Go East - Mit dem Fahrrad zu Ev. Gemeinden in Osteuropa
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68. Tag - 14. Sept: Agnita / Agnetheln -alte Kirchenburg im neuem Glanz

Veröffentlicht: 16.09.2022

Nach dem Frühstück mit Gottfrieds Freunden beim Gottesprojekt der alten Schule in Petersdorf, machte ich mich an die Reparatur des Hinterrades. Durch den Schlamm, Sand und scharfkantigen Kieselsteinen bei der Irrfahrt am Vortag wurden auch die Bremsen in Mitleidenschaft gezogen. Auch musste ich den Platten beheben. Ich fand immerhin fünf kleine Löcher im Schlauch, verursacht durch die feinen Kieselsteine vom dem vermeindlichen Schlammweg nach Petersdorf. Zum Glück hatte ich einen nagelneuen Ersatzschlauch dabei. Nach zwei Stunden war alles behoben und mein Rad wieder fahrbereit zu meinem nächsten Ziel - die Kirchenburg in der Kleinstadt Agnethelm (deutsch), Agnita (rumänisch).

Über eine kaum befahrene Straße führte meine Route. Allerdings waren insgesamt 460 Höhenmeter zu bewältigen. In einem Dorf stand eine Kuh mitten auf der Straße, die ich umfahren musste. Wegen der starken Steigung kam ich sehr verschwitzt in Agnethelm an.  In der Kleinstadt gibt es sogar noch eine Pfarrstelle, welche aber zur Zeit nicht besetzt ist, wie ich durch den Kirchenrat erfuhr, der mit mir die Führung machte. Ich durfte im Gästehaus für eine Nacht ein`s der Zimmer beziehen.

Dann machten wir den Rundgang durch die alte Kirchenburg. Leider ist die Kirchenburg ihrer alten Ringmauern beraubt, welche schon im 18. Jh. abgetragen wurden.  Erst im August, vor einem Monat, wurde ein großer Festgottesdienst zum Abschluss der umfangreichen Sanierungsmaßnahmen mit dem Landesbischof gefeiert, zu dem über 200 Besucher gekommen sind. Jetzt erstrahlt die altehrwürdige Kirchenburg in neuem Glanz. Das Innere ist komplett im schlichten Weis gestrichen. Hässliche Flecken und Schadstellen wurden entfernt. Auch das historische Abendmahlsbild am Altar wurde restauriert. Über 1,5 Mio. Fördergelder - ein Großteil der EU - sind in die Sanierung geflossen. Mittelfristig soll auch ein kleines Museum auf der Empore zum Alltagsleben der Siebenbürger Sachsen eingerichtet werden. Der Raum ist ebenfalls frisch saniert, nur noch die Alltagsobjekte fehlen noch.

Zu dem Festgottesdienst im August wurde auch feierlich eine Gedenktafel für den 2020 unschuldig durch einen Verkehrsunfall verunglückten Pfarrer von Agnita in der Kirche eingeweiht. Es ist schön zu sehen, wie diese Kirchenburg in einem neuen Glanz erstrahlt. Dieses "Glück" bzw. diese Finanzmittel erfahren leider nur wenige der einst über 200 Kirchenburgen in Siebenbürgen.

Anschließend bestiegen wir noch den Kirchturm und wir konnten die Umgebung und im schönen Abendlicht die historische Siedlungsstruktur der ehemaligen Häuser der Siebenbürger Sachsen bestaunen, welche in den 80ziger Jahren rund 65% der Stadtbevölkerung ausmachten. Ebenso die Deutsche Schule, welche sich auf dem Gelände des ehemaligen Burggeländes sich befindet. In der Ferne waren die hohen Gipfel des Fagaras-Hochgebirge zu sehen, welche immerhin noch ca. 70km entfernt sind. Nach fast zwei Stunden Rundgang verabschiedeten wir uns. Ich bedankte mich für die umfangreiche Führung und ging anschließend etwas für das Abendessen einkaufen. Abends im Bett dachte ich an all die Kirchenburgen, welche ich unterwegs gesehen habe, deren Verantwortlichen sich auch über Finanzmittel freuen würden.

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