Veröffentlicht: 30.07.2023
Frankreich empfängt uns mit Sprühregen, Wolken, Wind und 15°Temperaturunterschied. Wir lieben es! Nie hätte ich gedacht, dass ich mal sowas sage. Aber täglich fast 40°, war nicht nur den Fellnasen zu viel. Wir stehen am Atlantik, atmen erstmal tief durch und checken auf einem kleinen Campingplatz bei Bayonne kurz hinter der Grenze ein. Wir müssen uns erst aklimatisieren in Frankreich. Der Kulturschock sitzt erstmal tief. Wochenlang haben wir keine Deutschen gesehen. Vereinzelt sind wir auf spanische Camper gestoßen, aber die meiste Zeit waren wir alleine. Und jetzt, hier am Meer Mitte Juli, wimmelt es nur so von Menschen mit Campern. Die Ferien haben begonnen, der Platz ist ausgebucht und wir sind umgeben von Urlaubern. Wir grüßen freundlich und ständig rutscht uns ein ' hola' oder 'buenas' heraus. Nach 10 Monaten in Spanien heißt es nun umdenken, denn die Franzosen legen Wert auf Freundlichkeit. Und freundlich wollen wir sein, schließlich sind wir Gäste in ihrem Land. Wir gewöhnen uns langsam wieder an 'Bonjour Madame/Monsieur".
Immer wieder ist es erstaunlich zu sehen, daß alle Menschen grüßen..nur die Deutschen nicht. Mit schlecht gelaunten Gesichtern laufen sie selbst hier, am schönen Atlantik umher.
Wir fahren hochwärts und landen, pünktlich zum französischen Nationalfeiertag an dem kleinen See nahe der Küste Etang de Leon. Da wild stehen im Hochsommer an der Küste fast unmöglich ist, suchen wir uns günstige Parkmöglichkeiten. Sogenannte Campingwiesen schießen wie Pilze aus dem Boden. Für ca 10 Euro dürfen wir hier parken und es gibt Wasser. Mehr brauchen wir nicht um glücklich zu sein. Zusammen mit mindestens 1000 anderen Urlaubern geniessen wir abends ein tolles Feuerwerk am Sandstrand mit Liveband.
Die nächste Station liegt bei Biscarrosse an einem See. Auch hier finden wir ein schönes Plätzchen auf der Campingwiese. Es sind fast nur Franzosen hier und es herrscht ein sehr freundliches Miteinander. Wiedereinmal werden wir erstmal gefühlt hundertmal fotografiert. Unsere Hummel ist einfach ein Sympathieträger.
Bein einkaufen im Supermarkt müssen wir schlucken. Frankreich ist mindestens doppelt so teuer wie Spanien und auch Diesel kostet 40 Cent mehr. Wir kaufen nur das nötigste ein.
4 Tage bleiben wir an dem schönen See hängen, bauen unser Boot auf und paddeln zusammen mit den Fellnasen die einmündenden Wasserstraßen ab. Teilweise war es so eng, daß wir fast im Schilf stecken geblieben sind. Um uns herum Natur pur. Schilf, Gebüsch, Bäume und keine anderen Menschen weit und breit. Was für ein schönes Erlebnis!
Weiter geht's die Küste entlang Richtung Bretagne. Zeitweise parken wir nur für eine Nacht auf Parkplätzen im Landesinneren denn die Küste ist voll voll voll. Man könnte meinen ganz Europa ist an Frankreichs Küste unterwegs. Wir werden unser Glück nochmals in der schönen Bretagne versuchen. Wenn es dort oben auch so überlaufen ist, werden wir ins Landesinnere flüchten.
Die Gegend um Bordeaux ist (natürlich) Weinanbaugebiet. Wir fahren den ganzen Tag durch Weinreben die bis zum Horizont reichen. Zwischendurch entdecken wir wunderschön gelegene Weingüter, die alle in dem gleichen hellbeigen Basaltstein gebaut sind, der hier in grossem Stil abgebaut wird. Auch die kleinen Dörfer die wir passieren, sind alle so gebaut. Ich finde es wunderschön anzusehen.
In dem kleinen Dorf Talmont-sur-Gironde direkt am Meer, landen wir zufällig. Wir staunen nicht schlecht über das hinreißende kleine Dorf am Atlantik. Enge Gassen, geschmückt mit tausenden bunten Blumen, laden zum durchschlendern ein. Eine normannische katholische Kirche trohnt auf dem Felsen am Ortsrand und der kleine Friedhof nebenan ist auch zugewachsen mit bunten Blumen. Tausende Menschen tummeln sich hier nachmittags. Das Wasser ist weg denn es herrscht Ebbe. Der Tidenhub ist gewaltig hier und wir erahnen das Meer am Horizont. Ich stehe am nächsten Morgen um acht Uhr auf um nochmals durch die bunten Gassen zu laufen...alleine! Und siehe da, das Meer ist da und die Menschen sind alle weg. Da kann man diesen Ort ganz anders genießen. Ich schiesse gefühlt 200 Fotos. In jeder Gasse gibt es neues zu entdecken.
