die Stadt verabredet, beginnend mit einem Frühstück. Hier ist Frühstück nicht so Gang und Gebe, vor allem nicht im westlichen Stil.
Bevor wir überhaupt das Hostel verlassen, haben wir bereits unser erstes Erlebnis. Zwei Polizisten kommen mit einem Mann herein. Ich denke zuerst, der dritte gehört irgendwie dazu. Alle wirken nett, entspannt. Der Mann fragt an der Rezeption, wo er für die Polizisten Kaffee kaufen könne. Sowohl der Rezeptionist als auch die Polizisten schauen verdutzt drein. Höflich begleiten die Polizisten den Mann in den Fahrstuhl. Scheinbar soll er seinen Ausweis holen. Wir werden wohl nie erfahren, was aus ihm geworden ist. Wir gehen raus, scherzen über die Freundlichkeit der Polizei. Wenn wir hier im Gefängnis landen, würde man uns bestimmt nach allen Annehmlichkeiten fragen. Tee gefällig?

Whoop! Whoop! That's the sound of da police!

Wir gehen an einem Kōban direkt nebenan vorbei. Kōbans sind kleine Polizeistationen mit Minimalbesetzung. Sobald du ein kleines, oftmals alleinstehendes Haus  siehst, ist es vermutlich ein Kōban. Es hat hier mehr die Funktion eines Freund und Helfers in der Nachbarschaft als die omnipräsente Staatsgewalt.

Kōban

Shopping

Nach dem Frühstück nehmen wir die schöne Route entlang des Flußes in Richtung Einkaufsdistrikt. Also in Richtung eines Einkaufsdistrikts. Osaka ist nun mal ein wenig größer. Die Stadt selbst hat über 2,6 Millionen Einwohner. Die Bevölkerungsdichte beträgt ca. 12.000 Einwohner / km². Die Düsseldorfs gerade mal 2.800.

Es gibt Unmengen zu sehen. Zu riechen. Zu hören. Wir genießen den Trouble. In einem Laden angekommen warte ich draußen in Hörreichweite mit meinem Starbucks-Gesöff. In diesem Land läuft Musik, ein Klassiker. Rob kann es hören. Ich kann es hören. Es ist der Beginn von "The Who - My Generation". Rob kann mich sehen. Ich kann ihn sehen. Wir beginnen ausgelassen zu singen.

Irgendwann ziehen wir weiter, aus dem Einkaufsdistrikt zu unserem nächsten Ziel. Auch auf dem Weg dorthin begegnen wir allerhand. Und erneut kommen wir an älteren, uniformierten Männern vorbei, die an einer Zufahrt stehen und uns freundlich vorbeiwinken. Die sicher gehen, dass hier kein Unfall passiert.

Thoughts and prayers

Wir gehen weiter, ich biege absichtlich in eine Seitenstraße ein. Dort warten immer die Überraschungen. Wie auch diesmal. Aus dem nichts taucht eine kleine Tempelanlage mit Schrein vor uns auf.

Wir verbeugen uns vor dem ersten Torii, betreten andächtig die Anlage. Wieder diese magische Atmosphäre. Geerdet, verehrt, geheiligt. Ich gehe zum Schrein, diesmal zücke ich auch eine 50 Yen Münze. Jede Münze mit Loch ist willkommen. Ich erde mich, hole Luft und schnippse die Münze in den dafür vorgesehene Kasten. Es klimpert, als die Münze das Behältnis berührt und darauf auf den anderen Münzen landet.
Ich verbeuge mich zwei Mal, klatsche zwei Mal in die Hände. Dies soll sicherstellen, dass die Götter meinen Gebeten Aufmerksamkeit schenken. Ich wünsche Gesundheit und Genesung. Nicht für mich, damit bin ich glücklicherweise versorgt. Ich verbringe einen Moment, lasse es sacken. Es fühlt sich gut an. Es fühlt sich richtig an. Es ist wiederholenswert. Ich beende das Gebet mit einer Verbeugung. Wir verlassen die Anlage wieder.


High in the sky

Nachdem wir weitere, zum Teil versteckte und kuriose Läden einen Besuch abgestattet haben, erreichen wir unser nächstes Ziel. Der Tsūtenkaku Turm. Wir beschließen hinaufzugehen. Ich weiß jetzt schon, dass es wegen meiner Höhenangst kein Vergnügen wird. Aber hey, ich werde nicht dran sterben, vor mir haben es auch schon tausende andere überlebt. Sind ja nur 85m. Und da er schon seit 1956 steht, wird er wohl auch noch einen weiteren Tag stehen bleiben. 😅

Und weiter geht's

Nach dem ich den Turm in der Tat überlebt habe, geht's weiter. Wir wandern, und wandern, und wandern. Sehen und erleben hier und da einiges. Kommen an einer Retro-Arkade-Halle vorbei. Draußen steht ein Whack-A-Mole Automat. 6 Krokodile, die zufällig rauskommen und nur darauf warten, mit dem Klöppel eine drauf zu kriegen. Ich schmeiße 200 Yen ein, knöpfe mir die Kerle vor. Die Hälfte der Krokodilköpfe ist lediert, einigen fehlt die Schnauze. Egal, Thomas Klopp, es macht einen Heidenspaß.

