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Las Vegas ohne einarmige Banditen

Veröffentlicht: 08.06.2017

6. Juni 2017

Wir verlassen Tucumcari Richtung Las Vegas. Nicht das Las Vegas in Nevada, sondern die gleichnamige Stadt in New Mexico, die das Original ist, wie uns ein Straßenarbeiter versichert. Aber so weit sind wir noch nicht. Zuerst müssen wir zweihundert Meilen durch die Wüste, wir können praktisch das Ziel am Ende der Straße sehen. Das Wetter ist durchwachsen und es sieht so aus, als würde es jeden Moment regnen, in der Wüste.

Aber dann kommt die Aufhellung. Mitten im Nirgendwo ist plötzlich Weihnachten, einer der vielen stacheligen Sträucher muss offensichtlich ganzjährig als Weihnachtsbaum herhalten. Eine weitere Attraktion ist eine Kombination aus Tankstelle, Sheriffbüro, Laden und Poststelle. Wir tanken. Eine gute Entscheidung. Es war die letzte Tanke für 100 km. Sehr dezent ein Ranchtor mit einem riesigen Brandzeichen.

Las Vegas in Mexico ist bei uns ziemlich unbekannt. Aber die Stadt kommt einem sofortvertrau vor. Kunststück! Hier wurden an die 100 Spielfilme gedreht einschließlich Easy Rider. Es gibt 900 denkmalgeschützte Gebäude in zusammenhängenden Straßenzügen und alles liegt schön dicht beieinander. Unser Liebling ist ein waschechtes Diner mit den quietschbunten Möbeln. Wir essen allerdings woanders, eher unamerikanisch, obwohl das Restaurant in einem wunderschönen alten typischen Hotel liegt. Die Küche ist außergewöhnlich und gut. Amerikanische Standards werden bei „El Fidel“ mit europäischen Zutaten variiert.

Wir hatten vor einer Werkstatt geparkt und ich hatte gefragt, ob wir an der Straße stehenbleiben können. Daraus entstand eine schöne Begegnung. Der Werkstattbesitzer restauriert alte amerikanische Autos aus den 50ern. Grade war ein Chevy Cabrio von 1955 in Arbeit. Er zeigte uns stolz seine Autos, allesamt Schätze. Dann zog er uns in eine unglaubliche Welt von Sammlerstücken aus den letzten 100 Jahren. Der offenbar nicht mehr lebende Bruder hatte alles für ein künftiges Ladenprojekt gesammelt, das aber nie zu Ende verfolgt wurde. Die Sachen haben ohne Übertreibung Millionenwert. Allein drei Autos aus den 30ern und ein 1928er Chevy sind unbezahlbar. Ansonsten gibt es hunderte original verpackte Matchboxautos, Fahrräder, Mopeds, Bilder, Puppen. Genug Auswahl für fünf Geschäfte in zwei große Garagen gestopft und übereinander gestapelt.

Für die Weiterfahrt nach Santa Fe hatte ich das Navi um eine alternative Route gebeten. Das Navi sagte: "Ja Sir Ja!" und schickte uns auf 60 km Rüttelpiste über offene Kuhweiden und Bachläufe. Die vierbeinigen Bewohner guckten etwas ungehalten. Neunzig Minuten im besseren Schritttempo mit viel Landschaft. Die Hasen mit ihren 30cm langen Ohren hatten genug Zeit, um auszubüchsen.

Wir waren dann froh, ohne Reifenschaden oder Achsenbruch oder runtergefallene Möbel in unserem Nachtquartier angekommen zu sein: Santa Fe.


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#vegas#weihnachtsbaum