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Besuch Langa mit Jo Weber – FYN

Veröffentlicht: 03.11.2022

Heute war der Tag der Wahrheit, unser Besuch im Township Langa mit Jo Weber stand an. Wir fuhren mit dem Uber gegen 08:30 Uhr nach Sea Point, zur Unterkunft der Studer’s und haben da zusammen auf Jo Weber gewartet, der uns um 09:00 Uhr abgeholt hat.

Nach einer kurzen Begrüssung ging es los, mit dem Büs-chen von Jo ging es zum Distric Six Museum, wo uns Jo in die Geschichte der Township’s und der Apartheit eingeführt hat. Danach haben wir die freigeräumte Fläche des alten District Six angeschaut.

Von da ging es dann mit dem Bus weiter nach Langa (das Township ist ca 10 Km von Kapstadt entfernt und das erste und älteste Township für «Schwarze»). Zuerst besuchten wir ein Gemeindezentrum, wo Künstler aus dem Township ihre Kunst angeboten und verkauft haben, es hat aber auch Räume wo an diversen Kunstgegenständen gearbeitet wurde (sei es eine Töpferei oder eine Werkstatt die Materialien recycelt und Gegenstände für den Alltag herstellt).

Danach war das Township eigene Passbüro und das Gericht an der Reihe (das sind Einrichtungen aus dem Zeitalter der Apartheit und diese sind heute zum Glück nicht mehr in Betreib), der ganze Komplex steht nicht mehr, aber eine Baracke mit Verwahrungszellen und das Passbüro sind erhalten geblieben. Jeder Township-Bewohner musste sich jederzeit ausserhalb des Townships ausweisen können. Ihnen war nur der Aufenthalt im Township oder auf der Arbeit und dem direkten Weg dahin und zurück erlaubt. Die Delinquenten sind für kleinere und grössere Vergehen belangt worden, die Gerichtsbarkeit oblag den «Weissen» und die Verhandlung dauerte im Schnitt 3 bis 4 Minuten. Ihr könnt euch also selbst vorstellen wie gross die Chance auf ein «gerechtes» Urteil war.

Danach wurden wir vom lokalen Führer abgeholt (Odwa Futshane) und entdeckten zusammen das Township. Erster Stopp war ein Coffee-Shop, wo wir einen Kaffee oder eine Schokolade toGo mit auf den Weg nahmen. Dann hat uns Odwa einen Container gezeigt, wo zwei Familien nun schon seit 18 Jahren drin leben und auf ein Mandela-Haus warten. Der Container ist zweigeteilt und auf einer Fläche von 2.30 x 2.90 lebt eine vierköpfige Familie. Die Fläche wird von einem Bett dominiert und daneben findet sich noch Kochgelegenheit. Die Eltern schlafen im Bett die Kinder auf dem Boden. Unvorstellbar, wie warm bzw. heiss es im Sommer in solchen «Backöfen» werden kann.

Weiter ging unser Spaziergang zu den Single Sex Baracken, in welchen in den früheren Jahren immer 3 bis 4 Männer pro Zimmer, die in Kapstadt arbeiteten, gelebt haben. Immer 32 Herren haben sich ein Bad, eine Küche und einen Aufenthaltsraum geteilt, weiter 32 leben im 1. Stock unter denselben Verhältnissen.

Heute leben im selben Zimmer nicht 3 bis 4 Männer, sondern 3 Familien. Für uns aus der ersten Welt unvorstellbar.

Wir besuchten das Waisenhaus von Langa, welches von Jo Weber und auch Jürg Caluori unterstützt werden, es wird von der Mutter unseres lokalen Führer’s (Odwa) ehrenamtlich geleitet. Zur Zeit sind im Waisenhaus ca 20 Kinder beheimatet und diese Teilen sich ca. 7 Betten in einem Raum. Alle Erwachsenen im Township achten auf alle Kinder und greifen ein, wenn etwas aus dem Ruder läuft. Die Kinder waren in der Schule oder im Kindergarten und wir haben Sie im Kindergarten beim Mittagsschlaf (auf dem Boden) überrascht. Die meisten schliefen, aber einige waren auch wach und haben uns freudig zugewinkt.

Dann ging es nach «Beverly Hills» in Langa, auch das gibt es, viele, erfolgreiche Leute aus dem Township bleiben hier und kaufen sich ein Grundstück an besserer Lage. Hier werden die Strassen, die sind übrigens im ganzen Township auch geteert, mehrmals in der Woche gereinigt.

Auf die Kriminalität angesprochen, hat uns Odwa erklärt, dass es nicht schlimmer ist als anderswo, da wo wir Schutzeinrichtungen gesehen haben, ist das eher eine Auflage der Versicherung, damit die Prämien tief bleiben bzw. das Objekt überhaupt versichert werden kann.

Wir haben auch die Zubereitungsorte für die Schafsköpfe gesehen, wenn sie gegart und gegrillt sind heissen sie «Smilies» und sind gemäss Odwa eine Delikatesse. Wir haben aber bewusst darauf verzichtet.

Gegen Ende der Führung haben wir auch noch die Polizeistation gesehen, nicht anders als bei uns oder in einem anderen Quartier in Kapstadt.

Gegen 14 Uhr, nach gut 5 Stunden war unsere Tour zu Ende, viele Eindrücke sind geblieben, vieles für uns unvorstellbar, viele vorgefasste Meinungen ausgeräumt. Es wird uns noch einen Moment beschäftigen und jeder muss einen Weg finden, wie er mit dieser Erfahrung umgehen wird. Ich kann aber jedem diese Tour und Erfahrung mit Jo Weber und Odwa Futshane nur ans Herzen legen.

Wer das Waisenhaus in Langa unterstützen will kann das via Jürg Caluori (ist ein Schweizer, zu finden im Facebook) tun oder via Jo Weber (https://joweberamkap.wordpress.com/langa-waisenhaus/) unseren lokalen Guide hier in Kapstadt. Aber auch Tanja Gutmann (ex Miss Schweiz, Facebook) unterstützt die Aktion von Jürg Caluori.

Jo brachte uns zurück an die Waterfront und bei einem Bier im Mitchell’s haben wir die Eindrücke sacken lassen. Nach einer kleinen Auszeit in der Unterkunft haben wir uns gegen 19:00 Uhr im FYN zum Abschlussdinner mit Studer’s getroffen. Wir haben uns mit afrikanischen Leckereien asiatisch zubereitet (von Peter Tempelhoff) verwöhnen lassen, dazu gab es einen roten Blend (Trilogy von Warwick) – es war ein kulinarisches Erlebnis.

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