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Trabzon 14.10.2024

Veröffentlicht: 15.10.2024

Tach auch aus Trabzon!


Da wir am vorherigen Abend die Startzeit für 10 Uhr festgelegt und uns gestern Abend in weiser Voraussicht Nescafe verschiedener Variationen organisiert hatten, trafen wir uns nach und nach im Atrium unseres Penthouses. Diese Getränke waren natürlich nichts im Vergleich zu den türkischen Kaffee, die die beiden Damen gestern organisiert hatten, brachten aber auch etwas Leben in unsere Körper. Spannend, wie sich vier Menschen durch gezielte Absprachen bereits nach kurzer Zeit eingrooven können. Wir hielten die Zeitvorgabe bemerkenswert exakt ein. Auch ich.


Mit dem 9-Sitzer ging es in die Siedlung, in der Haydar und Co leben. Kadirs Mama nahm für wenige Minuten ebenfalls Platz in unserem Fahrzeug, da wir sie auf unserem Weg zum Frühstück bei Hande und deren Kindern absetzten. Anschließend ging es nach Ayasofya. In diesem Viertel Trabzons befand sich früher der zentrale Omnibusbahnhof. Die Überlandbusse nehmen hier in der Türkei einen bedeutenden Platz bei der Fortbewegung der Menschen im ganzen Land ein. Zugverbindungen existieren zwar auch, werden aber offenbar eher stiefmütterlich genutzt. Mittlerweile gibt es in Trabzon einen sehr modernen ZOB an einem anderen Ort. Wir wollten jedoch zu „Terminal Pide“, dessen Name ganz offensichtlich auf den ehemaligen Busbahnhof zurückgeht. In diesem Restaurant gibt es ausschließlich Pide, wie der Namen bereits vermuten lässt.

Im „Terminal Pide“ befindet sich ein zentraler Bereich samt Steinofen, in dem die Teigtaschen vorbereitet, belegt und gebacken werden. Anschließend werden die etwa 80cm langen Ergebnisse auf Pappen an die Tische gebracht. Dazu besteht natürlich die Option, Cay zu erhalten. Des Weiteren werden von den Servicekräften grundsätzlich jede Menge Feuchttücher mitgebracht, denn hier wird ausnahmslos mit den Händen gegessen.
Die Plätze waren an diesem Vormittag sowohl im Außen- als auch im Innenbereich ausnahmslos belegt. Das hatte ich in dieser Ecke von Trabzon bei unserer Ankunft gar nicht vermutet, befanden sich doch jede Menge Schrottplätze und Autoteilehändler in unmittelbarer Umgebung. Soll heißen, ich wäre niemals auf die Idee gekommen, hier den womöglich besten Pide-Laden zu finden. Falsch, nicht womöglich. Es kann gar nicht anders sein, als dass dies hier die weltweit besten Erzeugnisse dieser Art sind. Von diesen Kunstwerken lagen sodann vier Pide mit Hack, zwei davon mit rohem Ei garniert sowie zwei Pide mit Käse und Butter vor uns. Spätestens in diesem Moment war ich sehr froh über meine auf diese Tour mitgeführten Hosen mit Gummizug und Kordel-Schnürung im Bund. Und obwohl wir alle uns größte Mühe gaben, nahmen wir noch etwa zweieinhalb also etwa zwei Meter eingepackt mit.

Wir machten uns auf den Weg zum Sumela-Kloster, was etwa 50km südlich von Trabzon liegt. Hierbei handelt es sich um ein ehemaliges griechisch-orthodoxes Kloster aus byzantinischer Zeit. Nach einer kleinen Gebühr für den Parkplatz und den Transport mit einem der typischen „Dolmus“-Busse hatten wir einen wenige hundert Meter langen Fußweg zurückzulegen. Am Eingang des eigentlichen Bauwerks fanden wir uns als Hauptdarsteller in der neuesten Folge von „Nepper, Schlepper, Tourifänger“ wieder. Der Eintritt für dieses sicherlich überaus beeindruckende Kulturerbe sollte für türkische Staatsbürger 60 LR (ca. € 1,50) und alle anderen € 20,- (ca. 800 LR) kosten. Kadir war vor dem Hintergrund dieser offensichtlichen Abzocke eher nicht zu besänftigen. Es folgten ausgiebige Diskussionen. Haydar, Hakan und Kadir auf der einen und das Personal auf der anderen Seite. Nicht weil wir irgendwie Geld sparen wollten, sondern weil es sich um eine unfassbar schlechte Regelung handelt und weil Menschen unterschiedlicher Herkunft kategorisiert werden. Am Ende wurde ich kurzerhand türkischer Staatsbürger und die beiden Frauen blieben Besucherinnen aus Deutschland.

