Veröffentlicht: 24.03.2018
26. Februar 2018
Nach nur einer Nacht verabschiedeten wir uns von „Te Anau“ - mit der Gewissheit wiederzukommen. Direkt nach dem Check-Out fuhren wir über die „Milford Road“ in Richtung „Milford Sound“.
Die Region zählt zu den regnerischsten von ganz Neuseeland. Die Niederschlagsmenge liegt im Jahr bei ca. 7.000mm - in Berlin sind es gerade mal um die 570mm.
Doch wir hatten Glück mit dem Wetter. Daher boten sich schon während der Fahrt tolle Ansichten. Wir konnten mehrere lohnende Zwischenstopps einlegen. Der erste nennenswerte Halt war am „Lake Mistletoe“. Der See gehört zu einem Naturschutzgebiet und wir erreichten ihn nach einem 20-minütigen Spaziergang. Leider unterbrachen kleine Windböen die spiegelglatte Oberfläche des Sees, sodass wir keine Spiegelbilder schießen konnten. Dennoch tat das Beine vertreten ganz gut.
Darauf folgten mehrere Pausen am Straßenrand. Die Milford Road zählt nicht umsonst zu den schönsten Straßen des Landes! Links und Rechts der Straße befinden sich hohe Berge. Man fährt mittig durch das Tal und manchmal verläuft ein Fluss am Straßenrand entlang - einfach fantastisch. Ein weiterer beliebter Haltepunkt sind die „Mirror Lakes“. Diese kleinen Seen spiegeln, sofern das Wetter mitspielt, die dahinter befindenden Berge. Doch der Wind hatte immer noch nicht nachgelassen, weshalb der Effekt der Spieglung nicht wirklich zur Geltung kam.
Nur kurze Zeit später erreichten wir unsere Unterkunft - den Campingplatz bei „Knobs Flat“. Wir wählten absichtlich einen Campingplatz auf halber Strecke, damit wir uns für die Autofahrt zum Milford Sound besonders viel Zeit lassen konnten. Nur kurz eingecheckt, führte uns die Reise schon weiter. Die Rezeptionistin bombardierte uns mit Wanderkarten nur so zu. Ohne Spaß - wenn wir alle vorgeschlagenen Wege gegangen wären, wären wir noch Tage später unterwegs gewesen. :)
Für den Nachmittag entschieden wir uns für eine Wanderung zum „Lake Marian“. Dieser Bergsee liegt gut versteckt und die Wanderung zu ihm dauert mindestens 1,5 Stunden. Nachdem wir das Auto geparkt und uns mit Sonnenmilch eingecremt hatten, ging es auch schon los. Der erste Teil ist noch ziemlich touristisch, da man nach kurzer Zeit zu Wasserfällen gelangt. Kurz danach begann dann der abenteuerliche Pfad. Es ging über Stock und Stein, über umgefallene Bäume und einem Bachlauf. Dennoch hat uns der Weg großen Spaß bereitet, da wir stets gefordert waren und einige Kletteraufgaben bewältigten mussten. Nachdem es mehr als eine Stunde nur bergauf ging, war allmählich das Ende in Sicht. Den letzten, leicht schlammigen, Teil überquert, näherten wir uns nach gut 1,5 Stunden endlich dem Ziel. Beim Anblick bekam man kaum noch den Mund zu. Lake Marian ist ein klarer, grün-blauer Bergsee - umgeben von hohen Bergen, an denen Wasserfälle herabfallen. Wir kletterten noch ein Stück über die Steine am Ufer und ließen uns auf einem großen Felsen nieder. Jegliche Anstrengung bis hier hin war plötzlich vergessen. Der Ort ist kaum mit Worten zu beschreiben. In weiser Voraussicht hatten wir Badesachen eingepackt. Während ich die Wassertemperatur mit den Füßen erfühlte, war Tobi schon dabei, sich umzuziehen. Da der Bergsee stets mit Gletscherwasser gefüllt wird, könnt ihr euch vielleicht in Ansätzen vorstellen, wie kalt das Wasser gewesen sein muss. Nach vorsichtigen Annäherungsversuchen konnte Tobi sich überwinden und schwamm eine Runde - genau genommen, war er nach einer Minute schon wieder draußen. ;) Doch zum Glück schien an diesem Nachmittag die pure Sonne, andernfalls wäre das Baden vermutlich überhaupt nicht möglich gewesen. Doch weiter als bis zu den Knien ging es für mich nicht. Reichte meiner Meinung nach auch völlig aus. ;) Nach zwei weiteren Schwimmtouren war es dann auch für Tobi genug. Das Wasser muss so kalt gewesen sein, dass selbst die Zehen beim Aufwärmen weh getan haben.
