Veröffentlicht: 14.08.2023
Für den 11. August hatten wir Canyoning im Rio Cashaurco gebucht. Es gab drei verschiedene Schwierigkeitsstufen, wir entschieden uns für das „Nivel mas alto“ – hierfür war vorherige Canyoning-Erfahrung Voraussetzung („Has hecho un tour de canyoning antes?“ – „Sí, claro.“ – damit war die Canyoning-Erfahrung bestätigt und man war startklar). Nun, das war wirklich Canyoning im „Estilo Ecuatoriano“ … in ganz Europa würde keiner in einem solchen Fluss Canyoning machen – und erst recht nicht mit Touristen. Unsere Guides waren auch absolut vertrauenswürdig: ein Karabiner mit Abseilachter ging fast verloren (wäre die Klippe runtergefallen, wenn ihn nicht einer der Kunden aufgehalten hätte), ein Seil flog (vor uns Touristen) den Wasserfall runter und verfing sich im Strudel und einem Kunden wurde einfach (ohne es ihm zu sagen) der Sicherungskarabiner vom Seil abgemacht. Wir sind bspw. einen knapp 10 m hohen Wasserfall gesprungen, der einen derart großen Strudel unten hatte, dass man da ehrlich gesagt nicht freiwillig reinspringen wollte. Wir waren mit Karabiner an einem Seil befestigt (während des Sprungs), dass man uns danach wieder aus dem Strudel ziehen konnte. Das war echt nicht ohne – schwimmenderweise hatte man absolut nicht die geringste Chance. Aber laut den Guides ist Canyoning in Ecuador „muy fácil“ und absolut gar kein Problem. Unsere Neoprenanzüge waren immerhin 3 mm dick, jedoch damit immer noch absolut ungeeignet für die Wassertemperatur von 12-15 °C. Es war echt kalt. Wir sind übrigens mit einem (an den Seiten offenen) Jeep zur Einstiegsstelle gefahren – auf dem Weg verpasste unser Fahrer den rechtzeitigen Zeitpunkt zum Bremsen und musste eine Vollbremsung einlegen. Da die Fahrbahn jedoch nass war, rutschten wir nur. Es gab 3 Möglichkeiten: links lenken (Crash mit Gegenverkehr); nicht lenken (Auffahrunfall) und rechts lenken (Bürgersteig, allerdings gut doppelt so hoch wie in Deutschland). Der Fahrer entschied sich für Möglichkeit 3, was dem Reifen und der Felge jedoch überhaupt nicht gefiel und insbesondere der Reifen quittierte daraufhin seinen Dienst. Wir sind die letzten 3 km mit plattem Reifen gefahren – während wir Canyoning machten war ja Zeit, den Ersatzreifen anzuschrauben. Die Bilder vom Canyoning sind leider allesamt ziemlich schlecht, weil ich die a) nur über WhatsApp bekommen habe und b) da es sich teilweise um Screenshots aus Videos handelt - kann man nix machen.
