Flo und Lou
Flo und Lou
vakantio.de/flou

Cherry picking

Veröffentlicht: 29.01.2019

...Wir hatten tatzaechlich das Glueck unser Zelt im Garten von Val (Besitzerin vom Hostel) aufzubauen.
Den Abend des 31.Dezembers verbringen wir zusammen mit anderen Backpackern auf dem Grundstueck von Val. Sie hat ihren Sohn aus Melbourne eingeladen welcher fuer die Musik zustaendig war. Der Abend war sehr entspannt und ohne Feuerwerk beginnt das neue Jahr!

Die ersten Wochen im Jahr 2019 sind sehr intensiv. Wir haben begonnen Kirschen zu pfluecken. Wir, ca. 150 Picker, wurden alle am ersten Tag in Teams eingeteilt, welche dann zu den verschiedenen Orchards fahren um die Kirschen zu ernten. Vor den Bauch geschnallt haben wir ein 12 kg Log (welches in wirklichkeit zwischen 15-16kg wiegt, ja wir haben nachgewogen!). Pro Randvoll gefuellten Eimer bekommen wir 10,50 AUS$ und wenn wir die ganze Saison bleiben erwartet uns ein Bonus von 1,50 AUS$ pro Log. 
Wir starten um 6Uhr morgens zu arbeiten und last log darf bis um 14Uhr angefangen werden. An sehr heissen Tagen beginnen wir um 5:30Uhr und arbeiten meistens nur bis 10 oder 11 Uhr weil die Hitze spaeter unertraeglich ist und vorallem die Kirschen ohne Stiele vom Baum fallen. Wir muessen Sie mit Stiel pfluecken und trennen wenn sie verbunden sind. 
Der komplette Cherry Orchard ist mit Netzen eingepackt und sogar mit einer Regenplane von oben geschuetzt. Wenn die Sonne prall darauf scheint steht die Hitze unter der Plane und kaum ein Wind weht. Die Baeume stehen alle schoen in Reih und Glied und werden jedes Jahr nach der Saison gestutzt damit sie nicht zu gross werden. Wir koennen die Kirschen ohne Leiter pfluecken, was mir sehr gut gefaellt da ich mir eine menge geschleppe und Zeit spare.
Jede morgen bekommt jeder seine eigene kleine Karton Karte auf welcher Name, deine Nummer und Variety der Kirschen steht. Am Rand stehen einmal rundherum die Ziffern von eins bis 50. Ist nun ein Eimer voll bringen wir ihn zu der Person welche ihn checken wird. Auf der Karte wird dann pro Log die jeweilige Nummer ausgestanzt um die Produktivitaet zu verfolgen. Die Kriterien: Stiele, alle einzelt, vergammelte und Blaetter im Log. Hat man jeweils zehn in einem bekommt man ein Cross. Wenn man davon dann drei Stueck gesammelt hat, darf man nach Hause gehen und fuer diesen Tag wird einem der Bonus gestrichen. 
Ich pluecke gerne Kirschen. Ich mag es draussen zu sein und ich mag es sogar so frueh aufzustehen. Trotzdem war es nicht einfach die Saison durchzustehen. Am Anfang hatte ich Konkurenz Probleme, es war sehr schwierig ueber seine Grenzen hinauszupfluecken und trotzdem langsamer zu sein als andere. Nach ca. einer Woche habe ich gemerkt das ich so nicht weitermachen kann, also habe ich versucht weniger auf andere zu achten und mich mehr auf die Baeume zu konzentrieren. 
Das Wetter ist sehr eigen seit anfang Januar, die Tage sind sehr heiss, manchmal haben wir knapp 40 Grad C, und sobald die Sonne weg ist kuehlt es teilweise auf 5 Grad C runter und bei Val in den Bergen bekommt man das schnell zu spueren. Alle im Backpacker sind angeschlagen und ich werde krank. Fast ueber zwei Wochen quaellt mich Halsschmerzen und starker Husten, zwei Tage verbringe ich eigentlich nur schlafend im Zelt. Aber ich uebe mich in Akzeptanz und bei Val ist es sehr still. Ein guter Ort um wieder etwas zu Kraeften zu kommen. 
Mit jeder weiteren Woche beginnt mein Koerper mehr zu rebellieren. Meine Beine schmerzen und sind mit kratzern und blauen Flecke uebersaeht. Meine Arme sehen nicht besser aus und mein Ruecken klagt ueber die schwere Last. Besonders schwierig sind die Tage an welchen ich sehr muede bin, es ist nicht einfach sich zu motivieren und die Eimer fuehlen sich noch schwerer an. An anderen Tagen fuehle ich mich sehr gut, ich bin gluecklich und motiviert, die Kirschen sind  gross und jeden neuen Tag jagt man hinter seinem Rekord nach. 
An den Nachmittagen geniesse ich die Ruhe in den Bergen. Wir backen und kochen viel und verbringen unsere Zeit mit Kartenspielen und anderen einfachen Aktivitaeten. Vor einer Woche haben wir ein Zimmer in Vals Haus bekommen. Das war das Hillight! Ein Queensize Bett und ein wundervoller Ausblick! 

In den letzten Tagen der Kirschsaison schlaegt das Wetter um! Die Hitze bleibt aber der Wind kommt dazu! Es ist sehr trocken und schnell werden Walsbraende verursacht. Am Anfang war uns noch nicht wirklich bewusst was das heisst. Die Tage sind sehr heiss und der Rauch steht wie Nebel ueber der Oberflaeche. Der Himmel zeichnet unglaubliche Bilder mit Rauch und Sonnenauf -und untergaengen. Manchmal regnet es Asche vom Himmel und das Atmen faellt einem schwer. 
Die Situation spitzt sich immer mehr zu. Dadurch das der Wind staerker wird, ist das Feuer unkontrollierbar. Feuerwehrleute werden aus Neuseeland und dem Mainland angefordert, aber wegen dem Wind koennen sie teilweise nur wenig unternehmen.
Nach ein paar sehr rauchigen Tagen wird uns von der Feuerwehr nahegelegt das Haus zu verlassen. Sie werden den Wald runterbrennen lassen, da sie keine Chance haben das Feuer unter kontrolle zu bringen. 
Also sind wir wieder am Backpacker mit den anderen. Wir duerfen aber in Betten schlafen, auch wenn wir jede Nacht ein anderes bekommen, da neue Leute einchecken. Es sind sehr angespannte Tage, Val bangt auf der einen Seite um ihr Haus und auf der anderen freut sie sich ein neues desingen zu koennen. Es ist aufregend und gleichzeitig sehr erschrekend solch eine Naturkatastrophe mitzuerleben. 

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