Wir nutzten die schöne Kulisse noch für ein kleines Fotoshooting und verließen anschließend diesen wunderschönen Ort, welcher uns noch lange in Erinnerung bleiben wird.
27. Februar 2018
Nach einer ziemlich kalten Nacht aßen wir unser Frühstück, gut eingepackt mit Mütze und Schal, auf einer Picknickbank neben dem Auto. Auch ein Falke war gerade dabei, sein Frühstück zu fangen und landete völlig unkontrolliert im Gebüsch nicht weit von uns entfernt. Das hatte wohl nicht ganz so gut geklappt?! Kurz darauf flog er auch schon weiter.
Nun ging unsere Reise von Knobs Flat aus zum nächsten Campingplatz in Milford Sound weiter. An diesem Morgen bekamen wir einen Eindruck davon, wie viele Reisebusse in Richtung Milford Sound strömen. Es ist einer der größten Touristenattraktionen des Landes. Man fragt sich dann schon, wo sich die ganzen Touristen ansonsten so herum treiben? Denn auf unserer bisherigen Reise war noch kein Ort so richtig überfüllt.
Der erste Halt auf unserer Weiterreise war am „Lake Gunn“. Der Rundweg war nicht sonderlich spektakulär, doch die Aussicht auf den See war schön und wir hatten eine weitere tierische Begegnung. Schon die ganze Zeit begleiteten uns aufgeweckte Vögel am Wegesrand. An einer Stelle kamen sie uns so nah, dass man das Gefühl hatte, sie landen einem gleich auf der Schulter. Also streckte ich meinen Wanderstock aus und prompt saß er auch schon darauf und schaute mich neugierig an.
Nur zehn Minuten von Lake Gunn entfernt hielten wir erneut an. Da der Himmel auch an diesem Tag fast wolkenlos war, nahmen wir uns einer weiteren Wanderung an. Ziel war der „Key Summit“. Für den Aufstieg sollte man 1,5 Stunden einplanen. Zu unserer Verwunderung waren die 400 Höhenmeter bereits nach einer Stunde erklommen. Oben angekommen, schien alles etwas surreal. Die Vegetation wurde schlagartig grüner und es befanden sich sogar mehrere Seen auf dem Gipfel. Selbst die Bäume waren moosbewachsen und leuchteten in einem stilvollen Grün. Wir folgten dem gut ausgebauten Pfad und genossen dabei die bildschöne Bergkulisse. Vom höchsten Gipfelpunkt konnten wir sogar den Lake Marian in weiter Ferne erkennen. Wieder einmal hat sich der Aufstieg gelohnt!