Am 12. August stand dann Rafting an, ebenfalls „nivel mas alto“. Caro konnte leider aufgrund eines leichten Magen-Darm-Infekts nicht mit (wir waren vegetarisch essen am Abend vorher, das sollte man in Ecuador wohl vermeiden). Die Tour an sich war wirklich gut (ich bin sogar vom Boot gefallen, ohne dass ich da groß zugetan habe – also rein durch die Kraft des Wassers) und hat Spaß gemacht. Alles drumherum war einfach schlecht. Mein erster Bus kam 20 Minuten zu spät (das ist normal und mittlerweile kommen wir auch meistens erst 5 Minuten nach der vereinbarten Zeit). Dieser nahm mich jedoch nur 100 m mit und schmiss mich wieder raus. Hier bekam ich meine Ausrüstung und wurde dann stehen gelassen – ohne dass man mir sagte wann ein Bus käme. Nach etwa 45 min fragte ich mal nach, wie es denn aussieht – woraufhin ich ausgelacht wurde und noch immer dumm da stand. Nach weiteren 10 min kam ein Bus, ich fragte ob das meiner wäre, was bejaht wurde – ich hab dem Guide dann in etwas rauerem Ton mitgeteilt, dass ich das gerade ziemlich scheiße find hier („Estoy aquí esperando y no sé nada! Ahora espero mas de una hora pero el autobus no vino!”). Nach der Tour ging es noch was essen (das war im Preis inbegriffen, ich hatte eigentlich schon keine Lust mehr drauf). Ich hatte wieder vegetarisch bestellt und bekam mein Essen etwa 10 Minuten nachdem auch der wirklich allerletzte der anderen (fleisch-/fischessenden Leute) aufgegessen hatte. Ich hatte dann noch etwa 5 Minuten Zeit aufzuessen bevor der Bus weiterfuhr. Die restliche Heimreise dauerte dann auch noch gut doppelt so lang wie geplant, weil Stau. Aber das Rafting an sich war cool, nur unser Guide hatte ne ziemliche Macke. Der war fast sowas wie ein Choleriker. Ich war der einzige nicht spanisch (fließend) sprechende Mensch im Boot, neben einem Brasilianer (der aber noch weniger spanisch konnte als ich). Ich durfte rechts vorne sitzen und war damit für die „equipo derecho“ zuständig, hatte also das Kommando über die rechte Seite des Boots. Ich glaube, dass unser Guide halbwegs zufrieden mit meinem Job war (immerhin wurde ich nicht zweimal ausgewechselt, wie mein gegenüber auf der linken Seite).
Am 13. August stand nicht sonderlich viel an. Wir blieben viel in unserem Zimmer und planten den weiteren Reiseverlauf. Wir kochten wieder mal selbst (in der Küche des Hostels), was echt eine ganz angenehme Abwechslung war. Abends machten wir die Kneipen hier in Baños unsicher, es gibt überall "promociónes especiales" oder "ofertas", bspw. drei Bier für 10 $ oder zwei Coctéles für 6 $. Wir entdeckten jedoch quasi den "Groben" von Baños, hier kosteten 3 Bier (ohne oferta) nur 9 $, 2 Coctails bekam man zwischen 5 und 6 $, neben uns waren nur ein paar alkoholabhängige Drogensüchtige zugegen, das Klo wurde auch von nicht Kneipengästen genutzt (und das ziemlich sicher nicht nur um zu pullern) und geraucht wurde auch in dem Laden - genau unser Ding also.
Am 14. hieß es dann ausschlafen. Anschließend gabs Rester zu Essen und wir mussten auf die Bank. Auf der Bank gab es 3 Schalter und es standen schätzungsweise 30-40 Leute in der Schlange. Zwischenzeitlich wurde einer der Schalter geschlossen und Geld wurde gezählt - geschätzt knapp 40.000 US$, und das quasi vor den Augen der ganzen Leute. Auf der Bank tätigten wir eine Überweisung (mit Bargeld) auf ein Konto von einem mehr oder weniger dubiosen Tauchtourenanbieter in Puerto López. Ich hab mit ihm per WhatsApp einen "precio especial" ausgehandelt, gut 30 $ weniger für den Tauchgang - dafür brauchte er aber das Geld schnellstmöglich. Da wir noch nicht in Puerto López sind, mussten wir das Geld überweisen (online zahlen hätte aufgrund irgendeiner Gebühr über 10 € mehr gekostet). Ich bin gespannt, ob wir mit dem Geld nicht auch Feuer hätten machen können: es brauchte keinen Verwendungszweck, unsere Namen wurden nicht erfragt und grundsätzlich hat der Empfänger wahrscheinlich keine Ahnung wo das Geld herkommt (um in Ecuador eine zweistündige Busfahrt für 2 $ buchen zu können, braucht man jedoch Reisepass oder Personalausweis).
Heute in der Nacht fahren wir um 01:00 Uhr nach Guayaquil. Die Fahrt dorthin dauert vermutlich etwa 8 Stunden. In Guayaquil angekommen steigen wir um in einen Bus nach Puerto López, was nochmal 4 Stunden dauert. Dementsprechend sind wir wahrscheinlich irgendwann morgen Mittag dort und ziemlich müde.