Veröffentlicht: 05.11.2022
Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen. Jedes unserer Tiere hatte eine Aufgabe. Der Hund bewacht den Hof, die Katze fängt Mäuse, Gans und Huhn landen im Suppentopf und das Schwein als Wurst in der Räucherkammer. Tiere wurden bei uns nie gequält und stets respektvoll behandelt.
In Thailand haben die Menschen ein gänzlich anderes Verhältnis zu Tieren. Vor allem die Elefanten sind hiervon betroffen. Viele Thais machen regelrecht Jagd auf diese Tiere, weil sie die Ernten auf dem Land zerstören, dass sie der Natur und damit auch dem Lebensraum der Dickhäuter weggenommen haben. Die Arbeitselefanten werden oftmals nicht gut behandelt, ganz zu schweigen von den vielen Elefanten, die als Attraktionen für die Touristen in Shows auftreten oder durch die Parks traben.
Natürlich kann ich verstehen, dass man tolle Bilder aus dem Urlaub haben möchte und unvergessliche Erlebnisse zum Beispiel bei einem Ritt auf den Elefanten. Aber man sollte trotz allem gerade in Thailand bei solchen Camps ganz genau hinschauen, wie die Bedingungen für die Tiere sind.
Das Elephant Jungle Sanctuary öffnete erstmals im August 2008 in Chiang Rai seine Pforten. Hier werden gequälte und verletzte Tiere aufgenommen und gepflegt. Die Touristen können nicht auf den oft traumatisierten Tieren reiten sondern sie beteiligen sich aktiv an der Fütterung und Pflege der grauen Riesen. Mittlerweile gibt es in mehreren Teilen des Landes solche Stationen. Unter anderem auch in Phuket. Dieses Sanctuary haben wir uns für unsere Oma Opa Tage ausgesucht. Unsere Enkeltochter wird also das erste Mal Bekanntschaft mit den Elefanten machen.
Zunächst geht es mit dem Auto von Koh Lanta, unserer Urlaubsheimat, nach Phuket. 5 Stunden Fahrt liegen vor uns. Quälend lang wird die Zeit. Lediglich als wir durch die traumschöne Phang Nga Region fahren werden wir abgelenkt durch die fast unwirkliche Schönheit dieser Gegend. Für mich ist die Provinz Phang Nga eine der schönsten Regionen dieser Welt. Hohe Karstfelsen, davor Palmenwälder und weite Felder traumhaft.
Nach 4 Stunden erreichen wir Phuket. Phuket ist ein riesiger Moloch mit chaotischem Verkehr und Vergnügungsmeilen, wohin man blickt. Auf den unzähligen Märkten der Stadt verwandeln sich Dollar und Euro in gefälschte Gucci-Taschen und Rolex Uhren und der willige Tourist kann sich ein schnelles Vergnügen erkaufen
Eine weitere Stunde quälen wir uns durch den zähen Verkehr und ziemlich geschafft erreichen wir unser Domizil das Centara Grand Beach am Karon Beach . Die Anlage ist wunderschön und vor allem sehr kinderfreundlich.
Nach dem Abendessen fallen wir völlig fertig ins Bett.
Am nächsten Tag ist es soweit, das Elefantencamp wartet. Gegen Mittag werden wir abgeholt und wieder quälen wir uns für eine Stunde durch den Verkehr Phukets.
Dann sind wir da, die Anmeldung ist schnell erledigt und mit unserer nörgelnden und jammernden Enkeltochter Leni, die gerade aus dem Mittagsschlaf gerissen wurde, begeben wir uns zur ersten Station, der Fütterungsstation. Aus Bananen, Reis und einer Art Pellets bereiten wir das Futter zu. Als erstes gilt es aber, riesige Körbe mit Melonenstücken an den Elefanten zu bringen. Spätestens jetzt ist die schlechte Laune unserer Leni wie weggeblasen. Jaaaaa Melone all you can eat, denkt sie sich sicher und schnappt sich gleich ein Stück aus dem Futterkorb. Sie muffelt genüsslich ein Stück nach dem anderen, teilt aber den Korb gerne mit den Elefanten. Jedes Mal wenn sie den Elefanten ein Stück anbietet, überlegt sie kurz, ob sie das Stück essen sollte oder doch der Elefant. Alle sind mit Freude dabei und geniessen die Nähe der Dickhäuter, die eine coole Gelassenheit an den Tag legen.
Nach dem Fressen ist es Zeit für die Körperpflege. Ein Bad im Schlamm ist an der Reihe.Natürlich nicht nur für die Elefanten, sondern auch für die Pfleger für einen Nachmittag. Auch ich begebe mich mit Leni in den Matsch. Mit einer riesigen Begeisterung bespritzt sie die Elefanten mit schlammigen Wasser und reibt sie danach ganz vorsichtig mit dem Schlamm ein. Die kleinen Kinderaugen leuchten und alle amüsieren sich über die jüngste Pflegerin in der Gruppe.
Bald schon wird die Aufmerksamkeit meiner Enkeltochter aber von einer riesigen Matschepfütze abgelenkt. Jetzt wird in die Pfütze gesprungen, gegatscht und gematscht. Was braucht ein Kind mehr zum Glücklichsein.
Krönender Abschluss des Tages ist dann das gemeinsame Bad im See mit den Elefanten. Auch wir begeben uns dorthin, aber leider ist Leni zu klein, um in dem See zu stehen und deshalb verwenden wir die mitgebrachten Bürsten, um uns gegenseitig vom Matsch zu befreien.
Am Ende des Tages gibt es ein kleines Buffet und ziemlich geschafft aber mit tollen Bildern im Gepäck machen wir uns auf den Weg ins Hotel.
Ich habe mich am Anfang besorgt gefragt, ob vielleicht auch dieses Elefantencamp nicht so artgerecht ist, wie es im Internet beworben wurde. 40 Leute stürzen sich auf die Elefanten. Aber als ich sah, wie ruhig und gelassen die Tiere waren und wie sehr sie all dies genossen haben, hatte ich ein gutes Gefühl. Ich sah, wie fürsorglich die Pfleger die Tiere behandelten und heute bin ich mir sicher, dass es den Elefanten dort gut geht.
Nach einer weiteren Nacht in Phuket, begeben wir uns auf den Rückweg nach Koh Lanta. Da wir die Strapazen eine fünfstündigen Fahrt nicht nochmals auf uns nehmen wollen, buchen wir eine Fährüberfahrt von Phuket nach Koh Lanta. 1,5 Stunden dauert die Fahrt mit dem Speedboot. Unterwegs halten wir kurz auf Koh Phi Phi an und das blanke Entsetzen packt mich. Die Insel, die spätestens seit dem Film The Beach mit Leonardo di Caprio Sehnsuchtsziel unzähliger Hippies, Aussteiger und hoffnungsloser Romantiker ist, scheint aus allen Nähten zu platzen. Es liegen so viele Boote vor der Insel, dass man kaum noch ein freies Stück Wasser finden kann.
Vor der berühmten Maya Bay ankern so viele Boote, dass ich mir nur schwerlich vorstellen kann, dass hier die Vorgaben der Regierung eingehalten werden, die besagen, dass nur 3800 Menschen pro Woche auf die Insel dürfen.
Thailand benötigt dringend Einnahmen aus dem Tourismus. Wen kümmert da der Schutz der Natur.
Ich bin froh, als wir endlich unsere kleine, ruhige Insel Koh Lanta erreichen.
Im Gepäck haben wir wundervolle Erinnerungen an einen Tag mit den Elefanten.