Veröffentlicht: 21.09.2024
Wir fahren nach Matalascanias in die seltsame Retortenstadt neben dem Donana Nationalpark zu unserem Kumpel Oscar. Oscar hat hier direkt am Meer, umgeben von weissen Villen und Ferienwohnungen, eine kleine bunte Hippieoase erhalten. Für 10 Euro darf man hier in bester Lage parken und den Strand und den bunten Garten genießen. Wir waren im Winter schonmal hier, da war die Stadt wie ausgestorben. Jetzt im Sommer sind alle Hotels und Ferienwohnungen belegt, der Strand ist voller Menschen und es herrscht ein unglaublicher Trubel. Leider hat sich die Lage bei Oscar geändert denn seine verrückte Schwester hat sich bei ihm auf dem Platz eingenistet und bedrängt alle Gäste damit, bei ihr zu bezahlen. Es ist ein verrückter Familienstreit wegen Geld (wer kennt es nicht?). Jedenfalls flippt die Schwester alkoholisiert und unter Medikamenten mittags plötzlich aus und schlägt alles kurz und klein. Wie eine Furie schreit sie rum, schlägt auf Autos ein und zerstört Oscars bunten Kunstgarten. Sie geht auf Oscar und seinen symphatischen Bruder Enrice los und es eskaliert so stark dass ich die Polizei rufe. Bis die dann endlich da ist, hat sich die Lage wieder beruhigt, die Schwester ist im Wohnwagen verschwunden und die Polizei kann nicht viel machen. Dieser Ausraster war wohl nicht der erste und am nächsten Tag wird Anzeige erstattet und ein Familienanwalt eingeschaltet. Wir alle sitzen abends nervlich am Ende im Garten und Oscar muss sogar in die Klinik weil er einen Nervenzusammenbruch hat. Nun steht dieses kleine bunte Grundstück am Meer zwischen Villen zum Verkauf für 700 000 Euro und somit endet hier eine Ära. Wahrscheinlich wird auch hier spätestens nächstes Jahr eine fette weisse Villa für die Reichen drauf stehen. Auch in Spanien wird es immer schwieriger, tolle Plätze für Reisende wie uns zu finden. Als wir zwei Tage später abfahren wollen, hängt eine Kette am Ausgang und die Schwester ( wir nennen sie la furia negra...die schwarze Furie) weigert sich, aufzuschliessen. Erneut rufen wir die Polizei und als sie hört, daß dieses Mal die Guardia Civil und nicht die Police national kommt, ist die Kette plötzlich auf! Die Guardia Civil ist die alte Militärpolizei die unter Franco gebildet wurde und die Locals haben großen Respekt vor ihnen weil sie viel härter vorgehen als die gewöhnliche Police national. Schweren Herzens verlassen wir Oscar und Enrice und sagen Lebewohl denn das Ende dieses Paradieses ist in Sicht.
Für unsere weitere Reise nach Motril müssen wir einen Umweg von über 200 Kilometer machen denn der Donana Nationalpark versperrt uns die Durchfahrt an der kühlen Küste. Wir müssen weit ins Landesinnere bis nach Sevilla hoch, das im Sommer ein Brutkasten ist. Früh morgens machen wir uns auf den Weg denn es sind 35°-38° gebracht heute.
Im Landesinneren werden wir von einer verdörrten, abgeernteten gelben Steppenlanschaft begrüßt. War es im Januar hier alles grün und saftig, ist es jetzt einheitlich gelb und knochentrocken.
Wir bleiben dann doch in dem kleinen Städtchen El Coronil nahe Sevilla hängen. Die Stadt bietet kostenlose Stellplätze mit Schatten und Wasser an und wir beschließen trotz 35° zu bleiben. Tagsüber ist es hier bei der Hitze völlig ausgestorben. Die Siesta macht hier wirklich Sinn. Gegen Abend erwacht das kleine Städtchen mit den engen bunten Gassen zum Leben und die Menschen kommen raus. Spanische Frauen haben bunte Decken gehäkelt und sie als Sonnenschutz über die Gassen gehängt. Neben dem Stellplatz ist eine Flamencobar und wir hören bis spät abends tolle spanische Lieder. Es ist schön, mal wieder abseits der Touristenpfade unterwegs zu sein und das ursprüngliche Spanien zu erkunden.
