happyhippieonatour
happyhippieonatour
vakantio.de/happyhippieonatour

Lettland 1.ter Teil

Veröffentlicht: 09.08.2018

Fast unbemerkt fahren wir über die Grenze Lettlands. Wären da nicht noch die alten Zollhäuschen gestanden... wir hätten es nicht bemerkt. Sofort ändert sich die Art der Häuser. Keine skandinavischen Holzhäuschen sind mehr zu sehen. Anstatt dessen eher graue Betonbauweise ala Russland. Unser erstes Ziel ist der Gauja Nationalpark im Landesinneren. Hier wurde ein riesiges Gebiet (durch den der Fluß Gauja fließt) zum Nationalpark erklärt. Unser Weg dorthin geht einmal ins Hinterland. Wir fahren vorbei an alten Gehöften. Die Gegend ist nur sehr dünn besiedelt. Nur hin und wieder kommen wir an Bauernhöfen vorbei, denen man die Armut ansieht. Die Gebäude sind alt, grau und meistens sehr baufällig. Es ist Erntezeit und die Bauern sind auf dem Feld. Wir sehen uralte Mähdrescher und Menschen, die noch mit der Hand das Heu zum trocknen aufhäufen. Die Zeit scheint hier stehengeblieben zu sein. Wir kommen durch das Städtchen Limbazi und sehen uralte Häuser die alle ziemlich verfallen und baufällig sind. Limbazi war garantiert mal ein tolles Städtlein... vor langer Zeit. Die Häuser wären superschön, wenn sie nicht dem Verfall überlassen worden wären. Alles ist ziemlich grau in grau und die Strassen sind mehr Flickenteppich als Strasse. Das einzig Neue was wir sehen, sind Radargeräte an jeder Ecke... sponsored bei EU (na das hätten sie doch besser in neue Strassen investiert). Wir rumpeln die Strassen entlang und alles wackelt im Bus, und Hund und wir werden ordentlich durchgeschüttelt. Lettische LKW´s überholen uns mit extrem waghalsigen Manövern (schwitz schwitz)...

