Grosse Reise
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Indonesien: Willkommen auf Sumatra - zu Besuch bei den Orang Utans

Veröffentlicht: 31.01.2019

Es ist immer noch heiss, doch die Sonne hat uns verlassen. Denn jetzt sind wir in der Regenzeit angekommen! Und tatsächlich erleben wir zum ersten Mal seit Anfang unserer Reise einen bewölkten Himmel und später auch Regenschauer. Wir landen in Sumatra und werden von einem Taxi abgeholt. Unser Weg führt uns zum Dschungel, in das Dorf Bukit Lawang und wir lesen bereits im Voraus in unserem Reiseführer, dass der Weg vier Stunden dauert - was wir fast nicht glauben können, denn es sind doch nur knappe 120 Kilometer! Später wird uns bewusst, warum. Der Verkehr rund um die Stadt Medan ist der wahre Wahnsinn! Eigentlich fahren alle wild durcheinander, überholen links und rechts und überhaupt geht es nur mit gefühlten 20 hm/h voran. Wir warten darauf, dass wir aus der Stadt heraus aufs Land kommen und hoffen, dass der Verkehr weniger wird - und ja, der Verkehr wird vielleicht etwas weniger, dafür gibt es aber kein Land! Eigentlich fahren wir die meiste Zeit durch Dörfer, die sich aneinderreihen, voll mit Menschen, die ihrem Alltag nachgehen, und das ist spannend zu beobachten. Hindurch durch Märkte, vorbei an Moscheen und Schulen, Schüler in Schuluniform auf dem Weg aus der Schule nach Haus und niemand sieht uns, denn unsere Scheiben sind verdunkelt. Es ist wirklich spannend, die Dörfer zu beobachten und so wird es uns auf unserer Fahrt nicht langweilig. Wir fahren also vier Stunden lang über diese Strassen, ab und zu wird es zu einer Huckelpiste voller Schläglöcher, dann ist die Strasse wieder gut, dann plötzlich unbefestigt. Als wir eine Pause machen und kurz zur Toilette gehen, passiert dann das, was uns noch öfter in Indonesien passieren wird: Fotosession! Du möchtest dich fühlen wie ein echter Star, der auf der Strasse von Unbekannten um ein gemeinsames Foto gebeten wird? Fahr nach Indonesien! Da es den Menschen wohl eine wirkliche Freude - und uns nichts ausmacht, stehen wir also gerne für 1-2 Fotos parat. Warum auch nicht. Nach circa zwei Dritteln des Weges verändert sich unser Weg sehr. Die Dörfer ziehen zwar weiterhin vorbei, allerdings durchbrochen von ewig grossen Palmöl-Plantagen. Die Menschen wohnen mit bzw. oft mitten in den Plantagen und die Grösse der Plantagen ist gigantisch. Sie wirken bedrohlich, wie sie still dort stehen, Reihe für Reihe für Reihe, mit ihren tiefdunkelgrünen Palmfächern und dem bemoosten Boden. Vergleicht man den undurchdringlichen Dschungel mit diesen aufgereihten Plantagen, wird schnell klar: hier ist kein Leben mehr für Tiere möglich.

Dann plötzlich sind wir da, die Strasse endet. Und wir stehen eigentlich mitten in einem heruntergekommen aussehenden Dorf, als der Taxifahrer sagt, wir seien nun am Ziel. Ja, irgendwie haben wir uns ein touristisches, grösseres Dorf vorgestellt. Wir laufen durch enge Häuserreihen und dann sehen wir den Fluss, und schon sind wir auf einer extrem wackligen kleinen Brücke, um zu unserem Hotel auf der anderen Flussseite zu gelangen. Hier sieht es so surreal aus, dass wir lachen müssen - wir hatten uns mehr oder weniger eine Stadt vorgestellt, aber das hier ist eigentlich ein normales kleines Dörfchen, das letzte vor dem Dschungel, der direkt dahinter in grossen Hügeln emporsteigt. 