Darum machen wir erneut einen Stop in Benalup Casa vijeja. Auch hier gibt's Wasser und parken umsonst. Das weiße Dorf liegt malerisch am Berg und um es zu erkunden müssen wir ordentlich den Berg hochlaufen. Es ist Wochenende und eine große Bühne ist auf dem Kirchplatz aufgebaut worden. Hier singen heute Künstler vom Dorf und wir sind beim Soundceck dabei. Vor Erstaunen bleibt uns der Mund offen stehen als wir diese grandiosen Stimmen hören. Ein Sänger donnert einen Hit von Queen raus und wir sehen Freddy Mercury im Himmel Beifall klatschen. Leider beginnt es zu regnen (das erste mal seit Wochen) und natürlich freuen sich alle darüber, aber die Party wird leider abgesagt. In einer Kneipe lernen wir die Deutschen Aussteiger Guido und Tanja lernen. Auch sie haben 2022 Deutschland den Rücken gekehrt und hier im Dorf ein Haus für 400 Euro im Monat gemietet. Sie fühlen sich inzwischen angekommen und es ist schön sich mit ihnen auszutauschen. Auch am nächsten Tag treffen wir uns nochmal mit Ihnen und tauschen Nummern aus bevor es für uns weitergeht in Richtung Tarifa. Macht es gut ihr beiden. Es hat uns sehr gefreut euch kennenzulernen.
Wir kommen nach Tarifa 😊. Immer wieder zieht es uns hierher den in Tarifa ist es einfach traumhaft schön. Bisher waren wir nur im Winter hier und nun erleben wir dieses tolle Städtchen endlich auch mal im Sommer. Die engen Gassen sind voller Menschen, bunte Läden mit tollen Kleidern laden zum shoppen ein und die Restaurants und Bars sind in allen versteckten Winkel und Gassen zu finden. Der riesige weitläufige Strand mit den endlosen Dünen und den vielen bunten Segel der Kitesurfer geben ein traumhaftes Bild ab. Hier grenzt das Mittelmeer an den Atlantik und bald heißt es Abschied nehmen von meinem Lieblingsmeer dem schönen schönen Atlantik. Kein Meer (und ich habe inzwischen alle in Europa gesehen) zieht mich so magisch an wie der Atlantik.
Aber erst verbringen wir noch herrliche Tage an unserer ' Landebahn ' ausserhalb von Tarifa. Hier sind sie alle versammelt, die Aussteiger und Langzeitreisenden, die tollen Weltreisemobile und tolle tolle Menschen. Wir lernen den Schweizer Manuel kennen, der vor vier Jahren zusammen mit seinem Wolfshund von Winterthur los gelaufen ist und über Frankreich und Portugal nun hier in Tarifa gelandet ist. Er schlägt sich mit Gelegenheitsjobs durch und sagt, dass er noch nie so glücklich war wie jetzt in seinem Leben. Solche Begegnungen sind einfach inspirierend 😊. Zudem treffen wir alte Bekannte vom letzten Jahr und lernen nette neue Menschen kennen. Tarifa ist einfach ein besonderer Ort und es ist immer wieder schön hier her zukommen, denn Tarifa ist anders. Tarifa ist jung, bunt, positiv und voller Energie durch die vielen Menschen aus aller Welt die hier her kommen...und oft auch hier bleiben.
Wir werden im Winter garantiert wieder hier her zurückkehren da sich noch mehr Freunde angemeldet haben die den Sommer in Deutschland und Schweden verbracht haben.
Reisen ist einfach schön... und manchmal ist es schöner :)