Veröffentlicht: 02.10.2018
Nach einer langen, wunderschönen Reise durch Mittelerde, ist die Zeit gekommen, dem Auenland einen Besuch abzustatten.
Erster Anlaufpunkt aller Fans der „Herr der Ringe“-Trilogie ist das kleine Örtchen „Matamata“. Schon während der Anreise überkommt einem das Gefühl, in der Heimat der Hobbits bald angekommen zu sein. Die grünen Hügel, die es auf Neuseelands Nordinsel zu genüge gibt, leuchteten grüner als je zuvor.
Als wir das Informationszentrum (i-Site) in Matamata erreichten, wuchs die Vorfreude immer weiter an. Wie eine kleine Hobbithöhle aufgebaut, steht das urige Gebäude mit seinen runden Fenstern und der Holzfassade am Straßenrand. Gemeinsam mit der Mitarbeiterin besprachen wir das derzeitige Besucheraufkommen im „Hobbiton Movie Set“. Wir ließen uns bezüglich einer geführten Tour durch „Hobbingen“ (engl.: Hobbiton) beraten. Im Grunde genommen ist es zur momentanen Jahreszeit völlig egal, zu welcher Zeit wir die Tour starten, da es ungewöhnlich ruhig ist. Dennoch riet sie uns zur ersten Tour des Tages, da man so den ersten Blick auf die ehemalige Filmkulisse ohne eine hindurchlaufende Touristengruppen genießen könne.
Die Nacht vor dem Besuch bei „The Shire’s Rest“ (= Startpunkt der geführten Touren) schliefen wir nur wenige Fahrminuten entfernt. Auch hier umgab einen die besondere Atmosphäre, dem Auenland ganz nah zu sein. Der heutige Sonnenaufgang untermalte das Gefühl noch deutlicher. :) Endlich war der Tag gekommen.
Die Schale voll Müsli war schnell verspeist und gegen 08:40 Uhr starteten wir die kurze Anreise. Ohne Reservierung oder Eintrittskarte erschienen wir am Schalter und ließen uns erneut von der Mitarbeiterin beraten. Auch sie legte uns die erste Tour des Tages ans Herz. Und dann ging alles ganz schnell. Wir buchten, stürmten zurück zum Auto, um die Rucksäcke zu packen und waren einer der letzten, die in den grünen Hobbiton-Bus stiegen. Aus diesem Grund fanden wir nur noch zwei einzelne Plätze, die glücklicherweise hintereinander lagen. Um Punkt 09:00 Uhr schloss der Busfahrer seine Türen und fuhr durch das Tor. Von diesem Moment an befanden wir uns auf der Farm von „Familie Alexander“. Wie es dazu kam, genau hier Szenen für die Filme zu drehen, erklärte der Regisseur Sir Peter Jackson persönlich über eine Videobotschaft.
Der gebürtige Neuseeländer flog mit dem Helikopter und suchte das Land nach passenden Drehorten ab. Auf der Farm von Familie Alexander wurde er für die Umsetzung der klassischen Werke des J.R.R. Tolkiens fündig. Die Szenerie war wie gemacht für das Auenland. Daher klopfte es im Jahr 1998 an der Tür der Familie, woraufhin sie über die Vorhaben der Produktionsfirma aufgeklärt wurden. Familie Alexander war mit den Plänen einverstanden und der Bau von Hobbingen konnte beginnen.
Bei der Entstehung des Filmsets im Jahr 1999 benötigte es die Hilfe von vielen. Das Gebiet war bis dahin eine intakte Schafs- und Rinderfarm, die weder Fußwege geschweige den Straßen bot. Es wurden keine Kosten und Mühen gescheut - selbst das neuseeländische Militär half, das Gebiet zu erschließen.
Als die Straßen gebaut und das Catering für über 400 Crewmitglieder bestellt waren, starteten die Dreharbeiten. Es dauerte drei Monate bis alle Szenen im Kasten waren. Anschließend wurden die Requisiten abgebaut, beschriftet und eingelagert. Auf der Farm kehrte wieder Ruhe ein.
Bis zum Jahr 2010 als die Dreharbeiten für die Filmtrilogie „Der Hobbit“ begannen. Erneut wurde das komplette Dorf Hobbingen (plus vier neue Hobbithöhlen) aufgebaut. Diesmal allerdings aus dauerhaften Materiealien und nicht wie im Jahr 1999 aus Pappmaschee. Bis die Filmcrew samt Schauspielern den Ort wieder verließen, dauerte es gerade Mal zwölf Tage!
Tja, und seit 2012 werden genau hier täglich geführte Touren angeboten.
