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Vergessen Sie nicht: Das Leben ist eine Herrlichkeit (R.M. Rilke)

Veröffentlicht: 13.01.2018


Liebe Leute, es wird mal wieder Zeit für einen kleinen Bericht bevor ich alles vergesse, was ich euch erzählen will. Es ist sowieso nicht möglich, die vielen Erlebnisse in Worten und Bildern festzuhalten aber ich gebe mein Bestes.

Es liegt unter anderem eine total entspannte Woche in Agonda Beach in Goa hinter uns, die wir genutzt haben, um einfach mal nichts zu tun, außer jeden Tag von unserer Hütte zu der von Ulrike, Udo und Iven zu gehen, dort abzuhängen und uns von den netten Leuten vom Agonda Waves Restaurant mit Essen, Shakes, Bier und Cocktails versorgen zu lassen. Jeden Nachmittag kam ungefähr zur gleichen Zeit ein weißes Pferd vorbei, um sich mit Kohl und Brot versorgen zu lassen und sich im Gegenzug für das ein oder andere Foto zur Verfügung zu stellen. 




Zum Ende der Woche habe ich dann langsam eine leichte innere Unruhe gespürt – das Reisefieber und die Neugier auf das was als nächstes kommen sollte haben sich gemekdet. Und so war es ganz gut, dass für den 09.Januar das Zugticket Richtung Hampi bereits gebucht war. Nach knapp 400km, also acht Stunden Zugfahren, kamen wir in Hospet an, von wo aus wir noch ein paar Kilometer mit der Auto Rikshaw zum Fluß und von da aus mit der Fähre auf die andere Seite zu unserem Hostel fahren mussten. Hampi liegt im Bundesstaat Karnataka und war vom 13. bis ins 16. Jahrhundert die Hauptstadt und Handelsmetropole des Königreiches Vijayanagar. Das ist heute kaum noch vorstellbar, da Hampi ein sehr kleines Dorf ist, inmitten einer total unwirklichen, unfassbar großen Felslandschaft und leuchtend grünen Reisfeldern und Bananenplantagen. 



Nur die vielen alten Tempelruinen erinnern noch daran, dass hier einmal etwa 500 000 Menschen gelebt haben. Als wir den Aufenthalt im September von Hamburg aus geplant hatten, hatte ich keine Vorstellung von dem Ort und dachte, dass zwei Nächte mit Sicherheit reichen werden. Als ich dann die ersten riesigen Felsen in der Landschaft war, wusste ich, dass ich dort gut eine ganze Woche hätte verbringen können. Es sieht so aus, als hätten hier irgendwann mal riesige Riesen gelebt, die mit den Felsen eine Art Tetris gespielt haben.





Auf der Zugfahrt hatte ich im Reiseführer gelesen, dass Hampi total beliebt zum Bouldern ist. Allerdings hatte ich nicht vor, das nach zwei mal Indoor Bouldern in den letzten zwei Monaten nun gleich draußen und an echten Felsen zu versuchen. Direkt auf dem Weg zum Hostel fiel mir allerdings ein Shop ins Auge, der Kurse anbietet und irgendwie hat es dann doch in den Fingern gekribbelt. Nachdem das Gepäck abgeladen war, sind wir also nochmal zurück gegangen und ich hab gefragt ob die Kurse auch für absolute Anfänger geeignet sind: „Of course, very easy, for absolutely beginners!“ Somit war der Plan für den nächsten Morgen klar – 8 Uhr bouldern mit Thimma. 

Was soll ich sagen: es war einfach großartig. Ich hätte nie gedacht, dass ich es mir zutraue und auch schaffe, auf solche Felsen zu klettern – der letzte war etwa 4m hoch. Thimma war ein echt guter Motivator: „No Pain no gain!“ und „Trust your feet!“ waren immer wieder hilfreiche Sätze. ;-) Das Gefühl, es geschafft zu haben bleibt auf jeden Fall tief im Herzen gespeichert, um es in zukünftigen „das-schaff-ich-nie-Situationen“ wieder hervorzuholen.




Die echten Profis...


