Veröffentlicht: 11.08.2022
Während ich mein Zelt neben der PTTK Ruine abbaute,
kam ein Mann der mir deutlich machte, ich solle bald verschwinden. Obwohl die
Wiese sich auf öffentlichem Grund befindet vermied ich eine Diskussion und nach
15 Minunten war ich dann auch verschwunden. Bis zur Grenze nach der Slowakei
waren es nur wenige hundert Meter. Einen Grenzposten gab nicht. So wünsche ich
mir Europa. Von dieser Stelle ging es bis nach Cadca - der ersten Stadt für
mich in der Slowakei - immer nur bergab und das Radeln war eine wahre Freude. In der Fußgängerzone kochte ich dort mir
einen Tee und machte Frühstück. Im kleinen Touristenbüro sagte man mir, das es
keine Ev. Kirche in der Stadt gibt. Deshalb entschloss ich mich gleich weiter,
immer bergab, in das rund 45 km entfernte Zilina zu radeln, einer Industrie-
und Universitätstadt an der Vah. Nicht weit vom Zentrum fand ich recht schnell
die moderne Ev. Kirche und direkt daneben das Pfarramt. Ich klingelte und nach
ein paar Sekunden kam Marian, einer der vier Pfarrer, des "Teampfarramtes" von
Zilina - wie ich es beschreiben würde - heraus. Er zeigte sich erstaunt und erfreut, dass jemand aus Deutschland
mit dem Fahrrad kommt und Interesse an der Ev. Kirche in der Slowakei und
speziell in Zilina zeigt. Ich erklärte, warum ich gerne die Kirche besichtigen
möchte und auch den Hintergrund meiner Reise, das ich nur Ev. Gemeinden in Osteuropa besuche. Er rief nach wenigen Minuten
danach seine Pfarrkollegin Lenka an, die ebenfalls kurz danach erschien, wir
begrüßten uns freundlich und dann konnte die Besichtigung der Kirche beginnen.
Während Marian erklärte, dass die Gemeinde rund 1400 Mitglieder hat, kam noch
seine Frau dazu, die ebenfalls als Pfarrerin in dem Teampfarramt arbeitet. So offenherzig und freundlich
wurde ich in Zilina begrüßt und von uns Vier musste unbedingt ein Foto vor dem Altar
gemacht werden.
Zum Gottesdienst kommen
rund 160-180 Besucher. Vor Corona waren es etwas mehr. Jeder
Gottesdienst wird ins Internet übertragen und selbstverständlich gibt es auch
fast immer einen Kindergottesdienst, „Sonntagsschule“ genannt, der in einem
extra gestalteten Raum stattfindet. Zur Gemeinde gehört auch eine halbe Mitarbeiterstelle für die Ev. Jugendarbeit. Dies ist schon etwas
Besonderes, denn sonst gibt es nur ganz wenige hauptamtliche Jugendmitarbeiter
in der gesamten Ev. Kirche in der Slowakei. Als wir den Rundgang machten, kam
auch der Jugendmitarbeiter und wir konnten uns ein wenig unterhalten und kurz danach kamen einige seiner Jugendlichen, um die Sommerfahrt
auszuwerten. Leider habe ich vergessen ein Foto zu machen.
Marian und Lenka luden mich ein über Nacht zu bleiben und wir könnten doch auch gemeinsam am Abend Essen gehen und uns weiter über die Gemeindearbeit unterhalten. Ich willigte ein und durfte meine 4 Fahrradpacktaschen in das Gästezimmer des Pfarramtes bringen und die Dusche nutzen. Ich spürte eine große Gastfreundlichkeit und wirkliches Interesse. Wir verabredeten uns für den Abend, denn ich hatte ja die eigentliche Arbeit von Marian und Lenka mit meinen plötzlichen Erscheinen unterbrochen. Ich radelte noch einmal alleine in das Zentrum, kaufte etwas für den nächsten Tag ein, fuhr dann zurück und schrieb etwas an meinen Bloq. Am Abend gingen dann Marian, Lenka und ich in ein beliebtes Restaurant im Zentrum und ich durfte mir ein typisches slowakisches Gericht aussuchen. Wir besprachen noch weitere interessante kirchliche und theologische Themen und ich erzählte natürlich auch etwas von meiner Arbeit zu Hause, zeigte einige Fotos und Videos von meinen Internetkanal und wir freundeten uns immer mehr an. Dann gingen wir zurück und verabredeten nach dem Frühstück ein Treffen zur weiteren Planung meiner Reise mit Besuchen von verschiedenen Gemeinden in der Slowakei. Glücklich über den Verlauf des Tages schlief ich dann spät abend ein.