Rike und Rob ziehen sich danach jeweils eine Cola aus dem Automaten. Ich will anstossen, hole mir für 100 Yen ( = 0,70 €) eine Dose Milch-Tee aus dem Automaten. Ich staune nicht schlecht. Die Dose ist nicht nur lauwarm, die ist schon fast heiß. Und der Tee schmeckt echt gut.

Nach einer Weile betreten wir wieder Menschenmassen. Auf einer Brücke sehen wir einen jungen Mann, der E-Gitarre spielt. Ich höre mir das 5 Sekunden an und denke mir: "Krass, das rockt!" Rob und ich zollen dem Mann unsere Ehre indem wir eine Weile steil gehen, schmeißen ihm zum Abschluss Münzen in den Hut. Ehrdarbietung stopft keine Mägen. 

Wacken auf japanisch

Abends beim Essen treffen wir unter anderem auch Steven wieder. Er war auf einem kleinen Festival, quasi dem japanisches Wacken. Er war wegen SlipKnot dort. Er erzählt uns einen Ausschnitt aus dem Abend, der uns erstaunt, aber nicht überrascht. Er habe Leute gesehen, die nach dem Moshpit Powerbanks und Kreditkarten in die Höhe hielten, bis die Besitzer sie wieder abgeholt hatten. Wow, mich durchfährt immer noch eine Gänsehaut.


Night Life

Im Restaurant sitzend denken wir: "Och ja, nobel hier. Klar, ist ja auch der letzte Abend."
Die Preise betrachend denken wir: "Och ja, nobel hier. Klar, ist ja auch der letzte Abend."
Die Portionen sehend denke ich: "What the fuck? Aber es ist doch der letzte Abend!"

Ja, es ist super lecker, unter anderem das beste Fleisch, was jemals in den Mund gelangt ist. Habe ich so gehört. Ich warte und warte auf mein Essen. Natürlich, der langsamste bekommt schon wieder als letztes sein Essen. Die brauchen für alle hier echt lange. Ich warte. Wir quatschen.
Es kommt das Thema Alpakas auf. Leaf sagt mir mit leuchtenden Augen: "That's your spirit animal!" Auch das könnte passen, ich mag die Idee. Es ist nicht endgültig. Laut Judith gibt's auch Begleittiere. Wolf, Erdmännchen, Alpaka. Alle drei? Nichts davon?

Eine Stunde nach der Aufgabe der Bestellung die Enttäuschung; man habe ich vergessen. Miho entschuldigt sich bis ins Unendliche und darüber hinaus. Ich höre meinen Namen von rechts. Alex und Ali schauen mich an. Ihre Portionen waren zu klein, deshalb wollen sie zum McDonalds. Ich bin sofort Feuer und Flamme. Das stand auch noch auf meiner Liste. Nachdem wir alle durch sind, ziehen wir los. Karaoke, 30 Minuten.  Ali, Alex und ich biegen ab, gehen zum Maces nebenan. Joah, kann man essen. Und war auch weitaus günstiger. 😅

Nach dem Essen machen wir uns auf den Weg zum Karaoke. Wir finden eine gute Einstimmung. Als wir nämlich nach rechts auf die Straße rüber sehen, sehen wir dort einen Japaner, stehend in seinem Cabrio an der roten Ampel. Er feiert sein Leben, singt und ist gut drauf. Wir feiern ihn, er feiert uns. Die Ampel schaltet um auf grün, ich erwarte, dass er sich  während der Fahrt weiter feiert. Nope, er setzt sich hin. Und unter unserem Gelächter stellen wir fest: Er ist der Fahrer. 😁

Beim Karaoke angekommen erwartet man uns bereits. Die Gruppe mit guter Laune, Miho mit einer Pizza. Sie entschuldigt sich erneut. Ich bedanke mich, versichere ihr zum 283 mal, dass alles okay sei. Ich esse die kleine Pizza und stelle fest, dass es zwischen einem Top Restaurant und einem McDonalds einen Unterschied von einer Universumsbreite gibt. Und dass diese Breite auch unterhalb von McDonalds exisitert.

Wir feiern ausgelassen. Aus den 30 Minuten Karaoke werden 2 Stunden. Ein schöner Abschluss. 


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