Ich war ein bisschen traurig, dass wir nur so wenig Zeit für Hampi eingeplant haben, denn ich hätte große Lust gehabt, noch einen mehrtägigen Kurs mitzumachen. Den Rest der Zeit haben wir dann damit verbracht, eine Tempelanlage auf der anderen Flussseite anzuschauen und die eindrucksvolle Felslandschaft zu erkunden. Am Abend des 11.Januar mussten wir dann zum Nachtzug, der uns ins weiter südlich gelegene Mysore bringen sollte. Da die Fähre über den Fluss nur bis halb sechs übersetzt und wir erst viel später am Bahnhof sein mussten, entschieden wir uns für eine Fahrt über die etwas entfernter gelegene Brücke mit der Auto Rikshaw. Die war nochmal ein echtes Highlight zum Abschied von Hampi. Ich hatte mittags mit Lucky, einem jungen Rikshaw Driver Zeit und Preis per Handschlag ausgehandelt, um 19 Uhr wollten wir uns treffen. Wir waren etwas zu früh und sahen Lucky dann schon mit ein paar anderen Jungs auf dem Moped suchend die Straße auf und ab fahren. Als er mich erkannte meinte er, dass er dachte wir wären vielleicht schon mit jemand anderem gefahren. Er schien ein bisschen erleichtert, als ich ihm erklärte, dass er sich auf einen handshake mit mir verlassen kann. Lucky und sein Kumpel, der zur Unterstützung mitfuhr, waren echt gut drauf und schienen sich auf die Tour zu freuen. Auf dem Weg hielten wir noch kurz bei Lucky vorm Haus im Nachbardorf, wo sein Großvater wartete und den Jungs zwei dicke Jacken in die Hand drückte – sweet. Mit lauter Bollywood Musik und hupen im Takt dazu hatten wir dann eine ziemlich witzige einstündige Fahrt auf einer teilweise extrem rumpeligen Straße. Immer wieder rief einer der Jungs von vorne „Check your bags“, sehr aufmerksam. Es ist aber nix verlorengegangen. Eine kurze Aufregung gab es bloß, als wir ein Moped etwas eng und auch etwas zu schnell überholten. Das wollten die drei älteren Herren, die darauf saßen sich nicht gefallen lassen, fuhren plötzlich sehr dicht rechts neben uns und der Typ in der Mitte hielt sich bei voller Fahrt an unserer Rikshaw fest, was wirklich nicht besonders schlau war da er dabei fast das Moped zum umkippen brachte. Nach einer kurzen Diskussion haben die drei gemerkt, dass sie gegen uns keine Chance haben und wir sind abgedampft und wir kamen pünktlich am Bahnhof an, wo unser Zug mit einer Stunde Verspätung abfuhr.


Die Nacht in meinen Geburtstag hab ich dann, total unspektakulär, schlafend im Zug verbracht und hätte ich nicht nach dem Aufwachen morgens eine liebe erste Glückwunsch SMS auf dem Handy gelesen, hätte ich wohl auch nicht gleich als erstes dran gedacht, dass mein Geburtstag ist. An dieser Stelle vielen Dank für die vielen lieben Grüße, die mich hier in der Ferne erreicht haben, besonders für die beiden Anrufe inklusive Ständchen, die dann am Abend doch noch für etwas mehr Geburtstagsstimmung gesorgt haben. Da die Fahrt im Nachtzug nicht besonders erholsam war, haben wir den ersten Tag in Mysore eher ruhig verbracht und uns in unserer kleinen Wohnung mit Dachterrasse erholt.


Tomaten kaufen am Sonntagmorgen
Freitags gibt es Essen im Tempel


Mit Reismehl werden Symbole vor die Häuser gemalt...


...damit keine bösen Mächte in die Häuser kommen


Am nächsten Tag haben wir dann zu Fuß die ziemlich angenehme Stadt mit dem eindrucksvollen Palast erkundet. 


Sonntags beleuchten 90000 Glühbirnen den Palast für eine Stunde


Im Palast hatten wir eine Führung von Baba, der uns alles ganz genau erklärt hat. Er schien nicht ganz zufrieden damit gewesen zu sein, dass wir kaum Fotos gemacht haben, weswegen er sich irgendwann Erics Handy geschnappt und einfach selber damit gefühlt 1000 Bilder gemacht hat. Wir mussten ständig stehen bleiben, um uns vor verschiedenen Gemälden, Säulen oder großen Sälen fotografieren zu lassen. 

Da fand ich Babas Ehrgeiz noch witzig


Zum Schluss war ich etwas genervt, weil es dort wirklich überall sehr voll war und wir dauernd anderen Leuten im Weg standen, oder andere Leute weggeschickt wurden, damit wir allein auf dem Foto sind – aber Baba hat es auf jeden Fall gut gemeint. 

Verzweiflung nach dem drölfundneunzigtausendsten Foto


Auf dem Rückweg zu unserer Unterkunft besuchten wir noch den wirklich schönen, bunten Devaraja Markt, auf dem man Farbpulver, Obst, Gemüse, tollen Blumenschmuck und ätherische Öle kaufen kann. Es macht einfach Spaß, durch die Gänge zu laufen, die wunderbaren Düfte der Gewürze und Kräuter einzuatmen und die Menschen bei ihren täglichen Einkäufen zu beobachten.




