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Von Engeln oder wie man zum eigenen Licht gelangt

Veröffentlicht: 23.03.2023

Ich spüre in dem Moment als der erste Regentropfen meinen Pelz trifft: Heute wird definitiv nicht mein LieblingsEntdeckerWetter.

Wir aus dem Süden mögen es gerne warm und trocken, aber man muß eben Abstriche machen, wenn man seinen Napf in Oberfranken gefunden hat.

Angekommen an der Ölschnitz ( höre ich da Schnitzel?) steigen wir auch direkt beim Casa Nova aus dem Wagen.

"Zweideutig" schmunzelt Frau Kati vor sich hin und dem Duft nach entpuppt sich hier eher eine leckere Einkehrmöglichkeit als ein Pantoffelheld.

Unser Weg führt uns zunächst rechter Hand vorbei am Kurpark. Auf den erhaschen wir natürlich einen Blick in der Ferne, flanieren durch eine überdachte Promenade ( wie praktisch bei dem Regen) wo uns einige Zitate zum Nachdenken anregen und verschwinden anschließend im kahlen Buchenwald.

Der Pfad schlängelt sich oberhalb des recht geschwätzigen Flusses und plötzlich erblicken wir einen Engel. Im Wasser.

Es ist also sicher - Engel baden bei jedem Wetter.

Eigens einen schönen Naturbaderaum hat man hier oben eingerichtet. Wohl für die jenigen, die nur eine Handwäsche anstreben.

Der freundliche Herr mit dem schicken gelben DoppelSchal nickt uns zu, ihn scheint es nicht zu wundern. Wahrscheinlich baden hier alle Engel einmal, denn denen ist sogar eine Burg auf dem Berg gegenüber gewidmet.

Natürlich müssen wir uns das genauer ansehen und so überqueren wir den Fluss.

Menschen bauen Seltsames. Etwas gruselig finde ich die rot weiß geschmückte Brücke ja schon, und wenn man mutig ist und nach unten sieht, reißt einen das schnelle Wasser bildlich die Füße oder besser Pfoten weg.

Frau Kati meint das ist wie im echen Leben. Wer mutig in die Tiefe blickt den können schon mal die Gefühlswellen davontragen.

Zum Glück gibt's hier Geländer, Frau Kati ist gerettet.

Ein geduldiger Wegweisergeselle zeigt uns den Pfad hinauf.

Wer zu den Engeln möchte, muß zuerst am Ort der Stille vorbei. So steht es hier schwarz auf weiß. Und damit kenne ich mich aus. Schließlich bin ich ja eine  Schwarzweiße.

Der Ort der Stille ist ziemlich laut, wegen dem Fluss.

Frau Kati meint das ist nur am Anfang so, nach einer Weile hört man ihn gar nicht mehr. So ganz in der Stille.

Wir beschließen, das nachzuholen, denn kalt ist es immer noch. Immerhin nicht mehr nass. Zumindest von oben.

Über einen entwurzelten Kerl steigend, Gott habe ihn selig, müssen wir uns ziemlich abmühen, um den Gipfel zu erklimmen.

Als dann auch noch ein überdimensionaler Wurm unseren Weg kreuzt, stelle ich fest, es gibt Nichts was es nicht gibt.

Es erklingt Vogelgesang und eine interne Waldbohrmaschine, auch Specht genannt, in der Ferne.

Aha, es wird gebaut dort oben.

Vor lauter Aufmerksamkeit auf dem Weg vergesse ich heute doch glatt meine Nase.

Frau Kati ist sogar erfreut, denn hier gibt es eindeutig mehr für Augen und Ohren.

Der Wind tanzt mit einer dezenten Melodie um uns herum als müsste er mit uns die Engel feiern.

Die Fahne gehisst, eine etwas inkontinente Bank und ein grandioser Ausblick erwarten uns an der Engelburg. Nun ja, Burg darf etwas frei gedeutet werden, aber hier fühle sogar ich mich wie ein Engel auf Erden.

Frau Kati sinniert hier ganz andächtig über Goethes Notizen am Fuße des Flusses. Muß nicht jeder sein eigenes Licht selbst zum Leuchten bringen, in diesem Fall bekommt man hier oben Starthilfe aus erster Hand.

Zum Dank für diese magischen Minuten legen wir noch ein Geschenk in die eigens aufgestellte Kollekte auf dem Pfad, der nun einem Baumsymbol gewidmet ist.

Frau Kati meint, nach dem himmlischen Engelzauber ist nun die Erdung dran.

Vorbei an einem Kraftplatz, der einer Engeltanzfläche ähnelt, erblicken wir die imposante Altburg. Oder was davon noch übrig blieb.

Ein stolzer Baumkamarad möchte uns historisch auf den neusten Stand bringen und seine Geschichten reichen bis in die Römer Zeit. Wir bewundern seine eigens ausgestellten Sandalen als Zeitzeugen und stehlen uns heimlich davon, als er eine kleine Verschnaufpause macht.

Die alte Burg tut mir leid. Irgendwie ist sie so verschlossen.

Und recht kahl außenrum. Ist denn niemand da der einmal etwas Farbe ins Leben bringt?

Frau Kati meint das ist wie bei uns Menschen.

Wenn man einsam und verlassen ist wird man womöglich auch so trostlos und stumm.

Wir beschließen das nächste Mal ein wenig Farbe mitzubringen und Blumen. 

Immerhin lädt die Burg uns ein mit ihr ins Tal zu blicken und sich auch einmal wie ein Burgherr zu fühlen. Hm.

Das Engel Domizil war eindeutig schöner. Und Lichter.

Hier gibt es dafür aber endlich mal eine ausgiebige Spurenlese und ein Miniloch zum Nachtisch.

Auf den letzten Metern des Rückwegs erzählt uns eine stolze Tür, daß sie durch Zufall nun eine ganze Kapelle zusammenhalten darf, denn ohne sie würde hier wohl alles auseinander fallen. 

Maria hilf sagt Frau Kati da nur.

Und für einen Ersatz zum Gottesdienst ist ja auch gesorgt, wir entdecken tatsächlich einen naturnahen Pavilion, wie ich finde sowieso schöner. Schlicht, grün, ohne Schnickschnack. Eben ganz nah an Gott.

Ein Blick in den Himmel und wir sind uns einig.

Hier haben wir wahre Schätze gefunden. Engel, Licht, Stille und auch sehr schöne Windmelodien.

Vom vielen Kraxeln werden mir heute bestimmt die Pfoten zucken wenn ich von den Römern träume heute Nacht.




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