In 6 Monaten durch Europa auf 6m²
In 6 Monaten durch Europa auf 6m²
vakantio.de/fraeuleinweltenbummel

Olympbesteigung - zu Besuch bei den Göttern

Veröffentlicht: 18.10.2017

Nach unserem verhältnismäßig langen Aufenthalt in Thessaloniki hatten wir uns noch ein weiteres Highlight in Griechenland herausgepickt: die Besteigung des höchsten Berges des Landes: des Olymps mit seinen 2918m.


Also fuhren wir, nachdem wir Flohs Eltern am Flughafen verabschiedet hatten und mit neuer Batterie, von Thessaloniki die knapp 1-2 Stunden zum Olympmassiv und verbrachten noch eine Nacht im Auto am Strand (es gibt wirklich fast nichts besseres, besonders wenn man eine Stranddusche hat!)

In Litochoro, dem kleinen Dorf am Rande des Berges wollten wir uns noch einige Informationen in der Touristeninfo besorgen, damit wir am Ende nicht wieder fast im Schnee einfrieren wie in Bulgarien... und wir hatten auch im Vorhinein gelesen, dass die Wanderung nicht ohne sein soll. Gegen 13 Uhr waren wir im Ort, haben die Touristeninfo eigentlich auch schnell gefunden. Blöd war nur, dass diese außerhalb der Saison nur von 9-12 Uhr geöffnet hat. Großartig. Aber nicht weiter schlimm, da die verschiedenen Souvenir-Shops auch damit warben, dass sie Informationen über den Olymp hätten und Karten verkaufen... Also kauften wir uns eine halbwegs brauchbare Wanderkarte und informierten uns vorbildlich über den bevorstehenden Aufstieg. Die nette Souvenirverkäuferin rief für uns sogar noch in der Hütte an, in der wir übernachten wollten und fragte, ob es noch ein Plätzchen für uns gäbe... Antwort war, dass die Hütte eigentlich schon voll sei, wir aber gerne im Gemeinschaftsraum schlafen könnten. Matratze und Schlafsack am besten selbst mitbringen. Die Souvenirverkäuferin meinte, dass es bis zur Hütte aber noch ein gutes Stück sei und wir das an diesem Tag nicht mehr schaffen würden. 30 min Auffahrt zum Parkplatz auf 1000m und 3 Stunden Aufstieg zur Hütte, 19 Uhr wird es dunkel... Wir rechneten noch einmal nach und entschieden für uns, dass es schon passen sollten, da wir schnelle Wanderer sind und zur Not halt das letzte Stück mit Stirnlampe gehen könnten. (Brauchten wir aber gar nicht.)

So fuhren wir hoch zum Parkplatz Prionia, packten schnell unsere Rucksäcke mit Proviant und allem Drum und Dran und los ging es. Der erste Aufstieg war teilweise zwar recht steil und daher auch schweißtreibend, aber der Weg war gut in Schuss und die Abendsonne in den Bergen war einfach unglaublich schön. Die Bäume, welche nun ganz deutlich den nahenden Herbst ankündigten, leuchteten in allen Farben. So erreichten wir mit dem letzten Licht die Hütte auf ca. 2000m Höhe: Refugio A Spilios Agapitos, welches von der deutschsprachigen Maria und ihrem Mann betrieben wird. Es war Samstagabend und dazu auch noch das letzte Wochenende des Jahres bevor die Refugios schließen und dementsprechend unglaublich voll. Alle saßen beim Abendbrot (selbst kochen ist nicht erlaubt - dafür gab es u.a. Spagetthi Bolognese oder Reis und tollen Olymp-Tee für günstiges Geld), als wir mit dazu kamen. Am Abend kamen wir mit einigen Leuten ins Gespräch, waren aber doch recht müde und wollten eigentlich noch duschen - da es aber nur wirklich EISEKALTES Gebirgswasser aus der Leitung gab, hab ich (Anne) das zumindest lieber gelassen, während sich Floh mutig unter die Dusche begeben hat...

Bevor wir dann wirklich ins Bett konnten, dauerte es noch ein bisschen, da sich der Speisesaal erst leeren musste... So gegen 22 Uhr wurden dann aber auch die Letzten in die Koje geschickt und wir konnten direkt vorm offenen Kamin unsere Luftmatratzen und Schlafsäcke ausrollen und noch mit 2 Berlinerinnen und einer Australierin (Laura) die kurze Nacht im Gemeinschaftsraum verbringen. Gegen 5.30 Uhr wurden wir dann von den Hüttenbetreibern geweckt und konnten den Sonnenaufgang in den Bergen bewundern.