Mit dem Auto fuhren wir anschließend zu mehreren Aussichtspunkten, an denen ab und zu „Keas“ vorbeischauen. Keas sind SEHR neugierige Vögel und die einzige Papageienart, welche in den Bergen zu Hause ist. An einem dieser Haltestopps konnten wir das hinterlistige Treiben hautnah beobachten. Nachdem wir ihn erfolgreich von unserem Auto verjagen konnten, musste die Dichtung eines anderen Campervans daran glauben. - Da die Keas sogar unter Verdacht stehen, nachts Hütchen von Baustellen umzuschmeißen, haben die Behörden extra „Kea-Spielplätze“ errichtet, um die Vögel damit abzulenken. Ob das wirklich klappt, wissen wir nicht - unterhaltsam sind die Rabauken allemal. ;)
Darauf folgte ein weiterer Höhepunkt der Milford Road. Je nachdem wie viel es in den letzten Tagen geregnet hat, gibt es mal mehr oder mal weniger Wasserfälle am Straßenrand zu sehen. Die „Creek Falls“ hingegen sind das ganze Jahr zu bewundern. Als wäre dieser Wasserfall nicht schon imposant genug, entdeckten wir am Rande einen Trampelpfad. Wir folgten ihm spontan, lediglich mit unserer Kamera bewaffnet. Dabei ahnten wir nicht, dass gleich all unsere Kletterkünste gefragt sein werden. Der Weg war so steil und rutschig, dass es sich zu einem richtigen Abenteuer entwickelte. Nach 15 Minuten konnten wir noch einen viel größeren Wasserfall bestaunen. Das glasklare, türkisblaue Wasser schoss nur so hinab und wir waren restlos begeistert. Nach erfolgreichem Abstieg folgte dann ein weiteres Erlebnis. Die Straße zum Milford Sound führt durch einen Tunnel (die es in Neuseeland so gut wie nie gibt - meistens muss man um den Berg herum oder darüber fahren). Der „Homer Tunnel“ wurde im Jahr 1930 in den Berg gesprengt. Seit 1954 kann man ihn einspurig befahren. Da kann es schon einmal dauern, bis die Ampel auf Grün umspringt. Schließlich hat er eine Länge von über einem Kilometer. Wir waren dezent erschrocken über den abenteuerlichen Zustand der Fahrbahn. Wir mussten großen Schlaglöchern ausweichen und es befanden sich keinerlei Abdichtungen oder Ähnliches an den Wänden des Tunnels. Das pure Gestein war zu erkennen und so tropfte ständig Wasser auf unsere Frontscheibe. Doch der Tunnel erfüllte seinen Zweck und nach der Ausfahrt eröffnete sich ein ganz neuer, interessanter Blick. Vorher hatten wir stetig Sicht auf die schneebedeckte Berge - nun sahen wir in ein grünes Tal hinab.
Einen letzten Halt legten wir an den „Chasm Falls“ ein. Die Wasserfälle waren zwar imposant, doch das eigentliche Highlight liegt etwas versteckt. Mitten im Wald befindet sich nach kurzem Fußmarsch ein glasklares Flussbecken. Wir können es nicht in Worte fassen, wie klar das Wasser war - quasi wie eine durchsichtige Oberfläche unter die man metertief schauen kann. Einfach beeindruckend und wunderschön anzuschauen.
Am späten Nachmittag erreichten wir die „Milford Sound Lodge“ - mit $60 (ca. 35€) unser bisher teuerster Stellplatz. Doch aufgrund der Lage und der Ausstattung ist der Preis fast gerechtfertigt.
28. Februar 2018
07:30 Uhr. Der Tag begrüßte uns mit einem wolkenfreien Sonnenaufgang - beste Bedingungen für unseren heutigen Ausflug. Wir durchfahren den Milford Sound per Schiff.
Nach lediglich zehn Minuten Autofahrt erreichten wir den Parkplatz am Ufer des Milford Sounds.
Dem Ort, der auch gerne als achtes Weltwunder bezeichnet wird. Im Fjordland dreht sich viel um diesen Sound. Es gibt mehrere Anbieter, die ihre Touren an den Mann bringen möchten. Jeder wirbt mit schöneren Ausblicken, kleineren Booten oder unvergesslicheren Fahrten.
