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Lettland - im Gauja-Nationalpark

Veröffentlicht: 20.08.2017

Lettland bleibt uns trotz kurzen Aufenthalts mit vielen Erlebnissen in Erinnerung. Zunächst feierte ich eine kleine, nicht mehr für möglich gehaltene Premiere: bei unserem ersten Einkauf unmittelbar hinter der estnischen Grenze wurde ich doch tatsächlich nach meinem Personalausweis gefragt, um den Kauf von zwei Radlern zu legitimieren. Unser erstes Ziel in Lettland sollte der Gauja Nationalpark werden, wo wir am nächsten Tag eine Paddeltour auf der Gauja planten. So übernachteten wir zunächst nicht unweit der Stadt Cesis – einem guter Ausgangspunkt für dieses Vorhaben – an einem abgelegenen See, welchen Wakeboarder für ihre Zwecke nutzen, und welcher auch uns als willkommener Badeort zur Abkühlung vom wirklich heißen lettischen Hochsommer dienen sollte. Beim Abendbrot hörten wir über die Felder hinweg Musik einer Feierlichkeit, zu welcher wir uns zwar nicht entschließen konnten teilzunehmen, von ihren Nachwehen jedoch unfreiwillig Zeugen wurden. Denn nachts/morgens um 4 Uhr kam plötzlich ein Auto, gefüllt mit Jugendlichen zu unserem abgelegenen Stellplatz, um direkt vor uns zu parken und bei lautester Technomusik diverse Substanzen zu konsumieren. Völlig unbeeindruckt von unserer Existenz, oder um deren Wahrnehmung nicht mehr imstande, verlebten die vier Jungmenschen so eine halbe Stunde bevor sie uns munter und mich schlaflos zurückließen. Nachdem wir irgendwann doch selbstbestimmter unseren Tag starteten, machten wir zunächst eine kleine Stadtbesichtigung in Cesis, welch wir jedoch so kurz wie möglich halten mussten, da eine Abkühlung von der Mittagshitze unumgehbar wurde. So fuhren wir zu den nahegelegenen Erglu Felsen an der Gauja, wo wir schon einen Vorgeschmack darauf bekamen, was Wassertourismus hier bedeutet: nicht nur Kajaks und Paddelboote waren unterwegs, sondern auch Floße, welche neben mehreren Familienreisenden auch Bierzeltgarnituren und Grills beherbergten. Unsere eigene Paddeltour barg dann neben der schönen Landschaft zwei Unannehlichkeiten. Zum Einen sehnten wir uns nach der Mückenplage in Finnland zurück, denn hier regierten die Bremsen; und dies in solcher Wucht, dass 36 gezählte Bremsenbisse über meinem gesamten Körper verteilt (auch durch Kleidung hindurch!) die Fahrt zu einer wahren Qual werden ließen, in welcher sich kein normaler Paddelfluss einstellen konnte. Zum Anderen täuschte uns die wolkenlose Hitze des Tages darüber hinweg, dass der Abend ein unglaublich heftiges Gewitter heraufbeschwor, welchem wir, von den Bremsen gejagt, auch noch genau entgegenfuhren. Kaum erreichten wir unsere Anlegestation, wurden mit der Verleihorganisation zurück nach Cesis gefahren und kamen am Auto an, brach das Unwetter los, vor welchem wir uns schnell unter die Dusche des Campingplatzes flüchteten. Im nach Schwefel stinkenden Abwasser der Dusche stehend, die Holzwände um einen herum zittern, den Hagel auf das Welldach einschlagen hörend und nur dann und wann Licht von den Blitzen bekommend, hatte das Ganze durchaus einen apokalyptischen Charme. Nachdem das Schlimmste vorüber war, verließen wir den zum Teil überschwemmten und mit Baumleichen übersäten Nationalpark, um am nächsten Tag das hoffentlich freundlichere Riga zu erreichen.

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