Gegen 8 Uhr, als die Sonne richtig schien, machten wir uns dann auf den Weg, schließlich hatten wir noch einiges an Aufstieg vor uns. Der Olymp besteht aus mehreren Gipfeln und wir wollten natürlich auf den Höchsten: Mytikas, der aber auch am schwierigsten zu erreichen ist. Es gibt zwei Aufstiege auf den Mytikas: einmal über das Plateau der Musen, welcher extrem steil und schwer sein soll und einen anderen, über den Gipfel Skala, der einfacher sein soll (so zumindest die Souvenirverkäuferin oder auch unser Reiseführer über die schönsten Wanderungen der Welt, der die Endpassage als "einfache Kletterpassage" beschreibt...o.O aber dazu später.)

So stiegen wir also los, diesmal mit leichterem Gepäck, da wir den großen Rucksack im Refugio lassen konnten. Der Weg war etwas steiler und mit mehr Geröll als der bisherige Aufstieg, aber durchaus problemlos laufbar bis zum Skala-Gipfel auf 2866m Höhe. Vom Refugio bis zum Skala-Gipfel brauchten wir knapp 2 Stunden. Danach (bei der "leichten" Kletterpassage) wurde es echt abenteuerlich. Und das sagen wir als eigentlich mittlerweile recht erprobte Wanderer und Bergbesteiger... Es kam eine ganz ordentliche Kletterpartie, die nicht unbedingt kräftemäßig schwer war, aber doch immer ziemlich nah am Abhang, sodass man auf jeden Fall trittsicher sein musste und am besten noch einen Helm aufgehabt hätte, da der Olymp aus verdammt viel losem Gestein besteht, was natürlich immer mal wieder polternd hinunterkommt, wenn soviele Leute wie an diesem Wochenende unterwegs sind. Da hieß es: Bloß keinen falschen Schritt machen und vor allem: Nerven behalten. Wir kraxelten nochmal gute 2 Stunden bis zum Mytikas und waren unheimlich froh, als wir endlich oben waren. Der Ausblick war wirklich atemberaubend, da wir bis aufs Meer blicken konnten und sogar die Chalkidiki-Halbinsel mit den 3 Fingern und den Berg Athos (die Möchsrepublik ohne Zutritt für Frauen - siehe unserere anderen Beiträge) waren erkennbar.

Wir haben uns im Gipfelbuch verewigt, Fotos geschossen und mit den anderen Gipfelerklimmern gequatscht und uns dann wieder an den Abstieg gemacht. Der war genauso abenteuerlich, aber wenigstens wussten wir hier, was auf uns zukommt. Unterwegs haben wir noch Laura (die Australierin) getroffen, die noch mit dem Aufstieg zu tun hatte und hoffte, bald oben zu sein.

Als wir dann am Skala Gipfel wieder festeren Boden unter den Füßen hatten, waren wir jedenfalls unglaublich erleichtert. Das war eine echte Herausforderung. Und wir sind froh, sie gemeistert zu haben.

Den restlichen Rückweg sind wir dann recht zügig gegangen, da wir noch bis zum Auto zurück wollten. Kurzer Stop an der Hütte und das restliche Gepäck geschnappt und weiter gings nach unten.

Eine lustige Anekdote habe ich hier an dieser Stelle aber noch: Auf dem Rückweg trafen wir noch einen netten Herren, der mit uns erst Englisch redete, aber dem Floh schnell seine sächsische Herkunft anhörte... Und tatsächlich kam er aus Dresden und wurde hellhörig, als wir erzählten, dass wir aus der Nähe von Leipzig kamen... Am Ende kam heraus, dass seine Großmutter (und heute noch sein Onkel) in Großpösna wohnten, wo er oft seine Ferien verbracht hat. (Nur für alle, die es nicht wissen: das ist das Nachbardorf ca. 3 km von unserem Dorf) Die Welt ist so klein, und dafür steigt man auf den Olymp um sowas zu lernen :)

Total geschafft kamen wir jedenfalls wieder am Auto an. Müde und erschöpft und doch glücklich. Aber nochmal muss ich da nicht hoch. :)

Antworten

Griechenland
Reiseberichte Griechenland
#olympos#mytikas#griechenland#zeus#bergsteigen#waghalsig#dasbraucheichnichtnochmal#europatrip#roadtrip#bergolymp#olympbesteigung#wirwarenoben