Ja wir tun es wirklich...

Seid ihr denn total verrückt geworden? Aber ihr könnt doch nicht!...Na ihr seid aber mutig!  In dieser verrückten Zeit? Euren Mut möcht ich haben...! So viele unterschiedliche Reaktionen haben wir in den letzten Wochen erhalten....aber es war auch: wir beneiden Euch.... Ihr macht alles richtig.... absolut die beste Zeit für so was... das passt zu Euch!" dabei. Machen wir alles richtig? Wir wissen es nicht. Jedenfalls fühlt es sich verdammt richtig an im Moment.

Ja was machen wir eigentlich? Und wer sind wir? Ich Sandra (50 Jahre Med.Fachangestellte) und mein Mann Kilian (52 Jahre Allroundhandwerker) und unsere zwei griechischen Fellnasen aus dem Tierschutz Amy und Lucy.

Wir brechen grad unsere Zelte in Deutschland ab. Geben Beruf, Haus, Hof, Freunde und alle Sicherheiten in Deutschland auf und machen uns auf die Socken.

Nach unserer 14 monatigen Europareise 2018/2019 kamen wir frei und entspannt wieder in Deutschland an und gingen in unsere alten Jobs zurück. Kurze Zeit später brach Corona aus und plötzlich war die Welt eine andere. In zwei Jahren Pandemie passierten unglaubliche Dinge. Menschen veränderten sich. Die Spaltung in Deutschland wurde immer größer und ging sogar durch die Familien. Geimpfte gehen gegen ungeimpfte. Fassungslosigkeit und Wut wurden immer größer und irgendwann war der Punkt bei uns erreicht, wo wir uns fragten, was wir hier eigentlich machen. Eine schwere Krankheit und ein drohendes Berufsverbot kamen als Krönung noch hinzu. 

Ist dass das Leben wie wir es uns wünschen? Nein! Es war klar, eine Veränderung muss her. So verkauften wir unser Haus, kündigten unsere Jobs, kauften einen alten Laster aus den 70igern und legten los. Laster ausbauen, Versicherungen kündigen und neue beantragen, Notar und Bankentermine erledigen, Habseligkeiten verkaufen und aussortieren. Bei guten Freunden die wichtigsten persönlichen Dinge einlagern. Nur das nötigste wird aufgehoben. Alles andere wird verkauft, verschenkt oder weg geschmissen.... (und irgendwie fühlt es sich befreiend an)...

Nun sind wir in den letzten Wochen der Vorbereitung. Das Haus wird immer leerer, die "Hummel" nimmt Formen an. So ein Ausbau ist nicht einfach, und der Zeitdruck ist groß. Standheizung, Wasserboiler- und Tank, Abwassertank, Elektrizität, Solar  und Gastank sind nur ein kleiner Teil dessen was zu tun ist. Bei den Schreinerarbeiten stossen wir an unsere Grenzen. Alles muss Maßangefertigt werden...und wir sind damit überfordert. Ein großer Dank an Sara Gessner und David Gonzales (unsere Holzexperten), die uns dabei unter die Arme gegriffen haben. Auch ein großes Danke an Markus für die helfenden Hände und Ideen.

Zeitgleich lösen wir noch einen kompletten Hausstand auf, planen die Finanzen und Reise und ich gehe nebenher noch meinem Beruf nach.

Diese Zeit wird uns sicherlich für immer in Erinnerung bleiben.

Doch wir werden es schaffen und Ende Juli unser Haus übergeben und im Spätsommer in unser großes Abenteuer starten.

Im ersten Jahr ist erst mal reisen angesagt (das haben wir uns verdient!) und in den Folgejahren werden wir auch Jobs annehmen wenn sie uns passen. Den ersten Winter wollen wir in Spanien/Portugal verbringen. Über die französische Atlantikküste werden wir gemütlich in wärmere Gefilde tingeln. Wir sind nicht allein. Freunde sind schon in Spanien und wiederum andere machen sich auch auf den Weg dorthin. Es ist erstaunlich, wie vielen Menschen es genau gleich geht wie uns im Moment. Viele haben das Bedürfnis, Ihr Leben zu überdenken.

Wann werden wir zurück kommen? Wir wissen es nicht. Vielleicht in einem Jahr? Vielleicht in 5 Jahren? Vielleicht gar nicht? Wir können es nicht sagen, und wollen uns darüber auch im Moment keine Gedanken machen. Der Fokus liegt auf Abfahrt.

1.8.2022

Nun ist es soweit. Der Hausschlüssel wurde abgegeben und wir leben ab jetzt im Laster. Zum Glück können wir erst mal bei Freunden an dem Hotel "Bibermühle" in Blumenfeld/Tengen parken. Dieses musste aufgrund Personalmangel schließen und wir "bewachen" nun das leere Hotel. Danke Anja und Tobi für diesen wundervollen ruhigen Stellplatz.

Wir kämpfen noch mit der Solaranlage. Diese speichert zu wenig Strom um dauerhaft autark sein zu können. Zudem muss noch der Dieselofen (mit Glasscheibe) eingebaut werden und andere "Kinderkrankheiten" behoben werden. Doch wir sind sehr zufrieden mit unserem Ausbau und genießen das Vanlifeleben jetzt schon in vollen Zügen.

Wir werden noch bis Mitte September im Land bleiben um diverse Termine wahr zu nehmen. Der Laster braucht noch einen Kundendienst, wir wollen diverse Freunde besuchen, einige Abschiedspartys feiern und Bank- und Arzttermine erledigen.

Und auch dieses mal werde ich wieder mit einem Reiseblog über uns berichten. Für alle die Interesse haben, unseren ersten Blog von 2018/2019 zu lesen: Ihr findet ihn über happyhippieonatour bei Vakantio.de und Google.