Auf dem tollen Campingplatz Zagarkalns am Fluß Gauja checken wir ein. Das Thermometer zeigt 34 Grad. Wir werden erst mal wieder hierbleiben... das tolle Estland verarbeiten... und mal ankommen im schönen Lettland. Die Gegend hier am Fluß ist landschaftlich sehr schön. Der Campingplatz hat einen guten Spirit. Die Betreiber sind junge Leute. Wir haben Sandstrände am Fluß und tolle Wälder. Hinten in der Ecke entdecken wir bei Bäumen einen ruhigen Platz, der der unsrige werden soll. Wir stellen unsern Knut ab und bauen alles auf und dann passierts wieder... das Kopp´sche Phänomen schlägt voll ein. In dem Moment als wir alles aufgebaut haben in unserer ruhigen Ecke, kommen nämlich genau 35 Menschen aus Polen mit Zelten und bauen uns total ein. Ruckzuck sind wir von einer riesigen Zeltstadt umgeben. Das kann doch wohl nicht wahr sein. Ruhe ade. Ein Geräuschpegel in polnischer Sprache umgibt uns. OK... wir lassen uns die Laune nicht verderben. Ein Stück hinter uns kommt ein deutsches Päärchen mit einem tollen über 40 Jahre alten Mercedes-Benz-Bus an. Wir kommen ins Gespräch (na klar wir Mercedes-Oldtimer-Fans unter uns), und lernen Ralf den Lehrer und Sabine die Erzieherin aus Bayern kennen. Die Sympathie stimmt sofort und wir quatschen und quatschen und quatschen. Abends (die Polen singen am Lagerfeuer neben uns polnische Volkslieder), sitzen wir immer noch zusammen. Das ein -und andere Schnäpschen wird getrunken.... Wir sitzen bis spät in die Nacht und haben einen wirklich tollen Abend mit den Beiden. Die Gespräche gehen nicht aus, es wird viel gelacht und viel zu schnell ist es Spätnacht und wir müssen Schluß machen zwecks Campingplatzruhe. Am nächsten Morgen, (diesmal hat es Kilian erschwischt hihi), schlägt der Kater volle Kanne ein. Kilian leidet und sieht irgendwie echt schlecht aus. Ich amüsiere mich köstlich... mir gehts nämlich prima. Da war wohl der letzte Becherowska schlecht??!! - Am nächsten morgen fahren Ralf und Sabine weiter in Richtung Estland, und wir entschließen uns, uns umzustellen in eine ruhigere Ecke. Gesagt getan, auf der anderen Campingplatzseite finden wir eine leere Ecke mit Bäumen und somit auch Schatten, und stellen unsern Knut um. Wir genießen die Ruhe und dann ... (es ist echt nicht zu glauben).. verfolgt uns das Kopp´sche Phänomen schon wieder. Plötzlich Menschenmengen hinter uns und um uns. Wir linsen mal ums Eck hinter unserm Knut und ja tatsächlich... genau hinter uns wird gerade ein Sektempfang aufgebaut von Einheimischen. Auto um Auto fährt vor... irgendwo hinter dem Campingplatz im Wald, ist ein Event mit Freilichtkino heute. Und das ganze Dorf ist dabei. Und genau hinter uns ist Treffpunkt für alle. Gibt es dass denn echt? Wir tragens mit Fassung... bringt ja alles nichts...morgen wollen wir eh weiter fahren. Am nächsten Morgen, packen wir zusammen und fahren in das tolle Städtchen Ce'sis. Es ist erstaunlich zu sehen, wie die Länder sich unterscheiden in den Bauarten der Häuser. Hier in Cesis schlägt der russische Einschlag voll durch. Man erahnt auch, dass das Städtchen wahrscheinlich während des Sowjetregimes eine aufblühende Stadt war. Wir sehen viele alte Gebäude mit Schnörkeln und Putzverzierungen an den Wänden. Aber leider ist auch hier alles im Verfall und nur wenige Häuser werden instant gehalten. Das einzig Neue ist eine neue Kopfsteinpflasterstrasse die gerade durch die Stadt gebaut wird. Wir besichtigen auch die Ordensburg, die direkt an die Stadt angrenzt. Hier stehen noch einige Türme im Original... einiges wird gerade saniert... und einige alte Maurerreste stehen auch noch. Zudem gibt es im Park auf einem Hügel eine tolle himmelblaue russisch-orthodoxe Kirche mit dem typischen Zwiebeltürmchen zu sehen. Genug der Kultur bei über 30 Grad... wir überlegen, wohin wir fahren... und nach einigem schmökern im Reiseführer, beschließen wir, grad nochmal zurück auf unseren Campingplatz am Fluß zu fahren (er ist der billigste mit 14 Euro hier im Nationalpark.. und ausserdem auch sehr naturbelassen). Es ist einfach zu heiß für Sightseeing und auch zu heiß zum wandern. Wir wollen am nächsten Tag eine Kanutour mit unserem Boot machen. Die Tour geht über 20km auf der Gauja in Richtung Riga. Die Campingplatzbetreiber holen einem dann samt Boot kurz vor Riga ab. Wir freuen uns und bauen gleich mal unser Boot auf. Am nächsten Morgen werden wir vom prasseln des Regens auf unsern Knut geweckt. Echt ? 3 Monate kein Regen... und jetzt gerade heute... schüttet es in Strömen. Es donnert und blitzt ohne Ende und der Himmel ist schwarz. Lettlands Natur freut sich... wir nicht...!! Bei dem Gewitter kann man nicht Kanufahren gehen. Wir beschließen abzuwarten, wie sich das entwickelt. Am nächsten Tag dann, ist es soweit. Es ist bewölkt aber trocken. Perfektes Kanuwetter. Also rein ins Boot, Hund dazu (sie freut sich immer ohne Ende) und los gehts. Fast 20km den (ziemlich langsamen) Gauja hinunter. Wir tauchen ein in die tolle Landschaft. Alles ist naturbelassen. Tote Bäume liegen im Wasser, wir kommen vorbei an tollen Sandstränden, die zum baden einladen. Die Vögel zwitschern, die Fische springen und wir geniesen diese totale Ruhe. Irgendwann dann ein grölen hinter uns. Eine polnische Kanutruppe holt uns ein. Es wird gegrölt und geschrien... vorbei ist´s mit der Ruhe. Wir legen an einem tollen Sandstrand an. Amy freut sich und rast wie eine Rakete über den Sandstrand. Hochwasser hat hier meterhohes Treibholz angeschwemmt, toll anzusehen. Als die Truppe Polen vorbei ist, fahren wir auch weiter. Wir kommen vorbei an tollen roten Sandsteinfelsen (für die ist der Nationalpark berühmt). Es windet und die Blätter des Waldes fallen wie Schnee auf uns. Echt? Jetzt schon? Der trockene Sommer vordert seinen Tribut und die Bäume schmeissen jetzt, Anfang August schon ihre Blätter ab. Auwe... uns wird schmerzlich bewusst, dass auch dieser (für uns schon sehr langer) Sommer irgendwann zu Ende geht. Ich weigere mich daran zu denken und wir konzentrieren uns wieder auf den Fluss. Zwischendurch kommen kleinere Stromschnellen... Juhuu.. wir rauschen durch und Amy hält sich taper im Boot. Nach 18km... vier Stunden später sind wir am Ziel und die Campingplatzbetreiber kommen uns abholen. Was für ein schöner Trip durch diesen tollen Nationalpark. Von der Wasserperspektive hat man einen ganz anderen Einblick in diese tolle Natur. Abends... ca. 2 Stunden später.. .merken wir schon den Muskelkater in den Armen... Auwehh... trotz Strömung muss man doch mitpaddeln und wir Langzeiturlauber sind nicht mehr wirklich gut im Training merken wir.