Vor Ort genossen wir die Ruhe vor dem Sturm und aßen dabei unser Frühstück. Die Szenerie konnte sich sehen lassen. Willkommen gehießen wurden wir nämlich vom „Head of the Milford Sound“, dem 1.692m hohen „Mitre Peak“. Er ist der größte Berg im Fjord und wir konnten ihn an diesem Tag bis zur Spitze hin bewundern. Das ist eine Seltenheit, da er die meiste Zeit über von Wolken und Nebel bedeckt wird. Im Milford Sound regnet es nämlich an knapp 200 Tagen im Jahr - und wir hatten puren Sonnenschein. Was sind wir nur für Glückspilze? :)
Nach einem kurzen Spaziergang am Ufer entlang begaben wir uns in Richtung Schiffsanlegestelle. Um Punkt 08:55 Uhr verließ unser Schiff, als eines der ersten Touristenschiffe, den Hafen. Wir ergatterten uns Plätze auf dem offenen Deck und hatten daher von Anfang an eine prima Aussicht. Das Schiff nahm Kurs in Richtung Milford Sound. Tiefblaues Wasser unter einem, hohe Bergen um einen herum und der kalte Wind, der einem um die Ohren fegt. Immer wieder hielt der Kapitän an. Er gab uns die Möglichkeit den Fjord und die Umgebung zu fotografieren. Zudem gab es diverse Informationen über die Lautsprecher zu hören - so kommt es beispielsweise oft dazu, dass Bäume die Berge hinabfallen und das Wasser verschmutzen oder es je nach Niederschlagsmenge mal mehr und mal weniger Wasserfälle zu sehen sind.
Ein großes, persönliches Highlight der Fahrt war, als wir an einen Berg ganz nah herangefahren waren. Als der Kapitän die Weiterfahrt ankündigte, bat er die Fahrgäste darum, stets den Blick auf einen Wasserfall zu fokussieren. Das Schiff fuhr langsam rückwärts. Immer wieder erinnerte er daran, nach oben zu schauen … - und auf einmal tauchten riesengroße Berge, die von der Sonne angestrahlt wurden, auf. Sagenhaft! Wirklich kaum in Worte zu beschreiben - es klingt so „langweilig“, aber damit hat in diesem Moment niemand gerechnet. Denn keiner hatte vorher auf die sich dahinter befindenden Berge geachtet. Ein grandioser Effekt, der dem Kapitän definitiv gelungen ist!
Während der Schiffsfahrt umgibt einen, sofern man die Motorgeräusche ausblenden kann, eine unglaubliche Ruhe. Der weitläufige Blick in den Fjord hinein war einfach herrlich. Wir kamen an steilen Berghängen, Babyrobben und ein paar wenigen Wasserfällen vorbei. Doch zugebenerweise war die Anzahl geringer als erhofft. Da es aber die letzten Tage relativ trocken war, war ein Großteil der Wasserfälle einfach ausgetrocknet. Wir können uns trotzdem nicht beschweren, die Kulisse im Sonnenschein genossen haben zu können. Denn diese Chance bekommt nicht jeder.
Doch im Grunde genommen ist es ganz egal, wann man zum Milford Sound fährt. Denn jede Wetterlage bietet ihre Vor- und Nachteile. Hat man Sonnenschein, kann man draußen stehen und in Ruhe Bilder machen - hat man Regen, sind deutlich mehr Wasserfälle zu bestaunen.
Der letzte große Höhepunkt der Schifffahrt war eine zärtliche Begegnung mit einem Wasserfall. Das Schiff fuhr so nah heran, dass man seine Trinkflasche mit frischen Gletscherwasser hätte auffüllen können. Manch ein Tourist war so motiviert, dass er sich direkt unter den Wasserfall stellte. Anschließend war er klatschnass. - Damit endete die wunderbare, zweistündige Schiffsfahrt. Im Anschluss steuerten wir den Weg nach „Te Anau“ an und legten hier und dort noch einmal einen kleinen Halt, an den bereits erwähnten Stopps, ein.