Veröffentlicht: 10.01.2018
Wir entschieden uns dazu, Silvester in der Hauptstadt von Neuseeland zu verbringen. Doch die Strecke von Napier nach Wellington wäre uns an einem Tag definitiv zu lang gewesen. Deshalb legten wir einen Zwischenstopp am südlichsten Punkt der Nordinsel ein - am Cape Palliser. Bevor wir diesen allerdings erreichten, führte uns die Fahrt vorbei an einem Ort, der einen der längsten Ortsnamen der Welt trägt: "Taumatawhakatangihangakoauauotamateaturipukakapikimaungahoronukupokaiwhenuakitanatahu" - na, wann habt ihr aufgegeben? ;) Dieser Ortsname ist eine Abkürzung für „Die Kuppe des Hügel, wo Tamatea, der Mann mit dem großen Knien, der rutschte, kletterte und Berge verschluckte und der deshalb der Landverspeiser genannt wird, seinem Bruder auf der Flöte vorspielte.“ - Wie dem auch sei, es wird gerne als Fotomotiv genutzt und so posierten auch wir auf und neben dem Schild herum.
Anschließend ging unsere Autofahrt weiter. Nach ca. 280 Kilometer waren wir endlich am Ziel angekommen. Doch wo war denn jetzt der Campingplatz? Sollte der nicht schon viel eher kommen? Als wir dann wirklich am südlichsten Punkt der Nordinsel ankamen und es für uns nicht mehr weiterging, wir schon längst am Leuchtturm ankamen, war klar: Wir sind am Campingplatz, wie auch immer das passieren konnte, vorbeigefahren. Nun gut, dann besuchen wir eben schon heute den Leuchtturm, den man allerdings erst nach 251 Stufen näher betrachten kann. Doch die Aussicht on top lohnt sich – man hat einen sagenhaften Blick über das endlose Meer und das wunderschöne Umland mit seinen felsigen Klippen.
Nun war es aber an der Zeit, den Campingplatz zu suchen.
Da wir uns sehr weit außerhalb der Zivilisation befanden, ist die Auswahl an Schlafmöglichkeiten sehr gering. Es wird sogar dazu geraten, eine Reservierung zu tätigen.
Im zweiten Versuch fanden wir dann auch den Campingplatz. Er liegt mitten auf einem Hang und von jedem Stellplatz hat man eine schöne Sicht auf das Meer.
Umso später es wurde, um so stärker wurde der Wind. Für den kommenden Tag waren heftige Sturmböen angekündigt.
Der Wetterdienst hatte nicht zu viel versprochen – wir kamen am nächsten Morgen kaum aus dem Auto heraus. Die Winde drückten die Türen auf Tobi’s Seiten immer wieder zu. Es gesellte sich noch strömender Regen dazu, weshalb wir den ganzen Morgen mit Billard spielen verbrachten. Als das Wetter sich allmählich beruhigte, machten wir uns auf den Weg zu unserem heutigen Tagesziel. Die "Putangirua Pinnacles" waren lediglich 20 Minuten von unserem Campingplatz entfernt. Es sind Felsformationen, die schon als Drehort von „Herr der Ringe“ dienten. Man kann dieses Gebiet auf zwei Wanderwegen erkunden. Der eine führt durch den angrenzenden Wald zu einem Aussichtspunkt. Wir entschieden uns für den anderen - dieser führt an einem Bachlauf entlang, bis zu der eigentlichen Sehenswürdigkeit - den "Zinnen". Uns machte es großen Spaß, das Gebiet zu erkunden. Da es keine festgelegte Wanderroute gibt, musste man sich seinen Weg durch das steinige Flussbett suchen. Der Blick auf die Zinnen beeindruckt. Diese skurrilen Gesteinsformationen und deren Dimensionen sind kaum in Worte zu fassen. Jeder "Stein", es waren eigentlich mehrere kleine Steine, die mit einer Matschverbindung miteinander verklumpt waren, hatte eine individuelle Form. Doch nicht nur das Flussbett wurde als Drehort für "Herr der Ringe" genutzt. Für alle Kenner unter euch - wir suchten auf dem Pfad des Todes nach dem "Eingang", in dem Aragorn, Legolas und Gimli die Armee der Toten erwarteten. Man kann sich nie 100% sicher sein, ob man am wirklichen Drehort gewesen ist, doch es kam dem Film sehr nah.
Nachdem wir genug von diesem steinigen Untergrund hatten, machten wir uns auf den Weg zum Lookout. Nach einem kurzen, aber sehr steilen Aufstieg erreichten wir diesen. Die Aussicht von oben eröffnete nochmal einen ganz anderen Blick auf die Pinnacles.
Nun mussten wir entscheiden, ob wir durch den Wald zurück zum Auto gehen wollen oder entlang des Flussbettes. Wir entschieden uns erneut für die zweite Variante und ahmten die drei tapferen Krieger nach.
Nach diesem aufregenden Erlebnis knurrte uns der Magen. Also ging es zurück zum Campingplatz und wir kochten uns ein Mittagessen, um kurz darauf eine Robbenkolonie zu besuchen, welche nur 15 Minuten weiter anzutreffen ist. Man konnte sie schon von weitem riechen und kurz darauf auch sehen. Wir bereits erwähnt, ist diese Region der Nordinsel nicht groß überlaufen. Wir konnten in aller Ruhe unser Auto parken und dem regen Treiben der Seelöwen zuschauen. Zwei andere Backpackerinnen waren der Auffassung, man müsste den Tieren möglichst nah kommen. Daraus resultierte eine gefährliche Situation! Ein ausgewachsener Seebär rannte plötzlich aus der Kolonie heraus und versperrte den zwei Mädels den Fluchtweg. So waren sie für kurze Zeit auf einem Felsen gefangen. Mit einem anderen Besucher versuchten wir den Bullen etwas abzulenken und so ließ er sie nach kurzer Zeit passieren. Nach diesem kleinen Schock beruhigten sich alle Beteiligten und die Seelöwen gingen ihrem normalen Alltag wieder nach. Der größte Teil von ihnen lag entspannt auf dem Rücken und suchte nach der idealen Liegeposition. Es war einfach unglaublich – wildlebende Robben in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten. Wir konnten uns nur ganz schwer von ihnen trennen, doch der Wind nahm wieder zu und uns wurde zunehmend kühler. Auf dem Rückweg legten wir noch einen kurzen Halt am Straßenrand ein. Ein paar Seelöwen kamen besonders nah an die Straße, um ein gemütliches Nickerchen zu halten. Anschließend führte uns der Weg wieder entlang der Küste in Richtung Campingplatz.
Eine kuriose Sache mussten wir dann aber doch noch mit Fotos festhalten. In dem kleinen, benachbarten Fischerdörfchen „Ngawi“ befinden sich in der Ortsmitte, direkt an der Durchgangsstraße, viele Bulldozer. Diese werden eingesetzt, um die Fischerboote über den Kieselstrand an Land zu ziehen. Es war ein wirklich kurioser Anblick, die vielen Bulldozer samt den Booten am Strand stehen zu sehen.