Die verschiedenen Ebenen und Räumlichkeiten dieses uralten in den Felsen gebauten Bauwerks waren tatsächlich sehr beeindruckend. Leider spielte das Wetter nicht so richtig mit. Ohne Dunst und Nieselregen hätten wir ganz sicher auch noch eine wunderbare Sicht von dort oben gehabt. Was uns an den Fresken auffiel, waren die herausgekratzten Gesichter der dargestellten Personen. Es wurde schnell deutlich, dass dieser Umstand eigentlich nur überall in Reichhöhe der Besucherinnen und Besucher zu sehen war. Krass, mit welchem Eifer bzw. Hass Menschen auf der Grundlage ihres eigenen Glaubens unterwegs sind.

Wieder am Parkplatz angekommen, kümmerte sich Julia noch kurz um die in einem kleinen Stall befindlichen Hundewelpen, indem sie den Kleinen frisches Wasser gab. Allerdings erzeugte dieser Gefallen bei den Welpen ganz offensichtlich den Wunsch, mitkommen zu können. Dies wiederum war aufgrund unterschiedlicher Umstände nicht möglich. Ansonsten hätten wir ja auch schon die Kätzchen aus Serbien mitnehmen können. Ob wir vielleicht doch noch einmal in unserem Benz nachschauen sollten…

Auf dem Rückweg nach Trabzon stoppten wir für Kaffee und Sütlaç. Wir einigten uns währenddessen darauf, dass wir nach der Rückkehr in Trabzon den Wagen in der Innenstadt parken und uns ins Gewusel der Fußgängerzone begeben werden. Gesagt, getan. Aufgrund der gesamten Parksituation gaben wir den Mietwagen an einer Tiefgarage ab. Nein, eigentlich an einer Rampe, die in irgendein Kellergeschoss führte. Wir wünschten dem Fahrer alles Gute und ließen uns anschließend treiben. Das erste Mal seit Abfahrt in Schöneiche getrennt voneinander. Das war im Nachhinein eine sehr gute Entscheidung, da ein einheitlicher Weg mit sechs mehr oder weniger neugierigen Personen sicherlich etwas kompliziert geworden wäre. Sechzig Minuten, ein Stück Lokum und Sesamgebäck sowie vier neuen Armbänder später trafen wir uns wieder. Nach den Manti und Gözleme, welche wir zum Abendessen in einem kleinen Restaurant verzehrten, kehrten wir zur Parkgarage zurück. Trotz dessen, dass wir uns das Kennzeichen des Mietwagens nicht gemerkt hatten, erschien einer der Fahrer mit dem schwarzen Van nach wenigen Minuten an der Erdoberfläche.

Wir spulten die Fahrt durch das abendliche Trabzon in umgekehrter Reihenfolge ab. Kadirs Mama wurde bei Handes Wohnung abgeholt und bei Haydar angekommen, gab es eine ausgiebige Verabschiedung aller Anwesenden. Nebenbei reparierten wir irgendwie eine der beiden automatischen Schiebetüren des Fiat. Diese hatte wenige Minuten zuvor den mehrfachen Kampf gegen die Schwerkraft im 21%igen Gefälle des Viertels verloren. Wie auch immer wir es schafften. Wir freuten uns über die gelungene deutsch/ türkische Instandsetzung.

In Vorfreude auf die kommende Nacht und in Anbetracht des Weckdienstes vom ortsansässigen Muezzin um 5:31 Uhr verabschiedete ich mich aus unserer Empfangshalle direkt ins Schlafzimmer.

Eine Einschätzung dahingehend, ob die Oropax auch in der letzten Nacht im Sweet-Home-Suite-Hotel noch einmal ihren treuen Dienst verrichten würden, war mir an dieser Stelle glücklicherweise noch nicht möglich…  

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