Veröffentlicht: 26.01.2018
Vor zwei Tagen ging unsere Reise vom nördlichen Picton weiter nach Kaikoura. Die Landschaft wechselte auf der Fahrt von trist bewachsenen Bergen, grünen Wäldern bis hin zur schroffen Ostküste.
Bis Mitte Dezember musste man einen Umweg von 6,5 Stunden fahren, um zur Küstenstadt Kaikoura zu gelangen. Im November 2016 gab es in der Region ein heftiges Erdbeben mit verheerenden Erdrutschen. Seit dem 12. Dezember 2017 ist der State Highway 1 zwischen Picton und Kaikoura tagsüber wieder zu befahren. Der Streckenabschnitt ist mit vielen Baustellen übersät. Immer wieder konnte man sehr gut erkennen, wie viel Gestein und Erde bei dem Erdbeben hinabrutschten. Große Schiffscontainer und Betonwände sichern mittlerweile die Fahrbahn. Einige Abschnitte sind nur einspurig und mit geringer Geschwindigkeit zu befahren. Neben den normalen PKWs benutzen auch die LKWs die wiederhergestellte Route. Dabei muss vermutlich einer von ihnen einen Pylonen umgeschmissen haben, weswegen wir kurz anhalten mussten, um ihn bei Seite zu räumen. Nach einer guten Dreiviertelstunde war dieser Streckenabschnitt geschafft und wir erreichten nach einer weiteren halben Stunde unseren Campingplatz in Kaikoura. Hier übernachten wir die nächsten drei Nächte.
Kaikoura ist als Mekka für Meeressäuggetiere bekannt - egal ob Wale, neuseeländische Seebären, Delfine oder verschiedene Vogelarten - hier hat man die höchste Wahrscheinlichkeit, diese in ihrer freien und natürlichen Umgebung beobachten zu können. Dies ist kein Zufall. Vor der Küste sinkt das Land zunächst ganz langsam und dann rapide auf 800m Tiefe hinab. Durch Strömungen wird Nahrung vom Meeresboden nach oben geschwemmt, wodurch die vielen Wildtiere sich hier ansiedeln oder auf Durchreise eine Rast machen.
An der Spitze der Halbinsel, auf der sich Kaikoura befindet, siedelt seit dem Erdbeben eine Robbenkolonie. Durch das Beben wurde der Meeresboden so weit nach oben gedrückt, dass eine Felsenlandschaft entstand.
Wir statteten am Tag der Anreise den Seebären einen Besuch ab. Am darauffolgenden Tag machten wir den „Kaikoura Peninsula Walkway“, der sich südlich von der Kolonie befindet. Er führt stets an den steilen Klippen entlang. Zunächst ging es steil bergauf und schon bald hatten wir eine wunderschöne Aussicht auf die Stadt, die Küste mit ihren Seebären und das weitläufige Meer. Nach ca. 40 Minuten ging es über Treppenstufen wieder hinab ans Meer. Von hier unten erkannten wir erst, wie hoch die Berge sind. Der Rückweg zum Parkplatz führte nun zwischen dem Meer und den Klippen entlang. Über unzählige Steine kamen wir an den verschiedenen Tierkolonien vorbei. Zuerst begrüßte uns ein schlafender Seebär am Wegesrand und nach einer kleineren Kormorankolonie kamen wir an einer weiteren, lautstarken Vogelkolonie vorbei. Die Möwen waren gewiss nicht zu überhören. Wie man es von den Tieren gewohnt ist, gibt es immer etwas zu reklamieren. Spätestens seit dem Film „Findet Nemo“ wissen wir alle, was in den Köpfen dieser Tiere vorgeht. Meins. Meins. Meins. Es war definitiv unterhaltsam. Als wir am Parkplatz ankamen, statteten wir den neuseeländischen Seebären nochmals einen Besuch ab. Die Felsenlandschaft ist auf eigene Gefahr zu betreten. Doch ein Teil des Areals ist den Tieren vorbehalten. Hier können sie ihre Jungtiere in aller Ruhe großziehen.
Im Vergleich zur Robbenkolonie am Cape Palliser, die wir bereits besucht haben, ist es in Kaikoura deutlich touristischer! Die Stadt lebt wahrlich von der Touristenindustrie. Neben mehreren Whale-Watching Touren gibt es Delfinschwimmen und geführte Kajaktouren.
Der 10. Januar begrüßte uns mit miesem Wetter. Es regnete seit dem Vorabend ununterbrochen und wir befürchteten unseren heutigen Tagesplan nicht durchführen zu können. Über „book.me“ konnten wir ermäßigte Tickets für eine geführte Kajaktour ergattern. Mit komischen Bauchgefühl machten wir uns gegen 08:00 Uhr auf den 20-minütigen Weg zur Zentrale des Unternehmens. Völlig durchnässt wurden wir von unserem heutigen Gruppenleiter freundlich begrüßt. Nach digitalem Check-In ging es für die 9-köpfige Paddlertruppe und den zwei Gruppenführern ans Meer. Dort war bereits ein Pavillon aufgebaut, der etwas Schutz vor dem Regen bot. Alle zogen die bereitgestellten Regenjacken, Schwimmwesten, Wasserschuhe und eine Spritzdecke ordnungsgemäß an. Nach einer theoretischen Einweisung, wie das Kajakfahren funktioniert, ging es über zur Praxis. Neun Erwachsene Menschen stehen in Reih und Glied nebeneinander und paddeln im strömenden Regen in der Luft. ;) Nach der Besprechung, was in einem Notfall zutun ist, ging es dann endlich in Richtung Meer - so ein Kajak kann schon einiges wiegen. Es brauchte drei Mann um die Zweisitzer ans Wasser zu tragen. Nachdem alle Boote am Wasser waren, nahm jeder in seinem Sitz Platz und stülpte die Spritzdecke wie vorher geübt um. Dadurch waren wir ab dem Beckenbereich vor Nässe geschützt und die Beine blieben trocken.
Tobi nahm auf dem hinteren Sitz Platz. Seine Aufgabe war es, das Heckruder mit Hilfe von Pedalen zu bedienen. Meine Aufgabe auf dem vorderen Sitz war es, das Wasser und die Küste stets gut zu beobachten um mögliche Gefahren frühzeitig zu erkennen und ihnen auszuweichen.
Nach einer kleinen Aufwärmphase spielten wir uns langsam ein und es ging raus auf die offene See. Zunächst schlängelten wir uns an der bereits erwähnten Felsenlandschaft entlang. Vom Meer aus hatten wir noch einmal einen ganz neuen und einzigartigen Blick auf die dort lebenden Seebären. Von hier erkannten wir erst, wie viele dort siedeln. Neben kämpfenden Robben sahen wir sogar ein paar wenige, nicht weit von der Gruppe entfernt, im Wasser schwimmen. Sie ließen sich auf dem Rücken treiben und streckten dabei ihre Flossen in die Höhe, um sich so etwas abzukühlen - wie uns Conner, unserer Gruppenleiter, unterrichtete. Der Wellengang nahm stetig zu und so langsam wurde das Kajakfahren zu einem richtigen Abenteuer. Erinnerungen an unsere Überfahrt auf die Südinsel kamen auf - genau wie die Fähre tauchten auch wir immer tiefer in die Wellen ein. Doch es machte riesen Spaß und wirklich gefährlich war es auch nicht. :) Zwischen den Wellen tauchten dann plötzlich zwei Zwergpinguine auf und ließen sich, genau wie wir, von den Wellen treiben.