Veröffentlicht: 23.07.2022
Auch an meinen 14. Tag radelte ich wegen der Hitze
schon halb 6 von Suchdol los. Ziel war die rund 40km entfernte Industriestadt
Ostrava mit Option der Weiterfahrt nach Havirov, falls niemand in Ostrava da
ist und mir die Kirche zeigen und ein paar Fragen beantworten kann. Ich kam
zwar schon vor 9 Uhr über verlassene Dorfstraßen am Stadtrand von Ostrava mit einer Plattenbausiedlung
an, aber dann fand ich nicht den Weg weiter ins Zentrum. In einem Gewirr von
Stadtautobahnen und Hochstraßen, welche mit dem Fahrrad zu befahren verboten
sind, einen Knäul aus Eisenbahntrassen, die die richtige Richtung versperrten
und einem riesigen Chemie Industriekomplex verlor ich komplett die
Orientierung. Einmal landete ich ungewollt auf einer Straßenbaustelle einer
Hochstraße, auch da ging es nicht weiter. So schob ich mein Rad einen steilen
Abhang hinunter, wo ich einen Radweg entdeckte und mit 1,5 h Zeitverlust fand
ich endlich den richtigen Weg ins Zentrum von Ostrava. Jedoch die Stadt und auch das
Zentrum selbst fand ich nicht gerade ansprechend. In einem Cafe erholte ich
mich bei einer Tasse Cappucino und recherchierte wo sich eine Ev. Gemeinde
befindet. Dank Google fand ich schnell den Standort der imposanten Ev. Kirche (Foto).
Ich klingelte am Pfarrhaus und eine Pastorin öffnete mir „ihre“ Kirche (Foto). Leider
hatte sie nur wenig Zeit, weil sie gerade mit der Vorbereitung des Gemeinde
Kindercamps beschäftigt war. Sie berichtete, dass in dieser Kirche gleich zwei Gemeinden zu
Hause sind. Die örtliche Kirchengemeinde der Böhmischen Brüder zu der ca. 800
Mitglieder gehören, welche jeden Sonntag um 10 Uhr Gottesdienst feiert und
zugleich auch die kleine Ev. Schlesisch-Lutherischen Gemeinde mit Augsburger
Bekenntnis, welche an selber Stelle 8.30 Uhr Gottesdienst feiert. Zum Stichwort
„Herausforderungen“ wurde das erste mal notwendige Bauarbeiten und Reparaturen
genannt, aber das vorhandene Geld nicht ausreicht. Auch in ihrer Gemeinde gibt
es einen Ukraine Hilfekreis, in der Schulzeit Angebote für Kinder und auch in
ihrer Gemeinde gibt es ehrenamtliche Kantoren. Nach weniger als einer Stunde
verabschiedeten wir uns. Weil nun noch der ganze Nachmittag zur Verfügung stand
und die Stadt nicht besondere Sehenswürdigkeiten hat, beschloss ich trotz der
Hitze weiter ins 15km entfernte Havirov zu radeln.
Auf dem Weg zeigten sich die ersten Ausläufer der Beskiden, einem Mittelgebirge in der Grenzregion von Teschechien und Polen, denn es ging wieder immer bergauf und bergab, zwar nie wirklich steil, aber in der Hitze nicht minder anstrengend. Nach Google gibt es eine Ev. Schlesisch-Lutherische Gemeinde am Stadtrand. Auch in dieser Stadt fand ich recht schnell die Gemeinde und vor Ort war gerade die Pfarrfrau des Ersten Pfarrers anwesend. Aber es stellte sich schnell heraus, dass das Gebäude nur das Gemeinde- und Versammlungshaus der Gemeinde ist (Foto). Die eigene Kirche selbst ist ca. 1,5 km entfernt (Foto). Nach einer mühsamen Kommunikation kam zufällig der 2. Pastor der Gemeinde, der zugleich auch Krankenhausseelsorger ist. Er erzählte, dass am selben Tag die große Evangelisationswoche der Ev.-Schlesisch-Lutherischen Kirche in einem rund 25km entfernten Dorf zu Ende geht. Aber wegen zweier Traugespräche kann er nicht da hinfahren. Stattdessen sollte ich zur 1,5km entfernten Kirche fahren und gegen 18 Uhr wird der 1. Pfarrer vor Ort erscheinen und kann mir die Kirche zeigen, weil dort ein Gespräch stattfindet. So radelte ich zu der Kirche. Aber ich wartete vor Ort vergebens, denn niemand erschien. Etwas nach 18 Uhr radelte ich zurück zum Gemeindehaus, welches aber jetzt verschlossen war. Etwas verunsichert, ob ich alles richtig verstanden habe, radelte ich zum 8km entfernten Stausee, wo es einen Zeltplatz geben soll, den mir die Pfarrfrau empfohlen hatte. Wieder ging es auf und ab und zum Ortsausgang von Havirov schob ich bestimmt 1,5km mein Rad die Ausfallstraße mühsam bergauf. Zum Glück lag auf dem Weg ein Kaufland Supermarkt und ich konnte noch mein Abendessen einkaufen. Nach einer rasanten Abfahrt ging es wieder bergauf. Immer näher kam ich den Mittelgebirge der Beskiden. Kurz vor Sonnenuntergang erreichte ich den sogenannten Zeltplatz, der außer einer Wiese mit Dixiklo sonst nichts zu bieten hatte, dafür aber kostenlos war. Zwischen einer Reihe von Angeln ging ich erst einmal baden um mich etwas vom Schweiss des Tages zu waschen und zu erfrischen. Anschließend brutzelte ich auf meinen Gaskocher ein schmackhaftes Steak mit Grillgemüse und krabbelte auch an diesem Tag in mein kleines „Haus aus Stoff".