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Georgien Tag 1 und 2

Veröffentlicht: 06.08.2018

Masterarbeit geschrieben, gedruckt, abgegeben, Stippvisite beim Ägyptenaustausch und schon ging es los. Während ich bei fast allen meinen Reisen immer super vorbereitet bin und weiß wo ich hin will, hatte ich dieses Mal absolut keine Ahnung, was ich sehen, machen wollte und konnte.

Am Flughafen wurde die Gruppe nach Kutaisi bereits mit georgischer Freundlichkeit begüßt...nicht. Ein kalter osteuropäischer Wind kam uns in der Warteschlange entgegen. Ich hatte Glück, ich hatte alles richtig gemacht: Reisepass bereit, eingecheckt, das Gepäck gut geschnürt. Alljene, die einen dieser Punkte nicht den Vorstellungen des Boardpersonals entsprechend ausgeführt hatten, bekamen einen auf den Deckel. Augenrollen, Erhebung der Stimme und abweisende Handgesten inklusive.

In Kutaisi angekommen hüpfte ich direkt in die erste Mashrutka, die mich mit 8 weiteren Deutschen ins Hostel Vagabond brachte. Ein Raum voll Deutscher. Wie deutsche Backpacker wissen, gibt es kaum etwas gruseligeres als die eigenen Landsleute in Scharen im Ausland zu treffen.

Zwei entspannte türkische Männer zeigten wir das Hostel, das aus drei miteinander verbundenen 12-Bett-Zimmern bestanden. Ich war also quasi in einem 36-Bett-Dorm. Und das hörte man. 1 Person war immer am herumruscheln, eine Person am kichern, 1 Person am schlafen, ob 8 Uhr morgens 14 Uhr mittags oder mitten in der Nacht. Nach zwei Nächten gab es keinen Zweifel, dass ich hier nicht bleiben wollte. Dazu kam der sehr nette aber etwas aufdringliche Hosteldude, der sich am ersten Abend, an dem ich auf der Terasse sass neben mich setzte und meine Hand auf seinen Puls legte um mir zu zeigen, wie aufgeregt ich ihn mache (Der Puls war total normal...wenn ich aufgeregt und angetan neben einer Person sitze geht mein Venenbubbern auf ganz andere Geschwindigkeit hoch). Von da an hatte ich den guten Mann im Hostel stets an meiner Seite...kam ich in einen Raum in dem er war schaute er mich unentwegt an und lächelte. Lächelte ich nicht auf Anhieb zurück sagte er ¨I know you dont like me..¨ und wartete bis ich ihm antwortete ¨No, no, sure I like you. You are nice¨. Ooooohje.

Nun aber wieder weg vom Gossip, hin zu Land & Leuten:

Tag 1 startete mit einem Gang auf den lokalen Indoor-Markt. Riesig. Unfassbar riesig. Mega frisch. Bilderbuchgemüse. Für wenige Cents stattete ich mich mit Obst und Gemüse aus. Nachdem ich dann mehr oder minder aus Versehen bequatscht wurde rund 15 Chutchuchelas zu kaufen, ging die erste Naturtour los. Es ging mit der Maschrutka zu den Prometheus Caves. Im Bus ging der German-Radar eines anderen Mädchens und mir direkt an. Das Mädchen sprach mich an und wir verbrachten die Tour miteinander. Die Prometheus Caves sind wahnsinnig schön. Ein toll und bunt beleuchtetes Netz aus Gängen, in denen sich Stalagmiten und Stalagtiten seit x Jahren (eine Zahl mit vielen Nullen) versuchen zu treffen und zu verschmelzen. Wahnsinn! Der Automatikmodus meiner Kameraa freute sich riesig über die einfache Aufgabe tolle Bilder aus dieser Kulisse zu zaubern.

Zurück in Kutaisi verabredeten sich das Mädchen mit dem Namen mit N, den ich vergessen habe, und ich zum Abendessen. Wir gingen in ein tolles Restaurant, sehr europäisch, für Georgien gehobener Preis. Aber total liebevoll eingerichtet. Unten rustikale Stube, oben ein Puppenhaus. Langsam wurde ich warm mit dem Land.

Zurück im Hostel packte ich den bei den Caves gekauften Wein in einer Colaflasche aus und trank mit zwei Mädchen auf dem Zimmer den dicken und süßen dunkelroten Wein, der erstaunlich lecker war und dessen Kauf dem Georgier der noch 3 goldene Zähne besaß ein güldenes Lächeln ins Gesicht gezaubert hatte.