Am nächsten Morgen fahren wir ab (ist auch gut so, denn abends kam eine deutsche Familie und hat uns wieder total eingeparkt. Sie haben auf diesem riesigen Campingplatz direkt den Platz neben uns gewählt, und mussten ihr Zelt quasi direkt in unseren Vorgarten stellen. Es ist doch nicht zu fassen manchmal.... Unser Ziel heißt Riga. Die Hauptstadt von Lettland will angeschaut werden. Vorher gehen wir noch in einen Supermarkt. Das macht richtig Spaß hier in Lettland. Es ist billig. Obst und Gemüse kriegt man fast umsonst, und auch andere Lebensmittel können preislich wirklich belächelt werden. Nach 3 Monaten Skandinavien ist es uns ein Fest, hier in den Supermarkt zu gehen, und ohne Hemmungen einzukaufen. 1Kg Tomaten 86 Cent, 1 Kg Kartoffeln 31 Cent, leckeres Schwarzbrot 55Cent.

Die Strasse aus dem Nationalpark raus ist mehr eine Patchworkdecke als eine Straße. Wir nennen die Straßen hier nur noch Schicksalsteppich... den unser Knut muss einiges aushalten und wir hoffen das Schicksal ist uns wohl gesonnen und er nimmt keinen Schaden. In Riga fahren wir auf den Citycampingplatz... wir parken unsern Knut ein... und gleichzeitig fährt neben uns ein Campingbus mit RV-Nummer (also nahe unserer Heimat) ein. Schon beim Aussteigen der Beifahrerin und des Fahrers sehen wir... das passt!! Wir lernen Susanne und Wolfgang (der aussieht wie mein Ex-Chef.. lieber Olaf... ich musst an Dich denken) kennen. Die Chemie zwischen uns stimmt sofort, und noch bevor wir es schaffen, unsere Stühle rauszuholen, verquatschen wir uns im Stehen für lange Zeit. Die zwei sind sehr spirituell eingestellt , Edelsteinprofis, Yogalehrer und noch vieles mehr. Eigentlich leben sie noch in Holland, wollen aber grade umsiedeln in unser Bodenseehinterland... Na was ein Zufall!! Das passt doch perfekt. Irgendwann schaffen wir es dann, doch mal unsere Stühle und Tische auszupacken.. .und dann verquatschen wir uns wieder direkt. Dann schaffen wir es doch mal, zusammen in die Stadt zu tingeln. 3 km... über eine vielbefahrene Brücke.. und wir sind drin.... im berühmten Riga. Mittelalterliche Gassen, tolle gut erhaltene Gebäude, tolle Kirchen (mit Eintritt!! gehts noch??)... wir essen erst mal lecker und tingeln dann für drei Stunden quer durch die Gassen. Im Gegensatz zu Tallinn ist Riga etwas moderner und lebendiger finden wir. Aus den Cafes und Bars dröhnt Musik... es gibt toll eingerichtete Lounges und Restaurants... Uns gefällts, aber es ist heiß und unser Hund kommt an seine Grenzen. Drum tingeln wir gemütlich zurück zum Citycamp und quatschen dort bis in die Nacht mit Susanne und Wolfgang. Es ist wirklich toll auf Reisen die verschiedensten Menschen kennenzulernen. Manchmal passts, manchmal nicht und manchmal super. Liebe Susanne, lieber Wolfgang: es war uns ein Fest euch kennenzulernen...wir hätten nochmal lange weiterquatschen können mit euch. Ihr strahlt so eine angenehme Ruhe aus... das ist wirklich toll!!. Man sieht sich immer zweimal im Leben!! Machts gut ... und gute Reise Euch zwei.

