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Tag 11 - Ich bin eine Prinzessin

Veröffentlicht: 14.11.2017

...denn nur Prinzessinnen fahren rosa Fahrräder.  Aber sowas von rosa. Ich habe mir heute eines gekauft. 90 Dollar. Knatschneu. Es ist eigentlich ein bisschen zu klein für mich, aber die Auswahl ist hier nicht so groß. Ich fahre ja nur kurze Distanzen damit und Hügel gibt es hier in der Stadt keine. Es macht komische Geräusche, wenn ich in die Pedale trete. Und ich kann nicht heraus finden, wie viel Gänge es hat. Außerdem ist mir heute Abend aufgefallen, als ich noch mal ins Zentrum gefahren bin, dass es kein Licht hat. Kein Helm, kein Licht - wenn jetzt noch kein Glück dazu kommt...

Heute gab es mal wieder für ein paar Stunden kein Wasser. Die Zähne putze ich mir sowieso mit “agua purifacada“ (gereinigtes Wasser), also ist das kein Problem. Für alles andere gibt es eine Lösung: im Badezimmer befindet sich entweder eine große Tonne oder ein gemauertes Becken. Diese werden mit Wasser gefüllt (wobei ich nicht weiß, woher dieses Wasser kommt, denn alle anderen Kräne sind ja trocken). Dann gibt es eine kleine Schüssel und damit kann man duschen und die Toilette spülen. Man glaubt gar nicht, mit wie wenig Wasser man auskommen kann.

Heute im Projekt hat man mich gefragt, ob ich Manuels Vater kennen lernen möchte. Wer aufgepasst bzw. auf meinem Geburtstag etwas gespendet hat, weiß, dass Manuel unser gemeinsames Patenkind ist. Sein großer Bruder war auch dabei. Sie wirkten, als hätten sie sich extra ordentlich angezogen. Wir tauschten ein paar Höflichkeiten aus. Mir war die Situation ein bisschen unangenehm. Für jeden von uns war es eine Kleinigkeit ein paar Euro zu spenden. Für Manuel bedeutet es, dass alle Kosten, z.B. für die Schuluniform und Stifte, Hefte etc. bezahlt werden. Die öffentlichen Schulen an sich sind kostenfrei, aber alles andere muss man selbst bezahlen. Und daran scheitern viele. Zusammen mit der Unterstützung durch das Projekt hat er eine echte Chance auf einen Beruf oder sogar ein Studium. Und es entlastet die Familie, weil er an fünf Tagen in der Woche zu essen bekommt. Es wird gleich noch mal die Spendenkontonummer eingeblendet.

Es war nett von den beiden, dass sie vorbei gekommen sind.

Die Fotos zeigen neben dem königlichen Drahtesel den Blick aus dem ersten Stock des neuen Gebäudes im Projekt. Der Berg ist der Vulkan Mombacho.

Die Landschaft sieht idyllisch aus, oder? Ist sie auch. Wenn ich mich irgend wann einmal traue, im Viertel Fotos zu machen, zeige ich Euch wie die Leute hier leben.

Temperatur über dreißig, nachmittags bewölkt, kein Wind.

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