Flower Lane


Alles leuchtet so schön bunt


Die Kühe wurden für ein Festival mit Kurkuma eingefärbt


Ständig fragte uns jemand wie wir heißen und woher wir kommen und ab und zu wollten Gemüsehändler ein Selfie mit uns machen. 


Ich weiß nicht auf wie vielen indischen Smartphones inzwischen Bilder von uns sind. Im Vorbeischlendern sprach uns irgendwann ganz charmant ein Mann an und fragte: „Do you know how to make Räucherstäbchen?“ und schön hatte er uns in seinen kleinen Laden entführt, um es uns zu zeigen. Er erzählte, dass er und sein Bruder Mohammad das Geschäft ihres Großvaters weiter führen, welches dieser irgendwann gegründet hat als „Germany still was divided“. Nachdem wir das mit den Räucherstäbchen nun wussten, durften wurden uns verschiedene, gut duftende ätherische Öle gezeigt. Mohammad und sein Bruder dessen Namen ich mir leider nicht gemerkt habe, wussten echt wie sie ihre Waren loswerden. Mohammad erzählte uns, dass er einen Freund hat, der in Hamburg in der Nähe vom Fischmarkt wohnt. Leider hatte er bis jetzt nicht genug Geld, um ihn zu besuchen aber er kennt von ihm vier deutsche Bands, wie er ganz stolz erzählte: Fettes Brot und Jan Delay aus Hamburg, aus Düsseldorf Die Toten Hose und Helge Schneider. Als er dann anfing „Fitze Fitze Fatze“ zu singen, hab ich mich endgültig kaputt gelacht. Mit ein paar Ölen, geschenkten Räucherstäbchen und einem netten Erinnerungsfoto haben wir uns irgendwann von den beiden verabschiedet. Eine der vielen Begegnungen, die mir sicher noch lange in Erinnerung bleiben werden.

How to make Räucherstäbchen

Das links ist Mohammad - ein witziger Typ

Für den letzten Tag in Mysore hatten wir nachmittags einen geführten Stadtspaziergang inklusive Essen gebucht. Vormittags entschieden wir dann spontan, die 1000 Stufen auf den Chamundi Hill hinaufzusteigen. 

Einige Hindus machen beim Raufgehen auf jede Stufe einen farbigen Punkt


Der Berg ist, vor allem am Wochenende, ein sehr beliebter Ausflugsort. Massen von Menschen werden mit Bussen, Auto Rikshaws oder Taxis hochgefahren, einige nutzen auch die 1659 gebaut wurde. Etwa nach der Hälfte des Weges geht man an einer sehr großen, steinernen Kuh vorbei, welche von den Hindus angebetet wird. 

Ashmita sagt, man kann der Kuh einen Wunsch ins Ohr flüstern und er wird erfüllt


Bereits ziemlich am Anfang der Treppe, wurde ich wieder von ein paar Mädchen angesprochen, was erstmal nichts besonders war. Eines fragte mich nach etwas Wasser für ihre kleine Schwester, da sie ihres vergessen hatten. Ich hatte zum Glück genug dabei. Da Eric schon viel weiter vorne war bin ich dann mit den vier Geschwistern ein Stück zusammen gelaufen, zwischendurch wurde ich immer mal von anderen Menschen angesprochen aber wir haben uns irgendwie immer wieder getroffen. Oben auf dem Berg, auf dem ein hinduistischer Tempel steht, haben wir uns sehr schnell aus den Augen verloren, da es wirklich extrem voll war. Als wir aber nach einer halben Stunde begannen, die Stufen wieder hinunter zu steigen hörte ich es hinter mir rufen: "Feli! Germany!" Da waren sie wieder: Ashmita, Bhoomika und ihre zwei kleinen Geschwister. Wir gingen dann den gesamten Weg gemeinsam zurück und haben uns unterhalten. 