Wir kommen in die Stadt Rochefort und finden einen perfekten Parkplatz am Jachthafen im Schatten für 8 Euro die Nacht. Es sind nur 5 Minuten zu Fuß und wir sind mitten im Getümmel. Die Stadt ist voll mit Menschen, den hier findet dieses Wochenende das elektronische Musikfestival "Stereoparc" statt. Unser Idol aus den 90igern Charlotte- de Witte ist Headliner und nach einer ersten Stadterkundung beschließen wir, dass es auch für uns mal wieder Zeit für eine Party ist. Ich durchsuche gefühlt eine Stunde meinen überschaubaren Kleiderschrank um ein Partyoutfit zu finden und als wir endlich zusammen mit tausenden anderen am Eingang stehen, wollen sie 65 Euro Eintritt von uns. Ich bekomme Schnappatmung bei diesem Preis und wir beschließen, daß uns das zu viel ist. Da wir zwei Hunde im Auto haben, können wir nur wenige Stündchen bleiben und dass ist es uns nicht wert. Nachts liegen wir im Bett und hören (leicht frustriert) die tolle Musik von Charlotte de witte und Menschen die vor Begeisterung kreischen. Man kann nicht alles haben....:(
Am Samstag morgen schlendern wir erneut in die grandiose helle Stadt im Schachbrettmuster mit den tausenden Gebäuden im Renaissance Stil, tollen Plätzen und engen Gassen. Wir besuchen den riesigen Markt, trinken Cafe mit Croissants, staunen über den Kletterwald der hier ein Kletter- Segelschiff ist und genießen das Stadtleben und den Trubel um uns herum sehr. Rochefort ist definitiv eine Reise wert. Wir essen leckere Muscheln im Hafen (also quasi vor der Haustür) und hören in der königlichen Seilerei schon wieder die ersten Klänge vom Stereoparcfestival. Der Samstagpart hat begonnen. Zu gerne möchten wir auch hin und nach dem zweiten Glas Wein, ist die Entscheidung gefallen. Wir sind jetzt mal total unvernünftig, lassen Geld Geld sein und los geht's in Richtung Festivalgelände. Am Eingang können wir es nicht fassen, denn wir (und nur wir) bekommen Gratiskarten geschenkt. Warum das so ist? Wir haben keine Ahnung! Hätte nicht eine Glasscheibe mich von der symphatischen Kassiererin getrennt....ich hätte sie grad in den Arm genommen:)
Wir geniessen einen tollen Abend mit diversen DJs, toller Dekoration und Bühnenshows umgeben von tausenden unheimlich netten und feierwütigen Franzosen. Die Stimmung ist unglaublich toll. Was für ein unvergesslicher Abend!
In Saint-Hilaire-de Riz finden wir einge Tage später direkt hinter der Düne unser persönliches Paradies. Für 6 Euro dürfen wir hier parken und campen. Das heißt auch Tisch und Stühle dürfen aufgestellt werden. Das ist nicht immer so. Oft darf man parken, sich aber nicht draußen ausbreiten. Hinter der riesigen Düne empfängt uns der Atlantik in all seiner Pracht. Sandstrand bis zum Horizont, eine tolle Brandung und kaum Menschen....was will man mehr. Hinter der Düne, direkt am Parkplatz, ist ein riesiger Fichten,- und Pinienwald mit hunderten verwunschenen Trampelpfaden zu finden. Endlos ziehen sich die verzweigten Wege dahin und skurill- gewachsene Bäume sind zu sehen. Wanderwege führen ins nahegelegene Städtchen. Eine Kugel Eis kostet hier 4,50 Euro! Touristenpreise vom feinsten. Wir machen lange Spaziergänge bei Ebbe am Strand. Das Wasser zieht sich weit zurück und ein perfekter flacher Sandstrand lädt zum laufen ein. Auch die Wauzis haben ihre helle Freude. Wir lernen eine sympathische junge Familie aus Landau kennen. Tim, Sarah, Valentin und Vincent stehen mit ihrem Van direkt neben uns und abends sitzen wir seit langem einmal wieder mit Deutschen zusammen und schnacken in den Abend hinein, bis uns der kalte Wind ins Bett treibt.
Wir feiern unseren 12.ten Hochzeitstag und unser 1jähriges Leben im Laster an diesem schönen Ort. Wir können es nicht fassen, daß schon ein ganzes Jahr vergangen ist. Ein Jahr voller Abenteuer, unglaublichen Orten und netten Begegnungen. Vanlife ist toll und wir kriegen nicht genug von diesem Leben. Mein Schatz ich liebe Dich und freue mich auf die nächsten vielen Jahre mit Dir.....es gibt noch viel zu entdecken....:)