Veröffentlicht: 01.02.2018
Die Stätte ist eine ehemalige Highschool, die vom Khmer-Rouge Regime als das berüchtigte Sicherheitsgefängnis S-21 von seinem Aufstieg zur Macht im Jahr 1975 bis zu seinem Sturz im Jahr 1979 genutzt wurde. In diesen Jahren wurden schätzungsweise 17'000 Menschen inhaftiert (einige Schätzungen gehen von 20'000 aus, obwohl die tatsächliche Zahl nicht bekannt ist). Unzählige Akten wurden beim Einmarsch der vietnamesischen Armee, von den Gefängniswärtern vernichtet. Die meisten Klassenzimmer wurden in winzige Zellen umgewandelt und alle Fenster wurden mit Gitterstäben und Stacheldraht versehen, um Flucht und Selbstmord zu verhindern.
Die Gebäude in Tuol Sleng sind so erhalten, wie sie bei der Vertreibung der Roten Khmer im Jahr 1979 verlassen wurden. Es gibt vier Hauptgebäude, bekannt als Gebäude A, B, C und D. Gebäude A enthält die grossen Zellen, in denen die Körper der letzten Opfer entdeckt wurden. In jeder Zelle steht ein Eisenbett, auf denen die Opfer gequält und gefoltert wurden. Die Gebäude B und D beherbergen unzählige Fotografien von Inhaftierten und von den Verantwortlichen. Im Gebäude C sind die kleinen Zellen zu finden.
Der Mann im Ohr hat zu jedem Raum etwas zu erzählen. Es ist bedrückend, wenn man dabei die Fotos begutachtet und das Entsetzen und die Angst, aber auch die Hoffnung auf Befreiung, in den Augen der Portraitierten sieht. Ich bin froh, dass ich immer wieder die Gelegenheit habe, mich im kleinen Park, der von den vier Gebäuden umgeben ist, unter einen Baum zu setzen und das Gehörte und Gesehene zu verarbeiten. Wenn man sich alles ansieht und alles anhört, dauert der Rundgang gut drei Stunden. Ein Besuch lohnt sich auf alle Fälle, denn es ist ein Teil der Geschichte dieses Landes, der nicht vergessen werden sollte.