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Waschtag mit Seemannsgrüßen

Veröffentlicht: 30.09.2020

Der 27.09.2020 ist geplant als Waschtag. Nach eineinhalb Wochen reisen hat sich der Wäschesack mit dreckigen und stinkenden Klamotten gefüllt und soll nun geleert werden.

Da die letzte Dusche knappe drei Tage her ist, ist es auch hier an der Zeit sich den Gepflogenheiten der Hygiene zu widmen. 

Wir brechen nach dem Frühstück auf und fahren hoch in den Norden nach Ribnitz. Das liegt etwa 30km östlich von Rostock am Saaler Boden. Laut Park4Night soll es hier die Möglichkeit einer Dusche am Hafen geben. Über das Touristeninformationszentrum lassen sich Duschmarken erwerben.

Blöd das Sonntag ist. Als wir ankommen stehen wir vor verschlossenen Türen. 

Egal weiter suchen. Etwas nördlicher, bei Wustrow, scheint ein Campingplatz zu sein, der seine Sanitärenanlagen auch Auswärtigen zur Verfügung stellt. 

Also Zündung an und mit Vollgas zum nächsten Ziel. 

Hier werden wir auch fündig. Der Besitzer bestaunt unseren Beppo und öffnet uns mit Freuden die Schranke. Wir dürfen alles zu unserem belieben Nutzen und packen sofort unsere Duschsachen zusammen, um keine weitere Zeit zu verlieren.

So eine Dusche hat doch immer wieder was belebendes und erst nach ein paar Tagen Abstinenz fängt man an dies Wert zu schätzen. Die Stimmung hebt sich automatisch und wie nach einer erholsamen Nacht strotzt man förmlich vor neuem Tatendrang.

So heißt unser nächstes Ziel Wäsche waschen. Ähnlich wie bei der Suche nach der Dusche, stehen wir beim ersten Anlauf vor verschlossenen Türen. In Rostock finden wir einen Waschsalon, der auch Sonntags geöffnet hat. Von Wustrow gehts wieder 40km südwestlich in die Rostocker Innenstadt. 

Während die Waschmachinen und Trockner laufen vertreten Yasemin und ich uns die Beine, dabei klappern wir das umliegende Wohnviertel ab.

Die Häuserfassaden erinnern uns an das Martinsviertel in Darmstadt. Kleine Kneipen finden sich an jeder Straßenecke und künstleriches Grafiti gibt dem nobel wirkendem Viertel einen verruchten Scharm.

Nachdem wir alles an Wäsche zusammen gelegt und einsortiert haben, machen wir nochmal einen kurzen Ausflug in die Altsadt und an den Hafen. Das Wetter ist ähnlich verregnet wie am Tag davor und ein kühler Wind pfeifft, vom Meer kommend, durch die Straßen.

Wir setzen uns am Hafen an einen Fischbrötchenstand und lassen die Atmosphäre auf uns wirken.

Genau so habe ich mir den Norden Rund um Nord- und Ostsee vorgestellt. Die Mienen der Menschen hier wirken ausdruckslos. Überraschend ist der entsprechende Humor und die Herzlichkeit uns und anderen gegenüber. 

Ich finds super hier!

Der 28.09. bricht an. Wir finden uns in Schwaan wieder. Gestern Abend haben wir uns nach den leckeren Fischbrötchen gut 22km in den Süden bewegt. Hier am Fluss Warnow haben wir geparkt.

Wir wachen sehr zerknautscht auf. Da unsere Rastplatz nich außerorts liegt, stehen wir zwischen parkenden Autos direkt am Flussufer. 

Die Anwohner freuen sich nicht besonderes über unsere Anwesenheit. Um viertel vor 6 wurden wir bereits geweckt. Der Fahrer des geparkten Sprinters lässt seinen Motor für eine dreiviertel Stunde direkt neben unserem Bus warmlaufen, bevor er sich endlich auf den Weg macht.

Egal!

Während wir in Schwaan Lebensmittel einkaufen, merken wir, dass wir den Altersdurchschnitt um geschätzte 40 Jahre senken. 

Wirklich man sieht keine jungen Menschen hier.

Da das Wetter heute schön werden soll beschließen wir nochmal nach Rostock zu fahren und uns die Stadt nochmal in Ruhe und bei schönem Wetter an zuschauen. 

Wir parken in der Nähe des Hauptbahnhofs auf einem kostenlosen Parkplatz und laufen in die Innenstadt. Da sich unser Lesevorrat so langsam dem Ende zu neigt, wollen wir uns im Thalia mit neuen Büchern versorgen. 

Den Mittag und Nachmittag verbringen wir in Rostock, gegen späten Nachmittag zieht es uns hoch nach Warnemünde.

Warnemünde ist eine kleine aber schöne Hafenstadt nördlich von Rostock. Es lebt vom Tourismus, das erkennt man an den vielen FeWo-Schildern und auch die Hafenpromenade spieglt dies wieder. Wenn man hier so durch die Straßen läuft bekommt man sofort das Gefühl von Urlaub. Alles wirkt entspannt und die Menschen sind herzlich und einladend. Zwischen Fischrestaurants und Klamotten-/Taschenläden findet sich ein alter Seeman der auf einem alten Arkordeon Lieder seiner früheren Fahrten zur See spielt.

Gegen Abend kehren wir dem Norden vorerst den Rücken und machen uns auf den Weg zu den Mecklenburgischen Seeplatten.

Bei Nebel und Mondschein kommen wir in einem abgelegen Waldstück nähe Dobin Lindstrow an.

Die Kulisse erinnert an einen Stephen King Roman. 

Wir stehen allein mit Beppo und schließen die Türen.

Nachts wachen wir auf, als wir zwei Schüße hören.

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