Wir fahren weiter an die Küste in Richtung Kap Kolka. Die Straße führt uns durch endlos lange Kiefernwäldchen neben dem Meer entlang. Wir halten in einem Wäldchen. Hier gibts die lettischen Tarpanpferde zu seheh. in einer wilden Herde leben sie auf sich gestellt in diesem Gebiet. Es ist nicht mehr die Orignalzüchtung... aber eine ähnliche Nachzüchtung. Wir finden die süssen Pferdchen, die ein bisschen wie Isländer aussehen, am Seeufer. Ich laufe zu einem hin und wills streicheln. Es kriegt große Augen- echt oder? Ich bleibe stehen, drehe mich weg vom Pferd und laufe ein paar Meter langsam von ihm fort.. aha! Es wird doch neugierig auf mich und läuft mir hinter her. Wer bist du denn? Ich frage es, ob es vielleicht ok ist, das ich es streichle... es schaut mich an mit großen Augen, senkt den Kopf, kommt her- und : lässt sich streicheln. Na wir wollen doch auch nicht einfach petascht werden von jedem dahergelaufenen Tourist... aber wenn man freundlich fragt.... gehts doch!! Kurz vorm Kap Kolga finden wir einen tollen Campingplatz. Für 12 Euro!! dürfen wir hier direkt hinterm Sandstrand stehen. Auch diese Betreiber sind junge Leute und auch die Gäste sind alles junge Leute. Wir stellen unsern Knut ab und hoppla!! Direkt in unserm Vorgarten liegt eine Schlange. Ich muss zweimal hinschauen!! Ist dich echt?? Ja klar.. echt und vollgefressen. Sie hat einen dicken Bauch in der Mitte. Die Nachbarn kommen uns erzählen, dass sie grad vor vorhin hier eine Maus gefangen hat und verspeist hat.. in aller seelenruhe.. mitten auf dem Campingplatz!! Schluck ! Wow ok.... aber alle Schlangen hier sind wohl ungiftig... also locker bleiben. Es ist nur eine Ringelnatter. Irgendwann schleicht sie sich in Richtung Meer. Gott sei dank!! - Hier gibts tolle Holzfässer als Schlafmöglichkeit zu mieten. Die netten Fässer stehen direkt am Meer und haben auf der Meerseite eine Glasfront. Man liegt also darin im Bett und hat direkt das Meer vor sich. Das ist doch mal ne tolle Idee. Es gibt ein freakiges Restaurant und die meisten Gäste sind junge Leute und junge Familien. Das teuerste Gericht auf der Speisekarte kostet 5,90!! Genauso gefällts uns. Wir checken ein für zwei Tage und richten uns erst mal gemütlich ein. Abends machen wir einen langen Strandspaziergang am endlosen Strand. Wir lernen Ralf aus Hof kennen. Der Bayer ist mit seiner Familie in einem traumhaften riesigen alten MAN-LKW unterwegs im Baltikum. Was für ein Auto!! Auch hier stimmt gleich die Chemie und wir haben uns viel zu erzählen. Es ist schön zu reisen... wir sind nie wirklich alleine... man lernt so viele Menschen kennen.... und staunt doch, wie oft es einfach passt!! Lettland... du gefällst uns immer besser.

Heute hat meine Oma Geburtstag. Liebe Oma alles alles Gute zum Geburtstag wünschen wir Dir. Heute vermisse ich Euch sehr. Wäre gerne dabei gewesen...bei Euch... und beim Geburtstag feiern.... in Gedanken war ich es. Kilian hat einen Zitronenkuchen gebacken... den essen wir jetzt auf Dich !

Wir merken, dass wir im Moment etwas fahr-faul werden... die letzten drei Monate sind wir stetig weiter gezogen... im Moment (es ist auch sehr heiß)... bleiben wir lieber ein paar Tage an einem Ort.. und geniessen den. Auch sind wir im Moment mehr auf Campingplätzen unterwegs.... sie sind auch wirklich günstig hier im Baltikum...:)

Antworten

#lettland