Veröffentlicht: 29.08.2021
Heutige (ungeplant lange) Route: Les Bettières (1556 m) - Col du Palet (2652 m) - Val Claret (2107 m) - Col de la Leisse (2758 m) - Refuge de la Leisse (2487 m)
Das gemeinsame Abendessen im bestens geheizten Refuge de la Leisse mit dem siebzigjährigen Franc aus dem Vallée de Joux, einem druidenhaft wild ausschauenden Wallonen und einem vielsprachigen Flamen aus Belgien sowie unserem Monsieur Orange aus Belfort entschädigte uns für die Mühsale des Tages. Wir waren wieder rund zehn Stunden und ein paar Höhenmeter unterwegs, und spätestens ab dem Col de la Leisse waren wir fast durchfroren, so kalt war es. (In der Nacht fiel das Thermometer dann auf unter null Grad.) So weit und lange wollten wir heute eigentlich nicht wandern, aber das Verbot eines freien Campens im Nationalpark La Vanoise, den wir nach Tignes betraten, sowie die Kälte während fast des ganzen Tages bewogen uns, in einem Refuge zu übernachten, und so hatten wir den langen Weg zum Refuge de la Leisse zu machen. Wunderbar und stetig leicht der Aufstieg von 1100 Höhenmetern zum Col du Pallet, mit Einkehr im entsprechenden Refuge, etwas verstörend-unwirklich die ganze Skiindustrie und -landschaft in Tignes-Le-Lac, und auch unwirklich, aber in schöner Weise, die steinige, kalte Mondlandschaft mit dem nahen Gletscher La Grande Motte (ebenfalls voller Skilifte!) auf dem Weg zum Refuge de la Leisse.
Die Unterhaltung beim etwas fade gekochten Abendessen mit den erwähnten vier Herren und Lis, insbesondere mit dem rüstigen Franc aus der Schweiz, war kurzweilig, und der savoyardische Rotwein Mondeuse mundete bestens. Seriöse Wanderer gehen aber um 20 Uhr in den Schlafsack, und so war bald Ruhe…
Übrigens, schon vor längerem realisiert: Unsere Redensart „sich französisch verabschieden“ hat ihren Realitätsbezug. Nicht nur einmal erlebten wir in den Hütten, dass Französinnen und Franzosen, mit denen man sich bei Tisch länger unterhielt und sich auch näher kam,sich dann am Morgen einfach wandernd davon machten, ohne Adieu zu sagen, obwohl man in der Nähe war.