Veröffentlicht: 03.02.2022
02.02.2022 (see in english below)
Tag zwei beginnt mit einem richtig guten Frühstück. Danach geht es direkt um 8:00 zum Camp, wo schon die meisten registrierten Patienten warteten. An diesem Tag wurde wir im „Arts Center“ etwa anders platziert, weil es zeitgleich eine Veranstaltung gibt. Das hat 2 Auswirkungen: zum einen konnten wir den ganzen Tag den Vortragenden hören und die Jubelrufe des Publikums und zum anderen wurden wir über die knapp 9 Stunden, bis alle „verarztet“ waren, langsam und stetig gar gekocht, da es ein richtig unglücklicher Ort mit viel Sonneneinstrahlung und wenig Luft war. Anyway … es ging los und an diesem Mittwoch waren nun die überwiegend komplexen Fälle, die eine Gelenkprothese bekommen sollten und andere Sonderfälle dran. Das war dann tatsächlich die absolute Weltpremiere für die Gelenkprothesen, die bis auf die Verbindungsteile, Schrauben und Gewinde im 3-Drucker entstanden sind. Chris G. übernahm die Führung. Da nach den ersten Schwierigkeiten, die erste Prothese angepasst war, haben wir ein paar Stationen eröffnet und konnten so 3 Patienten gleichzeitig bedienen.
Wir haben immer wieder kleinere Anpassungen an dem Gelenk vorgenommen, da während der Anpassungen Kleinigkeiten aufgefallen sind. Besonders Sebastian hat so zu sehr guten Optimierungen beigetragen.
Ramon hat zwischenzeitlich seine Fertigkeit im Beziehen/Bespannen, also dem eigentlich optischen Finish der Prothesen, so optimiert, sodass er sehr schnell zwei neue Helfer anlernen konnte. Ich würde es sogar so formulieren, dass er seine Station so schnell expandieren konnte, und im Übrigen Sebastian und mich von „SEINEM“ Tisch vertrieben hat, dass er bereits gegen 12:30 das Subunternehmen „Mahrou & Friends Inc.“ gründen konnte und 3 Angestellte hatte.
Ein „Sonderfall“ an diesem Tag war ein Junge, der noch sehr jung war. Seine Amputation war zudem etwas unglücklich, sodass der Stumpf für alle bereits bekannten Verfahren nicht in Frage kam. Nach kurzer Beratung hat uns Chris G. den Fall mit dem Ziel übertragen, dass er eine Möglichkeit bekommt, mit der Hand zu spielen und sich so schon mal an das ungewohnte Gestell an seinem Arm gewöhnen kann. Er soll dann bei dem nächsten Termin, etwas speziell angepasstes bekommen. Sebastian hatte dann eine sehr gute Idee, zur Polsterung und Aufhängung und ich habe das Gestell dann gebaut. Nach 90 Minuten, die immer wieder durch Warten auf den Kleber unterbrochen wurden, war es dann geschafft und der Kleine war überglücklich … seine Mutter noch mehr.
Insgesamt konnten wir an diesem Tag alles überwiegend allein bearbeiten und alle drei Stationen haben dann die große Menge aller wartenden bis 17:00 abarbeiten konnten. Das hatten wir selbst so gar nicht erwartet, freut uns aber umso mehr.
Am frühen Nachmittag kam es dann bei „Ramon & Friends Inc.“ zu tumultartigen Ausschreitungen, als Richard die These in den Raum stellte, dass Ramon mein Sohn sei. Ramon hatte ein bisschen Probleme, die Luft in der Lunge zu halten … vor lautem, garstigen Lachen, während ich kurz mit dem Gedanken gespielt habe, Richard verschwinden zu lassen ;-) Es sorgte für großen Spaß. Fortan waren sie dann nur noch als „Dad and Son“ unterwegs.
Kurz vor dem Ende wurden wir dann noch „genötigt“, an einem Tanz auf der Bühne neben uns teilzunehmen. Dort hat den ganzen Tag eine Professionelle Tanzgruppe trainiert. Wir hatten keine Chance, Nein zu sagen und kam es dann noch zu einem Höhepunkt der etwas anderen Art: 3 verschwitze Bewegungslegastheniker und Martina auf der Bühne zusammen mit der ganzen Gruppe … köstlich bis fragwürdig.
So haben wir dann den Tag im eigenen Sud erfolgreich beendet und haben uns nach der großen Aufräum- und Sortieraktion, die nach zwei Tagen dringend nötig war, zu Fuß zum Strand auf den Weg gemacht. Martina (Mrs Microsoft) kannte eine kleine Strandbar. Hier muss allerdings erwähnt werden, dass eine Zeitansage in Ghana nicht 1:1 angenommen werden kann. Die Stranbar sollte 5 min zu Fuß entfernt sein, wie sich aber herausstellte, waren es knapp 20 min. Wie dem auch sei wurde es ein richtig cooler Ausklang für alle mit richtig gutem Essen, einen kleinen Biertasting und der Erkenntnis, dass die Wörter „Buttern“ und „Buttern“ sehr unterschiedlich interpretiert werden können und wenn man nur mit halben Ohr zuhört, es verbal und inhaltlich vollkommen entgleisen kann ;-)
Nach den Essen ging es zurück zum Camp und ab mit dem Bus nach Nsawam, der Umgebung, aus der Ogidi stammt. Nur 35 km von Accra entfernt, waren wir ca. 90 Minuten unterwegs. Das ist den Straßen, dem enormen Verkehr und dem abrupten Ende des Straße geschuldet. Die kleine Umleitung, bei der der Bus ein bisschen an seine Grenzen kam, führte dann aber zu unserem Ziel „Country Lodge“. Eine völlig unerwartete, große, saubere Oase. Aber man soll den Tag nicht vor dem Abend loben: super gebaut, toll gepflegt und geschmückt. So die ersten Eindrücke. Bei der Begehung der Räume kam es dann zum ersten „Zwischenfall“…diesmal lustiger Natur. Wir wollten Ramon die „Honeymoon-Suite“ (Foto) andrehen. Seine Reaktion und Blick hat uns vollkommen den Rest gegeben. Ich habe Chris G. nie so lachen sehen. Großer Moment. Ich hab dann dieses interessante Zimmer übernommen und alle anderen haben dann auch ihre Räume bezogen. Nach ca. 10 Minuten startete dann die WhatsApp-Konversation, die Chris G. nach einer halben Stunde mit den Worten „Welcome to Ghana“ beendete. Was war passiert? Es gab kein/kaum Wasser. Schon allein, das festzustellen und das Duschsystem zu durchschauen, brauchte seine Zeit. Man hätte kochend heißes Wasser und kaltes Wasser selbst im Eimer mischen müssen, um sich damit dann zu waschen. Als wir das raushatten war aber immer noch kein Wasser da. Nur aus dem Wasserhahn des Waschbeckens. Ende vom Lied: es gab Probleme im gesamten Hotel, die bis zum Morgen anhielten. Somit war „Katzenwäsche“ angesagt. Der Chat, mit den unterschiedlichen Hilferufen und Theorien wird aber sicher nochmal Teil einer nachträglichen „Ausarbeitung“ ;-) Es haben aber am Ende alle das fehlende Wasser überlebt … aber es war natürlich nach diesem Tag in der Glut ein bisschen unglücklich.
Fazit des Tages: bestimmte Dinge sind (für uns) selbstverständlich. Aber eigentlich sind sie es nicht. „Welcome to Ghana“.
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