Veröffentlicht: 15.05.2023
Ich ziehe los, Sommerkleidung. 22° C, 10:00, strahlender Sonnenschein und "10cc - Dreadlock Holiday" (I don't like Reagan) auf den Ohren. Passender geht's kaum.
Heute steht die Erkundung Kyōto's auf zwei Reifen an. Auf dem Weg zum Fahrradverleih genieße ich die schöne Architektur dieser Stadt. Ich mag diese Mischung aus klassisch simpel und dennoch modern. Kurz beim 7-11 reingehüpft, die gewohnten Handgriffe und ein Tee abkassiert. Ich hatte mal nachgeschlagen, was ich da beim Abkassieren gefragt werde. Ich weiß zwar immer noch nicht, was genau die Mitarbeiter da sagen, aber ich weiß, was sie meinen. Mit einem simplen "Iye, Arigato." lehne ich freundlich das Angebot einer Plastiktüte ab.
Beim Fahrradverleih angekommen wickele ich kurz und schnell die Übergabe ab. Premium hieß es in der Anzeige, da habe ich mir aber was anderes vorgestellt. Aber hey, Werbung. Es taugt zum Fahren, das zählt. Ich fahre los und genieße die Fahrt. Erstaunlicherweise sind die entgegenkommenden LKW bei diesem Wetter recht gefährlich. Das liegt nicht an ihrer Größe, Gewicht oder sonst was, neeeee. Aber das viele Chrom ist so shiny, dass es leicht blendet.
Die Stadt auf dem Fahrrad zu erkunden macht schon Spaß. Auf Okinawa gab's keine Probleme mit dem Linksverkehr, auch hier ist es keine allzu große Umgewöhnung. Es ist mehr Großstadt als die Insel, aber Kyōto ist erstaunlich fußgänger- und fahrradfahrfreundlich.
Was hingegen kaum freundlich ist, ist einen Parkplatz für das Fahrrad zu finden. Bei der Übergabe habe ich einen Zettel gezeigt bekommen, wo ich überall nicht parken darf. Einfacher wäre es mir einen zu geben, wo ich parken darf. Bei den Minimarts darf ich nur als Kunde parken, auch bei anderen Läden oder Restaurant. Vor Privathäusern oder Hotels ist das Parken auch nicht erlaubt, außer wenn ich dort zu Gast bin. Im Grunde kannst du nur an einigen wenigen ausgewählten Plätzen parken. Und natürlich auf den bezahlten Fahrradparkplätzen. Sonst kann es mit 70 € recht teuer werden.
Zwischendurch mache ich in einem Tempel halt. Hier findet heute eine Frühlingszeremonie statt, von der ich ein wenig mitnehme.
Unter anderem zwängen sich Segensuchende durch ein Steinloch und symbolisieren damit vielleicht eine Art Neugeburt, um dann abschließend ihren Zettel zu den anderen zu kleben.
Auf dem Weg dorthin fällt mir eine Sache auf, für die es knapp zwei monate gebraucht hat: Asiatinnen tragen keine Leggings. Hiermit habe ich soeben die erste Asiatin mit Leggings wahrgenommen. Sonst waren es nur Westlerinnen.
Ich habe ja schon so einige Schläfer gesehen. Egal ob im Starbucks oder in der Bahn, geschlafen wird, wo es machbar ist. Ein Symptom des Arbeitsdrucks hier. Aber was ich gerade hier beim Arbeiten im "Café der grünen Frau" sehe, das wäre die perfekte Representation in einem Foto. Mein Gremlin ist scharf drauf ein Foto davon zu machen, aber ich widerstehe. 📸
Zwei Plätze rechts von mir sitzt ein älterer Mann, über 50, mit schwarz gefärbten Haaren. Sowohl in Südkorea als auch in Japan sind die Leute sehr eitel, wenn es um ihre Haare geht. Es gab in Busan Straßen, da hat sich ein Institut für Haartransplantationen an das nächste gereiht, unterstützt durch Werbung in Busen. Und auch Toupets wurden in Malls ausgestellt.
Nun ja, dieser Mann sitzt über seinen Unterlagen, Kugelschreiber in der Hand als würde er etwas schreiben, der Kopf ist gesenkt. Er schläft. Er atmet ruhig, er lebt also noch. Und schläft. In der Zwischenzeit ist er kurz mal hochgeschreckt, eine Minute später schläft er weiter, ohne Stift. Nach weiteren fünf Minuten ist er wieder wach. Oouuufff... 😴
Das 22:30 Uhr, der Ort macht dicht und ich gehe an der Hauptstraße entlang Richtung Hotel. Ich höre Sirenen, ein Polizeiauto kommt und unter Rotlicht, es dauert relativ lange is es mich erreicht.Der Grund dafür ist, dass die Polizisten bei jedem Zebrastreifen auf ca. 20 kmh runterbremsen, übertrieben nach links und rechts schauen und dann wieder Gas geben. Bis zum nächsten Zebrastreifen, 100 m weiter. Zebrastreifen für Zebrastreifen. Sicher ist sicher. 🚨