Veröffentlicht: 07.09.2017
Es fällt schwer...
Es fällt schwer um Auschwitz zu wissen.
Es fällt schwer nach Auschwitz zu fahren.
Es fällt schwer Auschwitz zu erleben.
Es fällt schwer über Auschwitz einen Reiseblogartikel zu schreiben.
Es ist unmöglich für uns, den Charakter des bisherigen Blogs beizubehalten und mit schönen Schnappschüssen und Anekdoten von diesem Ort zu berichten.
Jeder (Deutsche) weiß um Auschwitz, seine historische Bedeutung, einzelne gehörte Geschichten, gesehene Bilder und seine individuelle Gefühlslagen dazu. Das Gebliebene verlangt danach – wahrhaftig, betäubend und wohl unmöglich zu verstehen.
Dass jeder anders mit diesem unbegreiflichen Teil menschlicher Vergangenheit umgeht und moralische, spektakuläre, interessierte, neutrale, genugtuende, geschockte, ... Regungen hier verlebte, haben wir neben den unseren eigenen in unterschiedlichster Form beobachtet: Menschen die schweigend umherlaufen, lachen, interessiert oder gelangweilt den touristischen Massenführungen folgen, diskutieren, Alltagsgespräche führen, fotografieren, lesen, singen, beten, schlendern, weinen, sich streiten und schreien…
Auschwitz wurde notwendigerweise zu einem der meistbesuchten Museen gemacht, was nicht nur Statistiken sondern die dortigen immensen Menschenmassen beweisen. Diese Größe und der Umfang an Besuchern, Informationen und der Anlagen selbst, birgt in unseren Augen und unserem Erlebten jedoch auch mit der Zeit die Gefahr des aufkommenden Empathieverlustes – ein psychischer Schutzreflex? Wer sich couragiert dazu entschließt, Auschwitz aufzusuchen, sollte wohl inneres Interesse und Zeit für Ruhe und Verarbeitung mitbringen. Menschenschlangen mit Kleinkindern, die sich geführt zum Gang in einstige Gaskammern drängen, erscheinen als eine unlachbare Ironie der Geschichte.
Wir haben uns zwei Tage Zeit genommen, um zunächst Auschwitz II (Birkenau) und anschließend Auschwitz I mit dem Hauptmuseum zu besichtigen. Unsere Gefühle hier an dieser Stelle und in dieser medialen Form zu teilen bzw. zu veröffentlichen erscheint uns trivial; und wenn dies das falsche Wort sein sollte, dann immerhin unmöglich. Die Erfahrung sollte wohl ein jeder selber machen (müssen?!). Darum ist dieser Artikel weniger eine Präsentation als eher noch ein Angebot oder eine Einladung, schweigend zu schauen. Wir haben wenige bildliche Eindrücke in einer Art Montage versucht zusammenzufügen, um in einer imaginativ erzählenden Art einen Gang durch diese einst unvorstellbar realen Orte zu bestreiten – selektiv und ungenügend…
Zunächst umfangreicher die Ankunft im Vernichtungslager Birkenau. Dann Übriggebliebenes der Lageranlage zwischen Stacheldraht und Holzbaracken bis hin zu den gesprengten Gaskammern und Krematorien mit Beweisen der Vernichtung und der dortigen Gedenkstätte. In Auschwitz I ebenfalls ein Einblick mit Appellplatz und verstecktem Exekutionshof sowie Eindrücken aus den verschiedenen, thematisch aufgearbeiteten Ausstellungen in den ehemaligen steinernen Sträflingsbaracken. Abschließend drei Zeichnungen eines polnischen Künstlers, welcher kurz nach der Befreiung des Lagers Augenzeuge wurde – da ihm sein mitgebrachtes Papier zur Verarbeitung nicht reichte, bediente er sich der Hinterlassenschaften in den SS-Büros.