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Von Moorkühen und Wacholderhängen

Veröffentlicht: 06.07.2020

Ich weiß nicht ob ihr es schon wusstet - aber die Natur ist ein wahres Heilmittel für Eilige.

Frau Kati und ich sind uns da einig, man sollte auf die richtige Dosis von Zeit und Geschwindigkeit achten, wenn man in der Natur unterwegs ist.

Heute war wieder so ein heilsamer Tag -  immer wenn es ins Auto geht kann das nur bedeuten : Pferdehof oder einen neuen Traumpfad entdecken.

Ich mag ja beides, aber wenn Frau Kati ihre Wanderschuhe anzieht weiß ich, heute entdecken wir wieder ein Stück Neuland und werden viel Spaß haben und sehr viel zu bestaunen.

Der Weg führt uns in ein Tal wo einst kleine Ziegen grasten - sonst würde es ja nicht Kleinziegenfelder Tal heißen. Von Ziegen zwar keine Spur zu sehen, aber dafür gibt es wunderschöne Berghänge mit Wacholdersträuchern und saftigem Gras, magische Wälder und kantige Felsen.

Heute sind wir nicht alleine, wir haben Menschenbegleiter, auch toll, so kann ich mehr für mich alleine schnüffeln.

Wir starten an der grünen Bank die eigentlich braun ist, und nehmen einen engen magischen Pfad am Wasser entlang. Übrigens entspringt ein Stück oberhalb die Weißmainquelle und das Wasser schlängelt sich zaghaft durch den Wald. Es ist herrlich klar, frisch und wenn man genau hinschaut, gibt es eine faszinierende Unterwasserwelt.

Während die Menschen fröhlich vor sich hin plappern, und das tun ja viele ohne zwischendurch auch einmal Pause zu machen, merken sie manchmal gar nicht, was ihnen entgeht -  so beim Vorbeilaufen.

Sie übersehen sicher oft die Moorkuh, an der wir vorbeikommen, und die sanft im seichten Moorgewässer ruht.

Hier hat der Biber das Wasser angestaut und wenn man in die moorige Landschaft blickt, fühlt man die magische Wirkung der Moorkuh -  ein leichter Schauder auf Fell und Haut. Wie sie sanft und edel im Wasser weilt. 

"Ab und zu müsste man direkt eine Stolperfalle einbauen, damit die Leute tatsächlich anhalten und  mich bestaunen"  denkt sich sicher die Moorkuh. Wenigstens hält ab und zu ein kleines Wesen an mit einem Staunen in den funkelnden Augen und sagt "Mama schau mal " , aber die Mama sieht oft gar nicht so genau hin.

Schade, so ein magischer Moment, und die vielen tollen Geschichten die dazu erzählt werden könnten.

Zb. wenn die Moorkuh nachts über alle Waldbewohner wacht und manchmal unheimliche Töne aus dem Moor erklingen.

Wir sind diesem Pfad jedenfalls sehr aufmerksam gefolgt und nun schlängelt er sich einen leichten Berg hinauf durch eine Felsenschlucht.

Es riecht fantastisch dort. Hasen, Mäuse, Rehspuren, dazu die Pflanzendüfte -  etwas modrig allerdings am Eingang der Höhle an der wir vorbeikommen.  Ich sehe wie Frau Kati eine Pflanze bestaunt. Sie ist weiß und funkelt in starkem Kontrast zum Grün der Bäume und den Felsen. Wenn die Sonne ihre Strahlen kurz in die Schlucht wirft, entsteht ein unvergesslicher Moment mit unzähligen glitzernden weißen Pflanzenköpfchen.

Aber auch der größte Wald hat einmal ein Ende und wir laufen nun  auf einem langgezogenen Wiesen-  und Feldweg ,der uns zu einer mächtigen Eiche führt, an der eine Bank steht.

Rast ist immer schön, besonders weil man sehr viel schnuppern kann und unzählige Botschaften anderer Rastender lesen kann. Frau Kati und die anderen Zweibeiner rätseln über die germanischen Wanderfreunde auf deren gespender Bank sie sitzen. 

Weiter geht es auf einer langen Gerade zwischen Maisfeldern entlang - etwas öde-  aber Frau Kati meint, auch Eintönigkeit ist wichtig damit die Seele Zeit hat alle Eindrücke in Ruhe zu verdauen.

Und so kommen wir schließlich am Hühnerberg an. Ich freue mich schon auf viel Federvieh, aber  stattdessen werden wir mit einer traumhaften Aussicht belohnt.

Inmitten der Wacholderhänge und dem duftenden Thymian mit Mäuselöchern und Salamandern auf verschlungenen Pfaden an Felsen entlang.

Wo könnte es eine Ziege bei den Germanen wohl schöner gehabt haben als auf diesem Berg.

Schritt für Schritt achtsam bergab, zumindest für die Zweibeiner, führt uns der Pfad zurück zum Weismain.

Ich nehme noch ein anregendes Bad, einen ordentlichen Schluck, und einen Stock als Souvenir mit nach Hause.

Nicht zu vergessen mein tolles Erlebnis in der Schrepfersmühle, ein kleiner Zwischenstopp, denn Frau Kati und die Zweibeiner hatten dringenden Bedarf nach Kaffee.

So hatte ich die Möglichkeit, zwei ansässige Hauskatzen ganz hautnah zu beobachten, besiegte meine Angst vor brüllenden Löwenstatuen, und entdeckte einen verborgenen Schatz, den mich Frau Kati sogar mitnehmen lies - einen Knochen.

Mein Fazit: nix wie hin auf diesen Traumpfad,  mit einer Länge von etwa 5 km sehr zu empfehlen, wenn man die Kunst des Hinsehens lernen möchte, des langsam Gehens und des Staunens.

Im Tausch gegen ein paar Punkte des Zeit- und Geschwindigkeitskontos. 

Es soll übrigens kein Geheimnis sein - an diesem Tag wurde mein Blog geboren bei einer Einkehr hoch oben im Dorf - aber das habe ich dann doch unter dem Tisch zufrieden verschlafen. 

Bis bald beim nächsten Abenteuer, 

Eure Gretl

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