Die Mädchen, wie auch die anderen im Zimmer waren sich einig: Kutaisi ist nicht schön. Menschen unfreundlich, nichts los. Und auch wenn ich den Tag sehr mochte, musste ich auch sagen, dass ich nur das schön fand, was ¨europäisch¨ war, neu, jung, modern. Der Rest war mühselig. Keiner sprach Englisch in dem kleinen Städtchen, keiner lächelte, es lag eine Schwere in der Luft und eine Unzufriedenheit der Menschen. Ein Gespräch mit dem deutschsprechenden 37-jährigen Georgier Alex bestätigte das. Er berichtete mir von einer Unzufriedenheit im Land, Jugendarbeitslosigkeit, dem ständigen Kampf des Alltags.

Nun gut. Raus also aus Kutaisi. Ich schaute mir Gori heraus. Die Geburtsstätte Stalins. Für Stalin und das ihm gewidmete Museum interessierte ich mich nicht, auch mein Interesse für das Militärmuseum liegt eher im Minusbereich. Was jedoch die Wahl von Gori als nächsten Ort bestimmte, war die naheliegende Höhlenstadt, die ich besuchen wollte.

An Tag 2 sollte es nun nach Gori gehen. Davor wollte ich jedoch erst einmal den Katshki Pillar besuchen. 1,5h ging es mit der Mashrutka über Bergserpentinen zu dem Stein. Außer mir, 0 Touristen, cool! An der Ecke zum Wanderweg, der zu dem hohen Stein führte, auf dem ein Mönch in einem Minikloster lebt, wurde ich vom Fahrer rausgeschmissen. Der Rest der Passagiere fuhr nach Tschiatura. Ich wanderte also los. Stolze 2km Wanderschaft, die durch die immensen Höhenunterschiede jedoch einen soliden Muskelkater hervorriefen. Am Kloster blieb ich etwa 1 Stunde und genoss die Ruhe bevor ich wieder zur Straße vorlief, an der ich auf eine Maschrutka nach Tschiatura hoffte. Nach etwa 30 Minuten warten am Straßenrand kam dann auch ein Kleinbus. Voll. Er konnte mich nicht mitnehmen und ich rechnete mir aus, dass der nächste Bus wohl erst in einer Stunde käme. Also gab es die erste Planänderung. Ich nahm die nächste Maschrutka zurück nach Kutaisi. Fast ein bisschen großväterlich liebvoll schnallte mich der Maschrutka-Fahrer an und ich schlief sofort im wohlig schaukelnden Bus ein. Auch wenn es viel Busfahren für 1h Kloster gucken war, würde ich sagen, dass es sich gelohnt hat.

Am selben Abend ging es zum nächsten Bus. Mit Sack und Pack erfuhr ich, dass der Bus nach Gori am Highway stoppen würde und man von dort weiter mit dem Taxi müsste. Ich sagte dem Busfahrer also Bescheid, dass er dort halten sollte.

Direkt an der Bushaltestelle lächelte mich eine junge georgische Frau an. Das erste Lächeln eines Georgiers (der mich anschnallende Busfahrer zwar zwar irgendwie süß, gelächelt hat er aber nicht). Die Frau rettete mir auf menschlicher Ebene schon einmal den Tag. Sie fragte mich direkt, ob ich mich zu ihr setzen wollte und wir unterhielten uns gut. Tina wohnt in Tbilisi und erklärte mir Georgien: die Generationenunterschiede, den Krieg, die Russen, die Wirtschaft. Auch wenn ich sie nich immer ganz verstand bekam ich langsam ein Gefühl für das Land. Es war ein echter Glückgriff. Nach 2,5h Serpentinen fielen wir beide in den Schlaf. Aufgewacht bin ich dann….kurz hinter Gori. Der Busfahrer hatte nicht gehalten. Tina war in heller Aufregung. Auf georgisch wurde miteinander diskutiert, was man nun mit mir mache. Der Busfahrer hielt bei einer Tankstelle und sagte ich solle von dort ein Taxi nehmen. Tina und eine Frau in der vorderen Reihe fanden das eine sehr schlechte Idee und redeten auf mich ein, nicht auf gut Glück an einer Tankstelle auf ein möglicherweise niemals auftauchendes Taxi zu warten. Stattdessen solle ich weiter bis nach Tbilisi fahren. Na gut.

Nächste Planänderung. Ich stornierte Gori und buchte ein Hostel in der Hauptstadt. Die liebe TIna brachte mich quasi bis zum Hostel, kaufte meine Buskarten, redete mit Busfahrern und passte gut auf, dass ich nicht nochmal das angestrebte Ziel verpasste.

Willkommen in Tsbilisi! Eine Neuorientierung ist nun angesagt!

Antworten (1)

Daniela
Ganz schön aufregend, aber so ist das eben, wenn man ungeplant los reist. :-D Hoffentlich hast du den größten Teil unfreundlicher Menschen jetzt hinter dir und triffst noch ein paar mehr Tina’s. ;)

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