Beim Einchecken werden wir darauf aufmerksam gemacht, die Türen unseres Balkons immer geschlossen zu halten und auf dem Balkon kein Essen zu lagern, da sonst die Affen kommen würden - und wir sehen sie auch schon, einige Makaken springen über die Wellblechdächer des Dorfes. „Troublemaker“ nennt man sie hier auch, denn Makaken sind freche Affen. Am nächsten Morgen geht es dann los, unsere Tour in den Dschungel. Unser Guide Eddie erklärt uns vorher noch die Gegebenheiten: früher gab es hier ein Orang-Utan-Rehabilitationszentrum des WWF, in dem vorher in Gefangenschaft gehaltene Affen wieder an die Wildnis gewöhnt wurden. Das sei auch gelungen, allerdings gebe es einen Orang Utan, der hier bekannt sei, nämlich die Affendame Minah - der einzige Affe, den wir auf dem Weg füttern würden, denn Minah ist schlau und verlangt „Wegzoll“ von den Touristen, wenn sie durch ihr „Revier“ kommen. Und sonst...beisst sie - nicht nur die Guides, sondern auch gerne Touristen. Zur Abschreckung zeigt uns unser Guide dann noch die Narbe an seinem Knöchel, Bissspuren von Minah. Ok. Und dann geht es los. Wie bei jeder Begegnung mit wilden bzw. halbwilden Tieren wissen wir, dass wir keine Garantie haben, überhaupt Orang Utans zu sehen. Doch wir haben grossen Glück! Nur knappe zehn Minuten nach Beginn der Wanderung treffen wir grad vier Orang Utans, darunter sogar kleine! Vor lauter Aufregung schaffen wir es kaum, unsere Handys richtig herum zu halten, denn die Orang Utans sind uns so nah, nur ein bis zwei Meter entfernt. Gemächlich und langsam bewegen sich die Tiere durch die Bäume, denn sie haben keinen langen Schwanz zum Balancieren wie andere Affen, und deshalb können sie nicht weit durch die Bäume hüpfen. Dafür haben sie lange, lange Arme, mit denen sie sich langsam durch die Bäume hangeln. 

Auch sehen wir auf unserem Weg „Nester“, die sich die Orang Utans bauen, um darin zu nächtigen. Unser Weg führt auf und ab, ist sehr schweisstreibend, denn es ist steil und wir steigen über Wurzeln, umgestürzte Bäume, rutschige Hänge, teilweise klettern wir fast und wir sind nassgeschwitzt von der Anstrengung. Oft halten wir uns fest, aber Obacht: ist es ein Baum, hast du guten Halt; ist es eine Liane, dann schwingst du; hat es Stacheln mit Widerhaken (getroffen an Claudios Stirn), dann musst du unter Umständen befreit werden. Der Dschungel ist wunderschön, üppig grün, Pflanzen über Pflanzen, dazu eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit und der Geruch und die Geräusche des Dschungels. Wir wandern fünf Stunden lang und treffen neun verschiedene Orang Utans. Auch die gefürchtete Minah treffen wir, und es wird uns ganz schön mulmig zu sehen, wie auch die Guides Angst vor dem Tier haben. Doch es geht alles gut. Ausserdem haben wir das wahnsinnige Glück eine frische Orang-Utan-Mutter mit ihrem kleinen Baby zu sehen - der Guide schätzt es auf knappe sechs Monate. 

Am Nachmittag gelangen wir an einen kleinen Fluss und beziehen unser Lager für die Nacht: ein Zelt, überdacht von einem kleinen Baumbusdach, abgedeckt mit einer Plastikplane. Und es wird Zeit, denn die Füsse schmerzen und die Kräfte schwinden. Zeit zum Schwimmen und Ausruhen am Fluss. 

Nur kurz nachdem wir im Wasser waren, erspähen wir einen „Monitor Lizard“, eine recht grosse (ca. ein Meter lang) Echse, die durch das Wasser schwimmt. Gutes Timing, dass wir jetzt an Land sind. Am späteren Abend beginnt dann der Regenschauer. Der Regen prasselt gefühlt die halbe Nacht stark auf den Dschungel herab. Wir bleiben dank Dach aber trocken und wundern uns am nächsten Morgen, dass die Wege gar nicht so viel matschiger und rutschiger sind als am Tag zuvor. Am zweiten Trekking-Tag sind wir weitere zwei Stunden unterwegs - Höhepunkt ist eine sehr nahe Begegnung mit einer jungen Orang-Utan-Dame, die uns sogar ein Stück auf dem Weg begleitet und uns auf wenige Zentimeter nah kommt. Wahnsinn. 

Den Rückweg treten wir auf eine lustige Weise an: denn wir kommen an den grossen Fluss, der nach Bukit Lawang fliesst und dürfen in riesigen Gummirreifen Platz nehmen: und los geht das Rafting zurück zum Dorf! Angekommen im Hotel geniessen wir die Dusche und ein weiches Bett und da kommt auch schon der Monsunregen, es regnet am Nachmittag stundenlang durch - danke Petrus für perfektes Wetter-Timing und eine trockene Wanderung! Unsere zweitägige Trekkingtour hinterlässt bei uns viele schöne Eindrücke und wahnsinnig tolle Begegnungen mit den Tieren des Dschungels, nicht nur mit den Orang Utans, sondern auch mit Makaken, Thomas-Languren (tolle, schwarz-weisse Affen mit Punk-Fisur, die es nur auf Sumatra gibt), riesengrosse Ameisen und Termiten, Schlangen und Nashornvögeln. Nachdem wir den Dschungel mit seiner unglaublichen Vielfalt und den wunderschönen Orang Utans kennengelernt haben, fällt es uns umso schwerer, durch die Palmölplantagen zu fahren und wir denken noch lange drüber nach. 
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