Ashmita und Bhoomika (rechts neben mir)


Die Mädels wollten uns überreden, mit ihnen und ihrer Familie gemeinsam in ihr Dorf zu fahren und dort die nächste Nacht zu verbringen. Es war nicht so leicht, sie von diesem Gedanken abzubringen. Abgesehen davon, dass ich nicht glaubte, dass die Idee mit den Eltern abgesprochen war, hatten wir auch für den nächsten Morgen schon unser Busticket für die Weiterfahrt nach Ooty. Ich hab mir von Pashmita ein paar Wörter Kannada (Sprache im Bundesstaat Karnataka) sagen lassen, die sehr schön klangen und wir erzählten uns gegenseitig von unseren Familien. Sie war überrascht, dass ich "nur" dre Geschwister habe. Ich habe dann versucht, das mit acht Nichten und Neffen auszugleichen aber gegen ihre Großfamilie hatte ich keine Chance. Irgendwann sagte sie ich sei jetzt ihre große Schwester und nahm für die letzten Stufen meine Hand. Unten angekommen wurden wir sehr herzlich von sehr vielen Menschen empfangen. Pashmita hatte zwar von ihrer großen Familie erzählt aber nicht, dass diese gerade ein Fest am Fuß des Berges feiern. Wir lernten die Eltern, Großeltern, Tanten, Cousinen und andere Verwandte kennen und es wurden viele Bilder gemacht. Dann wurden wir zum gemeinsamen Essen eingeladen, welches die Familie in riesigen Metallbehältern mitgebracht hatte. Etwa 70 Leute saßen an langen Tafeln in einer Art steinernen Pavillon und wir saßen plötzlich dazwischen und hatten Reis, Rhaita und verschiedene Curry auf unseren Tellern und wenn man nicht aufpasste, wurde auch ständig nachgefüllt.


Nach dem Essen verabschiedeten wir uns in Ruhe, Pashmita schrieb mir noch ein paar Namen auf, damit ich sie nicht vergesse und sie gab mir die Nummer von ihrem Vater für what's app. 

Ich bin umzingelt


Ich hoffe, dass Ashmitas Vater mir ein paar seiner Bilder schickt, da ich kaum die Gelegenheit hatte, zu fotografieren in dem ganzen Trubel. Aber auch ohne Fotos werde ich wohl noch sehr oft an diesen unglaublich schönen Ausflug zurückdenken. Von eigentlich fremden Menschen so herzlich und selbstverständlich zu einer Familienfeier eingeladen zu werden ist eine unglablich tolle Erfahrung für die ich sehr dankbar bin. "Dhanyarvāda, dir liebe Ashmita und deiner Familie!"

Nach diesem wunderbaren Erlebnis hätte der Tag auch zu Ende sein können aber wir hatten dann tatsächlich noch einen echt netten Abschluss mit unserem geführten Spaziergang durch die Innenstadt von Mysore. Wir hatten richtig Glück, da wir die einzigen Teilnehmer waren und somit Abilash, einen Studenten, der sich mit den Führungen Geld verdient, ganz für uns allein hatten. So konnten wir viele Fragen stellen und uns gut auch ein wenig persönlich. Er erzählte uns viele interessante und lustige Anekdoten über die Geschichte Myrores und zum Abschluss machten wir noch ein paar Stopps, um landestypische Snacks zu essen, Lassi und Chai zu trinken.

Mysore Pak - eine Süßigkeit aus Ghee, Zucker und Maismehl
Abilash und seine zukünftige Kollegin zeigten uns die angeblich besten Dosas in Indien


Mysore war auf jeden Fall einen Besuch wert und sicher hätten wir auch noch ein paar Tage mehr füllen können. Es werden hier auch viele Yoga Kurse angeboten aber dafür hat die Zeit nicht gereicht.

Nun sind wir in Ooty im Bundesstaat Tamilnadu angekommen - die erste Hill Station auf unserer Reise. Die Busfahrt hier her war unerwartet entspannt. 


Wir haben knapp 200km in etwas mehr als vier Stunden zurückgelegt. Die letzten 70km bestanden nur noch aus Serpentinen und ich konnte vom Ausblick aus dem offenen Busfenster auf die Berge und Teeplantagen kaum genug bekommen. Der Ort an sich ist nicht besonders schön aber unser Guesthouse liegt im nächsten Dorf, wo es ganz entspannt ist. 



Wir fahren nun immer mit dem Public Bus in die Stadt, was gestern abend schon ziemlich witzig war. 

Ihr müsst euch jetzt dazu bitte ganz laute Bollywood Musik vorstellen

Achja, es ist übrigens extrem kalt hier: tagsüber 18° aber auch nur wenn die Sonne scheint, nachts sind es nur um die 10° und ich musste mir dicke Wollsocken anziehen. Hier gibt es ja keine dicken Bettdeckungen oder eine Heizung.

Mal sehen was uns in den nächsten zwei Tagen erwartet bis es dann am Donnerstag weiter geht in Richtung Kerala. Ich melde mich wieder Anfang Februar. Lasst es euch gut gehen!

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#indien#goa#hampi#mysuru