Wir saßen also im Bus, lauschten den Erzählungen von Sir Peter Jackson und versuchten Blicke nach draußen zu erhaschen. Nach zehn Minuten, vorbei an freilaufenden Schafen und grünen Hügeln, erreichten wir den Startpunkt der Tour: das Ortsschild von Hobbiton. Von hier an übernahm unsere freundliche Gruppenführerin Jan. Als die simplen Regeln, wie nicht über die Wiese laufen und bei der Gruppe bleiben, geklärt waren, spazierten wir den Pfad entlang, welcher die Anfangsszene vom ersten ‚Herr der Ringe‘-Teil schmückte. Wo einst Gandalf und Frodo auf einem Pferdewagen in Richtung Hobbiton fuhren, liefen nun wir …
Nach wenigen Minuten war die erste von insgesamt 44 Hobbithöhlen zu sehen. Wunderschön und liebevoll dekoriert nutzten wir die kurze Pause, um Bilder aus verschiedenen Positionen zu schießen. Die runden, farbigen Türen, die unterschiedlich thematisierten Vorgärten, die hobbitkleinen Wäscheleinen - alles passte zusammen, so wie man es aus den Filmen kennt. :)
Doch viel Zeit blieb nicht, bis Jan ihr weiteres Wissen preisgab. Sie erzählte uns vor allem einige Insider und Details zu den Szenen, die nicht jeder weiß. - So beschreibt J.R.R. Tolkien in seinen Büchern, wie Hobbits unter Pflaumenbäumen sitzen. Jedoch verfügten jene Bäume nicht über den geeigneten Maßstab, weswegen Apfel- und Birnenbäume gepflanzt wurden. Vor dem Drehtag befreite man diese von allen Früchten und Blättern, um aus ihnen, mittels künstlicher Pflaumen und Gestrüpp, einen Pflaumenbaum zu erschaffen. - Auch bei den Filmhintergründen musste mächtig getrickst werden. So wurde ein Sonnenaufgang ganz schnell zum Sonnenuntergang, indem man ihn nach Aufnahme rückwärts abspielte. ;)
Wir versuchten eine gesunde Mischung zwischen fotografieren und zuhören zu finden. Natürlich war dies nicht immer einfach, da die geführten Touren im zehn-Minuten-Takt rausgeschickt werden und deswegen nicht viel Zeit an den einzelnen Stationen bleibt.
Eine erste, längere Pause legte die Gruppe an der einzigen Hobbithöhle ein, in die man hineintreten darf. Jan schnappte sich eine Kamera nach der nächsten, um Erinnerungsbilder zu schießen. Einer nach dem anderen stieg in die Höhle und wurde fotografiert. Selbstverständlich auch wir - und jetzt interessiert es euch bestimmt brennend, was man in der Hobbithöhle so vorfindet?! Wir verraten es euch: Nichts bis auf Regenschirme. ;) Die Szenen in den Häusern der Hobbits wurden in einem externen Studio in „Wellington“ aufgenommen. Die Höhlen sind knapp zwei Meter tief - wenn überhaupt. Denn manchmal sind es auch nur Fassaden, die in die grünen Hügel eingebettet wurden.
Als nächstes kamen wir an dem Gatter von Bilbo und Frodo Beutlin an. Die Steintreppe, welche zu Beutelsend, der größten Hobbithöhle, hinaufführt, stammt noch von den Dreharbeiten der ‚Herr der Ringe‘ Trilogie. Der Baum oberhalb der Hütte ist jedoch zu 100% unecht. Er besteht aus Draht und Silikon und wurde einer alten Eiche nachempfunden. Um die 200.000 künstlichen Blätter stecken am Baum, um ihn natürlich aussehen zu lassen. Die vielen begeisterten Vögel in ihm bestätigen, dass die Imitation funktioniert hat. ;) Blickt man nun in die andere Richtung, eröffnet sich ein toller Ausblick auf das Dörfchen - und wie erhofft, wuselten nur wenige Besucher über das Gelände.
Die Tour steuerte nun das Ortszentrum an. Dabei kreuzten wir die Hütte von Frodos treustem Begleiter Samweis Gamdschie. Anschließend erreichten wir die Festwiese, die bis heute ein Sumpfgebiet wäre, hätte man sie nicht aufgefüllt. ;) Immerhin ist der 100 Jahre alte „Partybaum“, der den Platz schmückt, echt. Gemeinsam mit dem dahinterliegenden See bildete er den perfekten Drehort für die Geburtstagsfeier von Bilbo.
Der weitere Fußmarsch führte uns an einer Mühle vorbei, über eine aus Stein erbaute Brücke bis zum „Green Dragon Inn“. Dieses Gasthaus war Treffpunkt aller Bewohner von Hobbiton und das Ende unserer Besichtigung. Wir spazierten in das einladende Gebäude und bekamen an der Theke ein Freigetränk. Tobi wählte um 10:30 Uhr morgens einen Apple-Cider und ich das Gingerbeer vom Fass. Wir nahmen im Green Dragon, zwischen Holzdielen, gespielter Folklore und dem angefeuerten Kamin, Platz und ließen uns das Kaltgetränk wie die Hobbits schmecken. Jan verblüffte uns zu guter Letzt mit der Tatsache, dass während des Drehs tatsächlich gebrautes Bier ausgeschenkt wurde! Allerdings hatte dies, auf Wunsch der Filmemacher, einen Alkoholgehalt von lediglich 1%. ;)
Viel Zeit zum Verweilen blieb nicht. Nur 15 Minuten später war Treffpunkt am Bus. Mit Rausschmiss beim Souvenirladen endete die zweistündige Tour.