Veröffentlicht: 11.08.2020
Nach ein paar Tagen zu viel auf Rädern – weil Regen - ist heute mal wieder Action angesagt. Schade, dass es den Großteil des Tages weiterhin schüttet, oder windet, oder beides.
Es geht aber sofort los, Islands wohl schönster Berg, der Kirkjufell liegt schon vor uns. Regen, Nebel, Windstärke 7! Also leider kein genussvolles Gipfelglück, sondern lediglich Silhouette erahnen.
Abbieger links, Julia quiekt entzückt und sorgt hippophil für Vitamin- und Mineraliennachschub, eine phantastische Ebene, an deren Ende jetzt eigentlich der Gletschergipfel des Snaefellsjökull zu sehen sein ist, nein sollte, breitet sich vor uns aus. Die Sonne lugt sogar zwischen den Wolken hervor und verzaubert die Landschaft. Moose, Blumen und Wollgras tun ihr übriges zu Untermalung.
Das Wetter fährt jetzt alle Extreme auf – über dem Meer Gewitterwolken, Richtung Gletscher zerrissene Wolkenfetzen, orkangleiche Böen und horizontaler Schauer. Wir wollen trotzdem auf den Gipfel – 11km Off road-Piste schaffen wir mit unserem Mobil, einen Kilometer vor dem Eisfeld zwingen uns ein paar ausgewaschene Stellen mal wieder zum Stopp. Wir versuchen die gröbsten Löcher mit Steinen zu flicken sind aber nach wenigen Minuten komplett durchweicht, ein Teil der Reisgesellschaft ohnehin nicht von der Sinnhaftigkeit des Unternehmens überzeugt – also umdrehen ;-(
Unerschrockene Wanderer, die sich schwerer gegen den Sturm nach oben kämpfen als Everest-Touristen auf den Gipfel und die eingepackt sind wie Astronauten bestätigen unseren Rückzug.
Zwei Vulkankrater nehmen wir im Sauwetter en passent mit, für eine Höhlenwanderung sind wir leider ein Stündchen zu spät. Später wird auch noch ein wahnsinnig idyllisches Fischrestaurant direkt am Meer seit 15 min geschlossen haben und wir wären ziemlich frustriert gewesen, wäre da nicht noch der Tipp mit der Felsspalte gewesen.
Wir verschwinden neugierig und beeindruckt sofort darin und balancieren auf herausragenden Steinen durch Gumpen, klettern kleine Wasserläufe hoch und finden uns bald an einer überspülten 3 Meter Wand wieder an der ein kleines Seil die Flugzeugtouristen von uns trennt ;-)
Noch tiefer in der Schlucht steigen wir über zahlreiche Seemöwenkadaver, deren majestätisches Flugvermögen hier aufgrund des schwachen Lichts und der feuchten Enge wohl seine dramatische Grenzen erfährt. Noch ein paar Gänge und glitschige Furten später müssen dann auch wir an einem ca.10 m hohen senkrechten, verwundenen Wassersturz kapitulieren. Hoch wäre unter Inkaufnahme eines unvergesslichen Waschgangs evtl. noch möglich, aber runter ….!?
Wir sind jedenfalls wieder versöhnt und adrenalingeschwängert.
Mit einem nun langsam an eine Bärenhöhle erinnernden Auto-Odeur entscheiden wir uns heute mal gegen Camping und für das beste Haus in der Gegend. Ein sterneverdächtiges Abendessen und Matratzen die in ihrer Höhe den aufgebockten Hochland Jeeps kaum nachstehen runden den außergewöhnlichen Tag gediegen ab.